Ring frei zur zweiten Runde

von Günther Jakobsen14:24 Uhr | 14.08.2009

Zweiter Spieltag, zweite Chance. Den Verlierern der Auftaktrunde droht erhöhtes Stressrisiko, sollte man nach 90 Minuten erneut mit leeren Händen dastehen. Einigermaßen entspannt können mit Frankfurt und Schalke zwei Gewinner des ersten Spieltags an den Start gehen, die an diesem Wochenende Heimrecht genießen.

Von einem gelungenen Saisonstart können weder die Bayern noch die Bremer sprechen. Beide Klubs offenbarten zu Beginn Defizite in der Feinabstimmung, auch weil wichtige Akteure zum Start noch fehlten. Werders schlechtes Abwehrverhalten wird nicht auf personellem Wege entschärft werden können, da der kaum ersetzbare Innenverteidiger Naldo höchstwahrscheinlich immer noch ausfällt. Den Münchenern hingegen stehen gegenüber der Vorwoche insbesondere in der Offensive Alternativen zur Verfügung (Klose, Ribery), wenn auch, wie von Louis van Gaal im Fall des französischen Ballartisten angedeutet, nur für einen Teilzeiteinsatz.

Im Südderby zwischen Stuttgart und Freiburg stehen die Gastgeber aufgrund der Auftaktniederlage in Wolfsburg unter höherem Druck als der Aufsteiger. Im letzten Ligaduell (März 2005) gewannen die Schwaben knapp mit 1:0 - kurioserweise durch einen Treffer ihres heutigen Trainers Markus Babbel. Freiburgs Coach Robin Dutt erwartet nach dem Punktgewinn seiner Elf gegen den HSV eine größere Herausforderung: „Wir werden auf eine aktivere Mannschaft treffen als vor einer Woche.“

Treffer von Kehl (verletzt) und Frei (gewechselt) brachten dem BVB im letzten Bundesliga-Vergleich den Sieg über den Hamburger SV. Nach den Eindrücken des ersten Spieltages sind die Schwarz-Gelben trotz der Absenz der damaligen Torschützen in der Elbmetrople nicht zwingend als Außenseiter zu betrachten. Gleichwohl gab deren Chancenverwertung zu Denken. Auf Seiten der Gastgaber machte man sich ebenfalls Gedanken: „Klar ist, dass wir es besser machen wollen als gegen Freiburg“, erwartet Bruno Labbadia, dass die Hanseaten nicht nochmals verfrüht in den Schongang schalten.

Beide Partien aus der vorigen Spielzeit entschied Leverkusen gegen Hoffenheim deutlich für sich. „Wir haben letzte Saison gegen Bayer keinen Punkt geholt. Diese Saison wollen wir das ändern“, erinnert sich Hoffenheims Abwehrcrack Andreas Beck ungern zurück. In der erstmals für 30.000 Zuschauer ausgelegten BayArena spricht die mutmaßliche Rückkehr von Castro und Rolfes in die Startformation für eine zunehmende Stabilität der Heynckes-Elf.

Stabilität ist in noch höherem Maße ein bedeutsames Stichwort für Hannover 96. Zum Start konnte eine ordentliche Auswärtsleistung in Berlin attestiert werden - aber eben kein Punktgewinn. Die von zahlreichen Verletzungen personell gebeutelten Niedersachsen sehen in der Neuverpflichtung des Ivorers Ya Konan eine mögliche Verstärkung im Angriff. Auch die Gäste aus Mainz können nicht aus dem Vollen schöpfen, haben durch das achtbare 2:2 zum Auftakt gegen Leverkusen aber die Null vom Punktekonto bereits wegradiert.

Michael Skibbe hat wenig Anlass, die in Bremen erfolgreiche Formation umzubauen. Da auch Amanatidis wieder fit scheint, werden die Frankfurter optimistisch daran gehen, ihren guten Saisonstart fortzusetzen und sich tabellarisch oben zu halten. „Wir werden wenige Dinge im Mannschaftsgefüge ändern“, kündigt auch Nürnbergs Übungsleiter Michael Oenning an, weitgehend auf das Team vom Spiel gegen Schalke (1:2) zu bauen. Zuletzt hatten die Clubberer gute Erfahrungen mit den Hessen gemacht (2 Siege, 2 Remis).

Beim Spiel 1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg ist der Gastgeber klarer Außenseiter gegen den bemerkenswert stark in die Saison gestarteten Titelverteidiger. Internen Ärger gab es bei den Domstädtern, da der angeschlagene Milivoje Novakovic unbedingt den Länderspieltermin der Slowenen gegen San Marino wahrnehmen wollte - und deshalb seinen Platz im Kölner Sturm nicht sicher hat. Ob der VfL Neuzugang Obafemi Martins einsetzt ist noch offen. Eines ist aber klar: „Er darf auf dem Platz auch gern einen Flickflack machen, da habe ich überhaupt nichts dagegen. Dann weiß ich nämlich, dass er ein Tor geschossen hat“, so Armin Veh.

Mönchengladbachs Spieler hatten im Auftaktspiel nur eine Halbzeit lang Gründe Flickflacks hinzulegen. Gleichwohl zeigten die Neuzugänge Arango und Bobadilla viel versprechende Ansätze, so dass man dem Heimspiel gegen Hertha BSC erwartungsfroh entgegen sieht. Bei den Berlinern machen interne Querelen um den Umgang mit Lucio die Runde, sowie Spekulationen um eine mögliche Rückkehr Voronins.

Ein Ex-Herthaner wurde derweil bei Schalke unter Vertrag genommen: Felix Magath verpflichtete den brasilianischen Routinier Mineiro (34 Jahre), dazu kam noch als Alternative auf der Linksverteidigerposition der Slowake Lubos Hanzel. Die Knappen erwarten im Pott-Derby den Nachbarn VfL Bochum, dem die erfolgreiche Aufholjagd gegen Gladbach zum 3:3 einigen Auftrieb verliehen hat. Besonders dem doppelten Torschützen Mimoun Azaouagh, der - wenn auch ohne großen Erfolg - selbst einst im Schalker-Trikot spielte.

André Schulin



Ich nehme meine Winterpause von Euch, Jungs.

— Zettel von Alex Ferguson bei der Pressekonferenz nach einem 0:2 mit Manchester United gegen Leicester City.