DFB-Team

Ronaldo in Form, Holland raus

von Günther Jakobsen23:13 Uhr | 17.06.2012

Hollands Strohfeuer erlosch schnell. Die 1:0-Führung reichte nicht, um das vom starken Ronaldo angetriebene Portugal im Zaum zu halten. Am Ende war die 1:2-Niederlage der Oranjes, die ohne Punktgewinn aus dem Turnier schieden, sogar noch schmeichelhaft.

Der Gruppenspiel-Showdown zwischen Portugal und den Niederlanden war höchst unterschiedlich gewichtet: Die Südeuropäer konnten das Viertelfinale aus eigener Kraft erreichen, Holland war auf einen klaren Sieg sowie auf einen Erfolg der Deutschen im Parallelspiel gegen Dänemark angewiesen. Gespannt war man auf Bert van Marwijks Personalwahl im offensiven Bereich - nach den Pleiten zuvor entschied sich der Bondscoach nicht unerwartet für Huntelaar in der Spitze; zudem stand auch Van der Vaart in der Startelf. Viel war noch nicht passiert, als die Oranjes einen Glückssmoment erlebten. Über rechts, van Persie und Robben, lief der Angriff, den Van der Vaart mit einem unhaltbar in den linken Winkel gezirkelten Ball zum 1:0 abschloss (11.). Als in der 19. Minute die Nachricht von der Führung der DFB-Elf die Runde machte, schien van Marwijks Elf gut auf Kurs zu liegen. Nur eines störte die rosige Perspektive: Portugal wachte auf. Vor allem der im bisherigen Turnierverlauf nicht überzeugende Ronaldo wirkte wie ausgewechselt und hatte in der 16. Minute viel Pech mit einem Pfostenschuss. Sein Teamkollege Postiga verpatzte ebenfalls zwei aussichtsreiche Gelegenheiten (18., scheiterte an Stekelenburg/20., vertändelte das Leder kurz vorm Tor), doch Portugal gab das Spiel nicht mehr aus der Hand. Nach schönem Pass von Pereira ließ sich Ronaldo auf dem Weg zum Ausgleich nicht von Vlaar bremsen (28.). Die Niederländer fanden kaum noch Zugriff aufs Spiel. Sneijders Versuch von halblinks, aus großer Distanz, sah fast schon nach Verzweiflung aus, denn echte Probleme konnte der Schuss Patricio nicht bereiten (37.). Portugals Spielzüge waren schneller - und auch ihre Abschlüsse kamen einem weiteren Treffer näher.

In der ersten Viertelstunde nach Wiederbeginn hielten sich die Spielanteile in etwa die Waage, wie auch die Tormöglichkeiten. Sneijders gefährlich in den Sechzehner geschnibbelte Flanke erwischte Vlaar nicht voll, so dass die Situation ohne Erfolg verpuffte (53.). Wenig später vergab Moutinho leichtfertig eine gute Chance (55., rechts vorbei) und Postiga traf aus Abseitsposition (60.), was entsprechend keine Ergebnisänderung bewirkte. Hollands in dieser Phase ansteigender Ballbesitz führte zu nichts, da man keine Vorstöße zustande brachte, die Portugals Abwehr aushebelten. Huntelaar, ohne entsprechende Anspiele, hing in der Luft. Die Konter der Portugiesen indes wurden immer gefährlicher. Nani, von Ronaldo bestens angespielt, musste in der 73. Minute eigentlich die Führung machen, schoss aus fünf Metern jedoch den hechtenden Stekelenburg an. In umgekehrter Reihenfolge, Nani als Vorlagengeber für Ronaldo, fiel das 2:1 dann eine Minute später. Hollands Chancen im Turnier zu verbleiben waren nun nur noch minimal. Zwei aussichtsreiche Torgelegenheiten sprangen in der Restspielzeit noch heraus, darunter ein Pfostenschuss Van der Vaarts (83.), doch Portugal hätte genausogut die Führung ausbauen können. Ronaldo traf in der Schlussminute ein weiteres Mal den Pfosten, sein Ärger darüber hielt sich aber angesichts des Resultats und seiner persönlichen Leistung in Grenzen.

André Schulin



Die Südkoreaner rennen wie die Teufel. Und da sie alle gleich aussehen, können sie in der Halbzeitpause ihre komplette Elf austauschen, und niemand würde etwas davon merken.

— Luis Aragones