Rottenberg hört auf

von Günther Jakobsen15:02 Uhr | 10.12.2008

Im Mai hatte sie ihren Abschied von der Nationalmannschaft bekannt gegeben, nun ist auch in der Bundesliga Schluss: Aufgrund einer hartnäckigen Fußverletzung beendet die Weltklassetorhüterin Silke Rottenberg vorzeitig ihre Karriere. Über ein Jahrzehnt hat sie die deutsche und internationale Frauenfußballszene geprägt und sich zuletzt mit dem Triple-Gewinn des 1. FFC Frankfurt ihren letzten Titeltraum erfüllt. Am Sonntag wird die 36-Jährige offiziell verabschiedet.

Sie habe das Torwartspiel im Frauenfußball revolutioniert, soll Fifa-Präsident Joseph S. Blatter einmal gesagt haben. Derart offensiv und aggressiv zu spielen, das habe es vorher nicht gegeben. Es sind nicht die einzigen Lorbeeren, die sich die Ausnahmespielerin mit der eisernen Disziplin im Laufe ihrer langen Karriere verdient hat. Silke Rottenberg hat den Aufstieg des deutschen Frauenfußballs geprägt. Sie spielte beim legendären TSV Siegen, beim FFC Brauweiler-Pulheim, FCR Duisburg, beim Rekordmeister FFC Frankfurt und 15 Jahre lang in der Nationalelf. Neben dem Gladbach-Schal, den sie bereits als Kind bekam, dürften sich im Haus der gebürtigen Euskirchenerin inzwischen so einige Trophäen und Medaillen stapeln – nationale wie internationale.
1993 gab Rottenberg ihr Debüt in der Nationalelf – das war zwei Jahre vor Oliver Kahns erstem Länderspiel bei den Männern. Seither ist sie immer wieder mit ihm verglichen worden, feierte im Gegensatz zu Kahn aber große Erfolge im Nationaltrikot: zwei WM-Titel (2003, 2007), drei EM-Titel (1997, 2001, 2005), zwei Mal olympisches Bronze. Die WM 2003 - insbesondere das Halbfinale gegen die USA, das die Deutschen 3:0 gewannen - zählt zu ihren persönlichen Höhepunkten: „Wir haben uns alle in einen Rausch gesteigert“, sagt Rottenberg rückblickend. Die Amerikanerinnen verzweifelten an der sensationell haltenden Rottenberg, die später zur besten Spielerin des Turniers und zur Welttorhüterin 2003 gewählt wurde. Ihrem Sport habe die WM 2003 nachhaltig einen Schub gegeben, sagt Rottenberg heute.

Zehn Jahre lang war die Sportsoldatin die Nummer eins im deutschen Tor – bis sie vor der WM 2007 verletzungsbedingt ihren Platz an Nadine Angerer abgeben musste. Die vertrat sie mehr als würdig und Rottenberg zog auch aufgrund der eigenen, anhaltenden Verletzungsprobleme die Konsequenz: Im Mai 2008 nahm sie beim Länderspiel gegen Wales Abschied von der Nationalmannschaft. Kein leichter Schritt, aber: „Ich bin glücklich, auch wenn ich aufhöre“, hatte sie an jenem Tag im Mai gesagt. Es hatte kein endgültiger Abschied vom aktiven Fußball werden sollen. Mit dem FFC Frankfurt wollte sie noch ein, zwei Jahre bestreiten. Doch ihr letztes Spiel datiert vom 15. Juni – seither laboriert sie an einer Fußverletzung. Vor der Bundesligapartie des FFC gegen den SC Bad Neuenahr wird sie nun offiziell verabschiedet – dem Fußball aber erhalten bleiben. „In welcher Form auch immer“, sagt Rottenberg. „Es laufen bereits Gespräche, ein Vertrag steht kurz vor dem Abschluss.“ In den vergangenen Jahren hat sie alle Trainerlizenzen erworben – es liegt nahe, dass sich der DFB ihre Dienste sichern wird. Schon anlässlich ihres Nationalelf-Abschieds hatte DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger Rottenberg gesagt: „Wir brauchen sie.“

Astrid Labbert



Ich scoute für Watford Spieler, die keiner kennt.

— Sir Elton John, Ehrenpräsident des FC Watford.