Seit der Einführung des UEFA-Pokals, der zwischen 1957 und 1971 Messepokal hieß, konnten sich sechs deutsche Mannschaften als Sieger eintragen lassen. Das Endspiel erreichten weitere fünf Teams aus unseren Landen. Vor dem diesjährigen Finale zwischen Feyenoord Rotterdam und Borussia Dortmund erinnern wir an einige Final-Highlights mit deutscher Beteiligung.
Borussia Mönchengladbach war 1973 der erste deutsche Finalist in einem UEFA-Pokal-Endspiel. Bis 1997 wurde die Entscheidung noch in Hin- und Rückspielen ausgefochten, so auch am 10. und 23. Mai 1973. Eigentlich begann die Auseinandersetzung schon am 9. Mai, doch das Spiel in Liverpool (mit Keegan, Toshack und im Tor Clemence) wurde wegen Regen abgebrochen und am Folgetag neu angesetzt. Gladbach (mit Netzer, Vogts, Heynckes, Wimmer etc.) ging an der Anfield Road jedoch 0:3 unter. Da nutzte auch der 2:0-Erfolg im Rückspiel (2x Heynckes) nichts mehr. Doch zwei Jahre später hatten es Weisweilers „Fohlen“ wieder geschafft. Diesmal war Twente Enschede aus den Niederlanden der Gegner. Nach einem enttäuschenden Hinspiel (0:0) in Düsseldorf (wegen des größeren Stadions – heute undenkbar!?), trumpfte das Team um die beiden Torschützen Heynckes (3x) und Alan Simonsen (2x) in Twente grandios auf und holte mit dem 5:1 im Rückspiel erstmals den Pott nach Deutschland. Bei Twente stand übrigens Skandalsünder Volkmar Gross (früher Hertha) im Tor.
Auch 1979 waren es die Gladbacher, die bis ins Endspiel vordrangen. Das Hinspiel bei Roter Stern Belgrad endete für die Westdeutschen glücklich 1:1, da der Jugoslawe Jurisic dem Gast ein Eigentor schenkte. Dusel hatten die „Mönche“ auch im Rückspiel, das sie durch einen gütigen Elfmeter des italienischen Schiedsrichters Michelotti, den Simonsen verwandelte, 1:0 gewannen. Im Jahr darauf traf der Titelverteidiger (unglaublich, aber Gladbach war wieder im Endspiel) auf Eintracht Frankfurt. Schon im Halbfinale waren die Deutschen unter sich: Frankfurt hatte Bayern, Gladbach den VfB Stuttgart rausgeworfen. Es war „Weltmeister“ Bernd Hölzenbein, der eine 2:1-Führung für die Hessen herausschoss, doch Gladbach schaffte noch das 3:2 am Bökelberg. Jupp Heynckes, inzwischen auf der Trainerbank seines Vereines angelangt, versuchte es im Rückspiel mit einer Defensivtaktik und scheiterte, da Frankfurts 19-jähriger Youngster Schaub in der 77. Minute den Siegtreffer zum 1:0 erzielte und den Cup nach Frankfurt holte.
Erst 1988 waren die Deutschen wieder dran. Bayer Leverkusen hatte sich überraschend bis ins Finale vorgearbeitet. Der Deutsche Außenseiter verlor das Hinspiel bei Espanol Barcelona erwartungsgemäß, aber überraschend hoch mit 0:3. Doch das Team von Erich Ribbeck machte das Unmögliche war und schaffte durch Tore des Brasilianers Tita, des heutigen Noch-Hertha-Trainers Falko Götz und des Südkoreaners Bum Kun Cha ebenfalls ein 3:0. Im notwendigen Elfmeterschießen behielt Bayer mit 3:2 die Nase vorn. Bis heute der größte Erfolg der Werkself.
In einer Zeit, als der FC Bayern München noch „FC Hollywood“ genannt wurde, schaffte es der von Spielern wie Matthäus, Scholl, Helmer, Klinsmann und Kahn immer wieder in die Boulevard-Presse gehievte Verein besonders souverän, den Cup zu holen. In den beiden Spielen am 1. und 15. Mai 1996 ließen sie dem französischen Vertreter Girondins Bordeaux (mit den jungen, späteren Welt- und Europameistern Zidane, Lizerazu und Dugarry) bei den 2:0- (in München) und 3:1-Siegen nicht den Hauch einer Chance. Die insgesamt fünf Tore schossen Scholl (2x), Helmer, Klinsmann und der Bulgare Kostadinov.
1997, im letztmalig mit Hin- und Rückspiel ausgetragenen Finale, erzielte der FC Schalke 04 seinen größten internationalen Erfolg. Favorit war eindeutig Inter Mailand, doch schon im Hinspiel musste das Team von Djorkaeff, Ince, Winter, Sforza und Verteidiger-Legende Bergomi mit einem 0:1 die Heimreise antreten. Mehr als den Gleichstand schaffte die italienische gegen die deutsche Multi-Kulti-Elf (De Kock, Latal, Nemec, Wilmots, Mulder etc.) auch nach Verlängerung nicht. Im Elfmeterschießen wurde gar ein Klassenunterschied der strapazierten Nerven offenbar: 4:1 strafte Schalke Inter dabei ab, wobei Jens Lehmann einen Elfer des Chilenen Zamorano meisterte. Und so schließt sich der Kreis, denn im Tor der Dortmunder gegen Feyenoord am 8. Mai 2002 steht: Jens Lehmann.
(Zum Spielbericht Feyenoord-Dortmund)
Franz Heck
Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder vierte Mensch ein Chinese. Aber hier spielt gar kein Chinese mit.
— Werner Hansch über den praktischen Wert von Datenbänken bei einer Reportage