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Russland - Mindestens Viertelfinale

von Günther Jakobsen10:47 Uhr | 06.06.2012

Von alten Glanzzeiten träumt man bei der Sbornaja. Doch um an die UdSSR-Erfolge anknüpfen zu können, muss Trainer Dick Advocaat seine Defensive festigen, der Angriff läuft bereits auf EM-Betriebstemperatur. Trotz kleinerer Unsicherheiten in der Abwehr ist der Gruppensieg möglich und das Viertelfinale Minimalziel der Russen.

Seine beste Zeit hatte der russische Fußball zu Zeiten der Sowjetunion, vor allem in den 60er Jahren. Sieben Teilnahmen an Weltmeisterschaften (´58, ´62, ´66 (Platz vier), ´70, ´82, ´86, ´90), sechs EM-Endrunden (´60, ´64, ´68, ´72, ´88, ´92), bei denen neben dem Titel 1960 noch drei weitere Male das Finale erreicht wurde, und fünf olympische Medaillen (Gold ´56, ´88, Bronze ´72, ´76, ´80) belegen, dass die UdSSR mindestens zum erweiterten Kreis der Weltspitze gehörte. Seit 1992 tritt man international offiziell als Russische Föderation an, doch dann dauerte es bis zum Jahre 2008, bis man wieder eine Vorrunde überstehen konnte (Aus im EM-Halbfinale).

Die Qualifikation zur Endrunde in Polen und der Ukraine gelang Russland als Sieger der Gruppe B. Advocaats Elf leistete sich zwar eine Niederlage gegen die Slowakei (0:1) und jeweils ein Remis gegen Armenien (0:0) sowie den stärksten Konkurrenten aus Irland (0:0), alle anderen Spiele wurden gewonnen: Andorra (2:0, 6:0), Irland (3:2), Mazedonien (1:0, 1:0), Armenien (3:1), Slowakei (1:0). Nach der erfolgreichen Qualifikation verlor Russland kein Spiel mehr, besondere Ausrufezeichen waren die Siege über die EM-Teilnehmer Dänemark (2:0) und Italien, das gar mit 3:0 geschlagen wurde.

Vor allem in der Partie gegen Italien wurden die Stärken und Schwächen der Sbornaja offenkundig. Die Offensivabteilung ist, angeführt von Kapitän Arshavin, gut aufgestellt. Neben dem von Arsenal FC an St. Petersburg ausgeliehenen Mittelfeldspieler sind dem Fußballkenner wohl vor allem die Stürmer Pavlyuchenko (ehemals Tottenham, nun Lokomotive Moskau) und Pogrebnyak (ehemals Stuttgart, nun in Fulham) ein Begriff, beide saßen bei der Generalprobe gegen Italien jedoch nur auf der Bank. So scheint Kerzhakov von Zenit St. Petersburg gesetzt, dahinter sorgen neben Arshavin auch Zhirkov (ehemals Chelsea, nun Anszhi Makhachkala) und Kershakovs Teamkollege Shirokov für Furore. Geht es jedoch in die andere Richtung und Russland muss das eigene Tor verteidigen, so wirkt die Abwehr oft ungeordnet. Dass mit Vasiliy Berezutskiy (Hüfte) und Shishkin (Lebensmittelvergiftung) gleich zwei Stammkräfte ausfallen, ist schwer zu kompensieren. Immerhin hat Advocaat ein Luxusproblem im Tor, denn mit Akinfeev (ZSKA Moskau) und Malafeev (St. Petersburg) hat er gleich zwei Torhüter von internationaler Klasse im Kader.

In der vergleichsweise einfachen Gruppe A sollte das Viertelfinale für die russische Elf das Minimalziel sein. Dick Advocaat schätzt die Situation seiner Mannschaft jedoch sehr richtig ein: „Spanien, Niederlande und Deutschland sind die Favoriten, wir sind nur Außenseiter“ und auch den Sieg über Italien bewertet er mit dem Kommentar „Es war nur ein Testspiel“ nicht über. Ein Erreichen des Halbbfinales ist zwar nicht unmöglich, aber auf Grund der fehlenden Klasse in der Abwehr unwahrscheinlich.

Mögliche Aufstellung: Akinfeev - Sharonov, Ignashevich, A. Berezutskiy, Zyranov - Shirakov, Dzagoev, Denisov, Zhirkov, Arshavin - Kershakov

Lisa Ramdor



Gegen Portugal gab es schon mühevolle Unentschieden- und Remis-Spiele

— Wolf-Dieter Poschmann