Hans Hipps Gottvertrauen rettete ihn nicht vor dem Rauswurf in Hannover. Der Hauptgrund für Braunschweigs Rausschmiss aus der Liga war eindeutig in der schlechten Torausbeute zu finden. Mitabsteiger Rot-Weiß Oberhausen stand von Saisonbeginn an mit dem Rücken zur Wand und konnte sich in keiner Phase von den Abstiegsrängen lösen.
Ohne Probleme
Zwischen Platz 6 und 12 der Endabrechnung versammelten sich jene Klubs, die keine Probleme mit dem Klassenerhalt hatten und zeitweilig sogar im Vorderfeld auftauchten. Dazu zählten die Offenbacher Kickers, die zwar im Schatten ihres überragenden Mitaufsteigers aus Wuppertal standen, nichtsdestotrotz mit dem siebten Rang aber auch positiv überraschten. Der im ersten Saisonabschnitt starke VfB Stuttgart (Platz 6) bestätigte seine Leistung aus dem Vorjahr, wie auch Frankfurt (8.), Kaiserslautern (9.), Duisburg (10.) Bremen (11.) und Bochum (12.) annähernd in den Spurrillen der vergangenen Spielzeit wandelten. Für die Frankfurter lief erstmals ein Akteur auf, der mit 602 Einsätzen zum Bundesligarekordspieler avancieren sollte: Karl-Heinz “Charly” Körbel. Ebenfalls noch relativ neu war das Bundesligageschäft für Kaiserslauterns Abwehrspieler Lothar Huber, von dem FCK-Trainer Weise nach dem Saisonstart in Wuppertal berichtete: “Als ich ihm heute morgen erzählte, dass Jung sein Gegenspieler sei, bekam er direkt Angstzustände”. Nicht Angst, sondern Ermüdung bewegten Lauterns Kapitän Jürgen “Atze” Friedrich zum Rücktritt. 29-jährig erklärte der Besitzer eines Herrenmoden- und Schuhgeschäftes: “Zehn Jahre Bundesliga sind genug”. Der Rücktritt ins zweite Glied war eigentlich für Werder-Schlussmann Günter Bernard vorgesehen; die Verletzung seines designierten Nachfolgers Dieter Burdenski jedoch verschaffte dem Ex-Nationalspieler eine weitere Saison als Nummer eins, die er in großer Manier bewältigte.
Die Angst im Nacken
Hertha BSC (mit gewaltigem personellem Umbruch), der Hamburger SV, Schalke 04 und Hannover zitterten sich durch die Saison und durften sich abschließend glücklich schätzen, mit dem Schrecken davongekommen zu sein - speziell die 96er, die am letzten Spieltag von Abstiegsplatz 17 noch auf 16 vorrückten. 160 Spieler waren im Vorfeld als mögliche Neuzugänge bei den Niedersachsen aufgelistet worden - zufrieden stellende Einkaufs-Resultate kamen jedoch zu einem Großteil aufgrund der Zerstrittenheit der Vereinsführung nicht zustande. Als Trainer Hans Hipp dann am 23. Spieltag (man hatte gerade das 28. sieglose Auswärtsspiel am Stück absolviert) seine Ratlosigkeit mit dem Ausspruch: “Hier kann nur der liebe Gott helfen” kundtat, reagierte das Präsidium schnell und feuerte Hipp. Nachfolger wurde aber nicht der liebe Gott, sondern Hannes Baldauf. Und der stellte am 30. Spieltag deprimiert fest: “Wir und Oberhausen zählen zu den schwächsten Mannschaften der Liga”. Hannovers erfolgreicher Endspurt (2 Siege, 1 Remis, 1 Niederlage) rettete die Roten schließlich.
Klassenziel verpasst
Wie man sich doch irren kann: “In der Mannschaft ist zuviel spielerische Substanz, als dass sie noch lange da unten bleibt”, gab Braunschweigs Trainer Otto Knefler am dritten Spieltag zu Protokoll, als die Eintracht den vorletzten Rang belegte. Die “spielerische Substanz” spiegelte sich bestenfalls noch in der guten Abwehrbilanz der Niedersachsen wider - die traurigen 33 erzielten Treffer waren jedoch keinesfalls bundesligawürdig. Die Eintracht musste sich das unvorteilhafte Etikett anhängen lassen, als erster Nordklub aus der Eliteliga abgestiegen zu sein. Rot-Weiß Oberhausen startete bereits unter schlechten Voraussetzungen. Aus sportlichen Aspekten war schon vor dem ersten Anpfiff klar, dass der Abgang Uwe Kliemanns (zu Eintracht Frankfurt) nicht zu kompensieren war. Belastend kam hinzu, dass RWO wegen Verwicklung in den Bundesliga-Skandal mit einem Fünf-Punkte-Minus in die Saison ging; erst in der Winterpause wurde diese Entscheidung zurückgenommen. Zu diesem Zeitpunkt aber war Trainer Günter Brocker (vom DFB für zwei Jahre gesperrt) bereits entlassen worden. Die Nachfolge-Übungsleiter Friedhelm Kobluhn und Heinz Murach mühten sich vergebens, die Kohlen aus dem Feuer zu holen: Vom ersten bis zum letzten Spieltag verbrachten die bedauernswerten Rot-Weißen eine komplette Saison in der Abstiegsregion.
André Schulin
Bundesliga Chronik
Ich bin schon sehr gespannt, was Frankreich mit dem so genannten Zinedine Zidane imstande ist, zu leisten.
— Kanzlerkandidat Dr. Edmund Stoiber, CSU, vor der Fußball-WM 2002.