Die Überraschungsmannschaft der Hinrunde heißt ohne jeden Zweifel Karlsruher SC. Nach acht Siegen und vier Unentschieden hat der Aufsteiger, der die letzte Spielzeit als souveräner Zweitligameister beendete, 28 Punkte auf dem Konto und damit den Klassenerhalt bereits so gut wie sicher. Die Hauptautoren der Erfolgsgeschichte sind Trainer Edmund Becker und Manager Rolf Dohmen.
Sein wohl wichtigstes Erlebnis hatte der Tabellensechste, der nach neun Jahren Abs-tinenz erstmals wieder in der Eliteklasse antritt, am dritten Spieltag gegen Leverku-sen, als man sich unzählige Anfängerfehler leistete und schließlich mit 0:3 unterlag. Von diesem Zeitpunkt an war sich der KSC über den Qualitätsunterschied zwischen Ober- und Unterhaus endgültig im Klaren und stellte sein Spiel dementsprechend um. Mit Hilfe einer gut organisierten Deckung und schnellen, präzisen Angriffen holten die Badener sensationelle fünf Dreier aus den folgenden sechs Begegnungen; einzig den in dieser frühen Phase der Saison noch in einer anderen Liga spielenden Münchnern mussten sie sich klar geschlagen geben (1:4 am 6. Spieltag). Die Pleite gegen den Rekordmeister war eine von insgesamt fünf Karlsruher Niederlagen in der ersten Halbserie. Besonders schwer verdaulich war neben dem 0:4 in Bremen in der 13. Runde das 0:2 gegen das damalige Schlusslicht Cottbus zwei Spieltage später. Verwunderung riefen die Auftritte vor allem deshalb hervor, weil die Hintermannschaft an diesen Tagen nicht recht funktionieren wollte. Herausragender Akteur in der ansonsten sicheren Abwehr war Mario Eggimann. Der KSC-Kapitän sorgte durch lautstarke Kommandos für Ordnung und avancierte in seiner ersten Bundesligasai-son mit drei Erfolgserlebnissen gleich zum treffsichersten aller Innenverteidiger. Belohnt wurde der 26-jährige Schweizer mit seinem Debüt für die Nationalmannschaft. Den ersten Einsatz für sein Land hat auch Eggimanns Kollege Maik Franz im Visier, der vor der vergangenen Spielzeit vom VfL Wolfsburg verpflichtet wurde und ebenfalls eine exzellente Hinrunde spielte. Aufgrund der sattelfesten Deckung, die von den Außenverteidigern Andreas Görlitz (rechts) und Christian Eichner (links) vervoll-ständigt wird, konnte es sich der Aufsteiger problemlos leisten, lediglich 19 Tore erzielt zu haben.
Der Motor des Angriffsspiels ist der aus Kaiserslautern gekommene Neuzugang Tamas Hajnal, der sich mit fünf Treffern und sechs Vorlagen zu einem der Topscorer der Liga emporschwang und den abgewanderten Torschützenkönig Giovanni Federico gänzlich vergessen ließ. Kein Wunder also, dass der ungarische Nationalspieler, in seiner Heimat unlängst zum „Fußballer des Jahres“ gewählt, von zahlreichen Klubs gejagt wurde (inzwischen unterschrieb er in Dortmund) – zumal sein bis 2010 laufender Vertrag eine Ausstiegsklausel beinhaltet, nach der er im Sommer für eine festgeschriebene Ablösesumme von 1,25 Millionen Euro wechseln kann. Hajnal ist jedoch bei weitem nicht die einzige geglückte Neuverpflichtung der Karlsruher: Auch Andreas Görlitz, den Manager Dohmen bis zum Saisonende vom FC Bayern auslieh, und Offensivakteur Christian Timm, zuletzt in Diensten der SpVgg Greuther Fürth, schlugen voll ein und gehören zu den Leistungsträgern. Weniger erfolgreich verlief das erste halbe Jahr beim KSC dagegen für die durch Verletzungen zurückgeworfenen Stefan Buck und Christopher Reinhard. Auch der ehemalige Freiburger Alexander Iashvili fand sich zunächst nicht im neuen Umfeld zurecht, präsentierte sich aber in den letzten Wochen vor der Winterpause in aufsteigender Form. Wesentlich härter als die Krisen der Neulinge traf die Badener der Ausfall ihres starken Stammkeepers Markus Miller, der sich am elften Spieltag gegen Rostock das Kreuzband riss und fortan von Jean-Francois Kornetzky ersetzt werden musste. Dessen erster Einsatz als neue Nummer Eins, die Zweitrundenpartie im DFB-Pokal gegen Wolfsburg, endete gleich mit einer Niederlage (0:1). Nichtsdestotrotz erfüllte der Franzose seine Rolle als Vertreter außerordentlich gut und lieferte damit ein Beispiel für die Homogenität der Karlsruher Mannschaft, deren Stärken Tamas Hajnal wie folgt zusammenfasst: „Wir sind eine spielstarke Truppe mit außergewöhnlichen Spielertypen. Es wird viel kommuniziert, und es ist von Vorteil, dass alle deutsch sprechen.“ Sollte dem Aufsteiger ein erfolgreicher Start in die Rückserie gelingen – die Auftaktgegner heißen Nürnberg und Hannover – kann die Saisonvorgabe „Klassenerhalt“ getrost durch ein höheres Ziel ersetzt werden.
Christian Brackhagen
Bitte hier keine Endzeitstimmung.
— Der Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder nach dem 0:1 beim VfB Stuttgart. Mainz war mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet und hat gegen die beiden Aufsteiger Hannover und Stuttgart verloren.