Schalke und der "Wolf"

von Günther Jakobsen14:57 Uhr | 08.04.2011

Am 29. Spieltag dürften zumindest vier Partien auf Augenhöhe ausgetragen werden - so oft treffen direkte Tabellennachbarn aufeinander. Die meisten Schlagzeilen lieferte jedoch bereits im Vorfeld das Spiel der Schalker gegen Wolfsburg.

Eintracht Frankfurt muss im Spiel gegen den Tabellennachbarn Werder Bremen auf Patrick Ochs verzichten. Heller, Fenin, Köhler oder Kittel sind laut Christoph Daum jene in Frage kommenden Akteure, die den gelb-gesperrten Antreiber vertreten könnten. Bezüglich eines mutmaßlichen Motivationsschubes der Hessen - durch den neuen Übungsleiter - konnte Werder-Coach Thomas Schaaf seine Spieler beruhigen: „Christoph wird nicht auf dem Platz stehen, sondern nur an der Seitenlinie.“ Ob Claudio Pizarro während des Spiels über die Seitenlinie hinaus kommt bleibt noch spekulativ. Immerhin flog der an einer Sprunggelenksverletzung laborierende Peruaner noch am Freitagmittag nebst seinem Fitness-Coach der Mannschaft hinterher.

Allein die Vorgeschichte, mit den ungewöhnlichen Begleiterscheinungen des Wechselszenarios von Felix Magath - von den „Knappen“ zu den „Wölfen“ - macht die Begegnung Schalke gegen Wolfsburg zu einem Highlight des 29. Spieltages. „Bei den Spielern ist es so, dass jeder seine eigenen Befindlichkeiten hat“, verklausuliert Ralf Rangnick die von verschiedenen Schalker Akteuren geäußerten Revanche-Gelüste gegenüber dem Ex-Coach. „Aber für uns geht es in erster Linie darum, das Spiel für uns zu entscheiden“. Im Erfolgsfall könnte S04 der restlichen Saison gelassen entgegen schauen. „Ich hatte auf Schalke eine erfolgreiche Zeit, die sicher zuletzt nicht ganz stressfrei war“, bezog auch Magath mit temperierter Wortwahl Stellung zu den noch frischen Ereignissen. Zur VfL-Aufstellung kündigte er an, dass der Ausfall Arne Friedrichs (Gelb-Rot-Sperre) eventuell eine größere Rotation („Darüber hinaus auch noch eine oder zwei weitere Umstellungen …“) auslösen könnte.

Brisanz verspricht auch das Baden-Württemberg-Derby zwischen Freiburg und Hoffenheim, in dem es zwischen den Tabellennachbarn um die Vorherrschaft im Ländle geht. Im schwäbisch-pfälzischen Duell zwischen dem VfB Stuttgart und Kaiserslautern (erneut ein Treffen zwischen Tabellennachbarn) geht es definitiv für beide nur um den Klassenerhalt. Bereits im Hinspiel, einem denkwürdigen 3:3-Remis am 12. Spieltag, belegten die Rivalen die Ränge 14 und 15, nur dass die Situation seinerzeit noch weniger abstiegsbedroht war. Und noch einmal begegnen sich direkte Tabellennachbarn, wenn Hannover 96 die 05er aus Mainz empfängt. Im Unterschied zu den drei anderen Fällen kann hier das schlechter platzierte Team jedoch nicht vorbeiziehen - die Gäste könnten bestenfalls den Fünf-Punkte-Vorsprung der Niedersachsen verringern.

Passend zum großen Bayern-Derby gegen den FCB kann der 1. FC Nürnberg wieder Julian Schieber, seinen besten Torschützen, zumindest in Teilzeit einsetzen. Den Münchnern stehen abgesehen von ihren Langzeitverletzten auch alle Akteure zur Verfügung, um dem Minimalziel Platz 3 ein Stückchen näher zu kommen. Auf den schwarzgelben Tabellenführer aus Dortmund kommt laut Coach Jürgen Klopp in Hamburg eine Aufgabe zu, wie sie der BVB während der Saison eher selten zu bewältigen hatte: „Wir treffen auf eine fußballerisch gute Mannschaft, die auch Fußball spielen will“, rechnet er damit, dass die Hanseaten Dominanz auszuüben versuchen.

Mönchengladbachs Bilanz gegen den 1. FC Köln ist - auch in jüngerer Vergangenheit - positiv. Und positive Impulse sind dringend vonnöten, will man nicht ausgerechnet gegen den rheinischen Rivalen noch einen Tiefschlag im Kampf um den Klassenerhalt einstecken. Sorgen bereitet Trainer Lucien Favre der Genesungsprozess Igor de Camargos (Innenbanddehnung). „Das wird sehr eng“, ist der Schweizer skeptisch, den Stürmer bis zum Sonntag fit zu kriegen. Das ungleichste Duell des Spieltages wird, zumindest gemäß Papierform, in der BayArena ausgetragen. Die verletzungsgeplagten Paulianer, nun aufgrund des Bierbecherwurfs auch noch zu einem Heimspiel ohne Publikum verdammt, sind trotz Leverkusens zwangsweisem Verzicht auf Adler (Infekt) und Renato (Muskelfaserriss) der erklärte Außenseiter. „In dieser schwierigen Situation beißen sich die Jungs wirklich rein …“, setzt Holger Stanislawski darauf, dass die Kampfkraft seiner Spieler vielleicht für eine Überraschung ausreichen könnte.



Fußball heißt Tore schießen und Tore verhindern. Wir schießen zu wenige und wir verhindern zu wenige. Das zwischen den Toren sieht allerdings manchmal wie Fußball aus.

— Hermann Gerland