Schicksalsspiele dreier Reisender

von Günther Jakobsen14:30 Uhr | 13.05.2011

Wolfsburg, Mönchengladbach und Frankfurt steht jeweils auswärts zum Saisonende ein Spieltag zwischen Bangen und Hoffen bevor. Um eine bessere Startposition im internationalen Geschäft streiten sich Leverkusen und der FC Bayern, sowie Hannover und Mainz.

Sein Minimalziel, Platz drei, hat der FC Bayern erreicht. Ob es noch für mehr reicht, ist eine der spannenden Fragen des letzten Spieltags. Im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart dürfte es die erklärte Absicht der Münchner sein, im Fernduell den Rivalen Bayer Leverkusen mit frühen Treffern unter Druck zu setzen. Bei den schwäbischen Gästen wird Cacau fehlen, der sich nach dem gesicherten Klassenerhalt des VfB der angekündigten Leisten-OP unterzieht. Im Gastspiel Leverkusens beim SC Freiburg ergibt sich die aberwitzige Situation, dass die Übungsleiter beider Teams - hinsichtlich ihrer Vereinszugehörigkeit in der kommenden Saison - eher von Erfolgen der gegnerischen Mannschaft profitieren würden. Robin Dutt, dem künftigen Bayer-Coach, sollte daran gelegen sein, mit Leverkusen nicht den Umweg über die CL-Qualifikation gehen zu müssen, was sich Jupp Heynckes - demnächst wieder auf der Bayern-Bank - mit den Münchnern gewiss auch gern ersparen würde. „So können Sportler nicht denken“, wehrte Dutt jedoch die Ernsthaftigkeit derart strategischer Gedankenspiele ab, derweil Heynckes die gleiche Aussage mit einer gewissen Süffisanz formulierte: „Es ist ja so, dass jeder Trainer seine Spiele gewinnen will.“

Eine ähnliche Situation - allerdings ohne die Trainerwechsel-Begleitumstände - tut sich für Hannover 96 auf. Halten die „Roten“ gegenüber den zwei Zählern zurückliegenden Mainzern den vierten Rang, was mit einem Sieg gegen den 1. FC Nürnberg gesichert wäre, würden die Niedersachsen sich eine Europa League-Qualifikationsrunde ersparen und direkt in die Play-Offs springen. Dementsprechend ist der FSV Mainz, der zu Hause die St. Paulianer aus der Liga verabschiedet, auf einen Ausrutscher der 96er angewiesen. In zwei anderen Spielstätten könnten sich die beteiligten Akteure vollkommen zwanglos austoben: Weder der auf dem Betzenberg auszutragende Vergleich zwischen Kaiserslautern und Werder Bremen wird von prägender Auswirkung für die kommende Spielzeit sein, noch der alte Westschlager Köln gegen Schalke. Der für die „Knappen“ ungleich wichtigere Termin ist der 21. Mai - das DFB-Pokalfinale gegen den MSV Duisburg.

Bei den drei brisantesten Partien des letzten Spieltages stehen die Gastmannschaften im Zentrum des Interesses. Gewiss, der BVB feiert gemeinsam mit seinem zahlreichen Anhang die Überreichung der Meisterschale - sportlich haben die Schwarzgelben jedoch ihr Ziel erreicht. Was von den Frankfurter Gästen wahrhaftig nicht zu behaupten ist. Der Tabellenvorletzte hat mit seinen 34 Punkten die geringsten Aussichten des abstiegsbedrohten Trios, sich noch zu retten. „Jeder Einzelne muss seine beste Leistung zeigen, um am Ende sagen zu können, ich habe alles gegeben und bis zur letzten Minute gekämpft“, fordert Christoph Daum seine Akteure auf, das Ihre zur Rettung beizutragen. In eigenen Händen liegt der Klassenerhalt für die Hessen nicht mehr. Das ist der Unterschied zu Mönchengladbach und Wolfsburg (beide 35 Punkte). Die deutlich bessere Tordifferenz versetzt die „Wölfe“ in die Lage, sich mit einem möglichen Auswärtserfolg bei 1899 Hoffenheim umgehend als gerettet in die Sommerpause verabschieden zu können. Felix Magath hat seine Spieler schon mit der Ankündigung „motiviert“, dass im Falle eines Abstieges keiner aus seinem Vertrag herauskäme, jeder Einzelne die Zweitligamühle ertragen müsse. Borussia Mönchengladbach hat sich beharrlich die Chance erarbeitet, die Klasse zu halten, und sei es über die Relegation. „Für uns ist es seit Wochen egal, gegen wen wir spielen, wir müssen auch dieses Mal drei Punkte holen“, will Lucien Favre auswärts beim Hamburger SV nun auch den letzten Schritt machen. „Alles ist an diesem letzten Spieltag möglich …“, ist dem Schweizer jedoch klar.



Kees Bregman, ein richtig guter Libero beim MSV Duisburg und bei Arminia Bielefeld, hat es auch mit einem zweiten Standbein versucht. Aber mit Kokain zu handeln, war keine so gute Idee.

— Ansgar Brinkmann