Der Umbau innerhalb der Bundesligateams geht immer schneller vonstatten. „Dauerbrenner“, Spieler, die Jahr für Jahr, Spiel für Spiel regelmäßig die Farben ihres „einen“ Vereins vertreten, werden immer seltener. Abgesehen von wenigen Ausnahmen unterziehen sich die Ligaklubs mittlerweile alle drei bis vier Jahre nahezu eines Komplett-Liftings. Am Beispiel der aktuellen vier Topklubs sind nachstehend die Aktiven aufgeführt, die in der Saison 2003/04 bereits Stammspieler in den jeweiligen Vereinen waren und diesen Status auch noch in der Spielzeit 2006/07 innehaben. Der FC Bayern schneidet bei diesem Vergleich als der Verein ab, der die geringsten Veränderungen verzeichnet. Für die vier ausgewählten Klubs wird zudem beleuchtet, wie sich die Stammspielersituation in der Bundesligagründungszeit darstellte.
FC Schalke 04
Wenn die Königsblauen am Samstag versuchen, gegen Hertha BSC ihre Tabellenführung auszubauen, zählen nur noch drei Spieler zum Kader, die bereits in der Saison 2003/04 regelmäßige Einsätze für S04 hatten: Levan Kobiashvili, Dario Rodriguez und Hamit Altintop. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre noch Gerald Asamoah hinzuzurechnen, dessen Beinbruch (im September 2006) die Saison des Stürmers jedoch vorzeitig ruinierte. Auf der Schalker Trainerbank herrschte binnen dieser Dreijahresfrist auch rege Fluktuation: Auf Jupp Heynckes folgten Eddy Achterberg (für zwei Wochen), Ralf Rangnick und Mirko Slomka.
Ein nicht repräsentativer Quervergleich zu den 60er-Jahren (ausgewählt wurde die Spanne zwischen 1965/66 bis 1968/69, mit den vier Klubs Schalke, Stuttgart, Werder und Bayern) soll punktuell aufzeigen, ob sich die Stammformationen seinerzeit ebenso schnell veränderten. Beim FC Schalke verteidigten im angegebenen Zeitabschnitt fünf Spieler ihre Stammplätze (Elting, Becher, Fichtel, Rausch, Neuser).
VfB Stuttgart
Bei den Schwaben wurde zwischen den Teams von 2003/04 und 2006/07 ein im Umfang identischer Umbruch vollzogen wie bei den Knappen. Nur noch Timo Hildebrand, Cacau und der wegen Verletzung lange fehlende Fernando Meira konnten sich darauf verlassen, erste Wahl zu sein, bzw. regelmäßige Teilzeiteinsätze (Cacau) zu bekommen. Vier Trainer - Felix Magath, Matthias Sammer, Giovanni Trapattoni und Armin Veh - belegen, dass auch die Übungsleiter große Mobilität an den Tag legten, oder legen mussten. In der o.a. Zeit in den 60ern durften sich sechs VfB-Aktive weitestgehend als Stammkräfte betrachten (Eisele, Menne, Sieloff, Arnold, Hoffmann, W. Entenmann).
Werder Bremen
Die Saison 2003/04 war das Jahr, in dem sich die Bremer als Double-Gewinner feiern lassen konnten. Aber von der glorreichen Truppe ist kaum noch jemand geblieben. Der ständig zwischen Stammplatz und Reservebank pendelnde Christian Schulz ist momentan der einzige im Kader Verbliebene, der gegen den VfL Bochum in der Startelf stehen könnte. Tim Borowski fällt vorläufig verletzt aus, und auch die beiden anderen Stammkräfte des Ex-Meisters, Frank Baumann und Ivan Klasnic, sind aktuell nicht einsatzfähig. In der Trainerposition sind die Bremer standhaft: Nach wie vor ist Thomas Schaaf an der Weser unumstritten. Enorme personelle Konstanz zeichnete die Werderaner zwischen 1965/66 und 1968/69 aus: Neun Spieler bildeten in dieser Zeit den Stamm (Bernard, Höttges, Piontek, Steinmann, Danielsen, Ferner, Lorenz, Schütz, Zebrowski).
FC Bayern München
Mit Abstand wurde beim FC Bayern, im Vergleich mit den derzeit führenden BL-Klubs, der größte Wiedererkennungswert erhalten: Oliver Kahn, Willy Sagnol, Martin Demichelis, Hasan Salihamidzic, Bastian Schweinsteiger, Roy Makaay und Claudio Pizarro kamen schon in der Saison 2003/04 zu regelmäßigen Einsätzen, dazu der meist Teilzeitbeschäftigte Roque Santa Cruz. Mehmet Scholl und Owen Hargreaves hätten ohne ihre Verletzungen vermutlich auch einen Platz in der Aufstellung sicher gehabt. Auf der Trainerbank beerbte bekanntlich Ottmar Hitzfeld seinen Nachfolger Magath. Die Bayern der 60er-Jahre hatten ebenfalls eine langjährig stabile, von sieben Akteuren gebildete Achse: Maier, Beckenbauer, Kupferschmidt, Olk, Brenninger, Müller und Ohlhauser.
Die Zahlen dieser willkürlichen Auswahl geben wieder, dass vor vierzig Jahren die Verweildauer von Stammkräften in den Vereinen deutlich höher war als heute, was den Fans eine Identifikation erleichterte. Man kannte seine vertrauten „Pappenheimer“ mit allen Stärken und Schwächen über die Jahre hinweg besser. Möglicherweise ein Grund dafür, dass die Erwartungshaltungen der Anhänger nicht so schnell zwischen den Polen umher springen, wie es derzeit manchmal anmutet. Eine Erläuterung zu den Stammplatzchancen: In den 60ern waren die Kader durchweg kleiner als heute, andererseits bestanden aber noch nicht die heutigen Auswechselmöglichkeiten.
André Schulin
Cafu schleppt den Pokal ab. Zu Hause in Rio hat er ein Abschleppunternehmen.
— Bela Rethy im WM-Finale 2002, Deutschland gegen Brasilien (0:2)