Ein von beiden Seiten zeitweise hochklassiges Spiel verkam am Ende zu einem heiteren Geschenke-Abend, da besonders die Keeper zum Teil haarsträubend patzten. Weil den entscheidenden Bock schließlich der englische Torhüter schoss, gewann trotz eines Rückstands noch der insgesamt starke VfL und startet nun bereits sorgenfrei ins Abenteuer Mailand. Ebenso überraschend schied Portsmouth dagegen vorzeitig aus.
Der englische Pokalsieger hatte erst einen Punkt auf dem Konto und war eigentlich gut beraten, in Wolfsburg zu gewinnen. Ehe die Gäste das Tor des VfL aber überhaupt sahen, lagen sie bereits mit 0:1 hinten, weil Dzeko nach Gentners Flanke zum optimalen Zeitpunkt startete und fern jedes Abseitsverdachts aus kurzer Distanz einnetzen konnte (3.). Bereits hier machte Pompeys Verteidigung keine gute Figur; wie sich bald zeigte, sollte dies aber noch das herkömmlichste Tor des ganzen Abends bleiben. Ebenso wie die Heimelf nämlich kam Portsmouth gleich mit seiner ersten Chance zunächst zum Erfolg, allerdings nur, weil Diego Benaglio eine Flanke von Davis ohne jede Not in die Schussbahn Defoes schaufelte, worauf dieser ohne Mühe zum 1:1 einschob (11.). Vier Minuten später stand es dann sogar 1:2, wobei Benaglio zunächst erneut wie der Schuldige schien, in Wahrheit aber kaum eine Chance hatte, den abgefälschten Flatterball aus dem Fuße Mvuembas noch zu erreichen. Erst jetzt, nachdem es schon drei Mal seltsam eingeschlagen hatte, entwickelte sich das eigentliche Spiel und das auf einem Niveau, wie man es sich in europäischen Vergleichen gern noch häufiger wünscht. Wolfsburg wurde zum Sieger in Sachen Moral, da es sich vom dummen Rückstand nicht klein kriegen ließ, sondern umgehend wieder das Feuer eröffnete. Der Lohn war das sofortige 2:2, bei dem wiederum James keine gute Figur machte, indem er Gentner den Ball erst servierte und seinen undankbaren Flankenversuch dann im Eck einschlagen ließ (23.). Auch ohne Fehler machte das Spiel aber mittlerweile Spaß und hielt für beide Teams noch vor der Pause auch noch weitere Treffer bereit. Dzeko (28./34.) und der flinke Defoe (31.) hatten in dieser offenen Feldschlacht aber im Abschluss keinen Erfolg.
Um eine ganze Halbzeit verzögert kamen nun die taktischen Fesseln ins Spiel, denn gleich beide Teams zogen sich belehrt in die eigene Hälfte zurück, was sich aus Wolfsburger Sicht auch als taktisch raffiniert erweisen sollte. Portsmouth musste immer noch gewinnen, kam bis auf einen Lattenfreistoß durch Kranjcar (53.) trotz optischer Vorteile aber nie recht zum Zug. Dann, als alles sich schon auf einen Schlussspurt der Adams-Elf einrichtete, warfen die Gäste sich selbst aus der Bahn, indem der amtierende englische Nationaltorhüter James wie aus dem Nichts der Heimelf ein Tor übergab: Einen weder scharfen noch verspringenden Rückpass spielte der 38-Jährige dem pressenden Misimovic direkt in den Fuß, worauf dieser James noch findig umkurvte und den Ball ins leere Tor schoss (74.). Anders als zuvor der VfL zeigte Portsmouth danach wenig Moral und verschuldete statt dessen noch einen Elfmeter, den wiederum Misimovic, passend zum sorglosen Abend, aufreizend lässig verschoss (80.). Trotz aller Pannen feierte Wolfsburg aber dennoch einen redlichen Heimsieg und kommt in seiner vermeintlich schwierigen Gruppe damit auf eine bemerkenswerte Bilanz: Nach drei Erfolgen aus drei nicht einfachen Spielen fahren die Niedersachsen bereits vorqualifiziert zum großen AC Mailand. Der FC Portsmouth dagegen, immerhin etabliertes Mitglied in der stärksten Liga der Welt, schied ebenso vorzeitig bereits sang- und klanglos aus.
Maik Großmann
Dieses Jahr wird es noch schwerer, denn der 1. FC Köln spielt nicht mehr in der Bundesliga.
— Gladbachs Torwart Jörg Stiel zum Thema Abstiegskampf