Schwarzgelb über die Ziellinie

von Günther Jakobsen14:11 Uhr | 02.05.2011

An einem Spieltag, der kein Unentschieden kannte, durfte sich der seit langem "gefühlte" Meister den Gerstensaft-Duschen, rituellen Haar-Schuren und sonstigen Feierlichkeiten hingeben. Am anderen Tabellenende blieb noch vieles offen, nur für St. Pauli schlug die Tür fast zu.

Kurz nach den Jubeltänzen und Umarmungen aber noch vor der ersten Bierdusche gab Jürgen Klopp preis, welche Empfindung ihn nach der nun perfekten Meisterschaft am intensivsten erfülle: „Erleichterung“. Vor eigenem Publikum konnte der BVB, bedingt durch den 2:0-Erfolg über Nürnberg sowie Kölns zeitgleichem 2:0-Sieg gegen Leverkusen, den siebten Titelgewinn der Vereinsgeschichte feiern. In den hereinprasselnden Glückwunsch-Telegrammen von Bundesliga-Konkurrenz und Fußballexperten erfuhren die Schwarzgelben auch die verdiente Anerkennung für ihre attraktive Art der Spielführung. „Sie haben über weite Strecken der Saison außergewöhnlich guten Fußball gezeigt“, lobte auch Leverkusen-Coach Jupp Heynckes. Sein Team verbaute sich die letzte Möglichkeit, den Titelkampf zu verlängern durch eine schlechte Chancenverwertung. Derweil Bayer als Tabellenzweiter aber noch von seinem Vorsprung auf Platz drei zehren konnte, hatte Hannovers unzureichende Leistung Folgen: Der FC Bayern nahm die 0:1-Heimpleite der Niedersachsen gegen Gladbach als Steilvorlage, den FC Schalke mit 4:1 zu überrennen und sich selbst wieder Relegationsplatz drei zu schnappen. „Ich glaube nicht, dass Bayern jetzt noch irgendwo Punkte lässt“, schätzte Mirko Slomka die Aussicht der 96er gering ein, die Münchener nochmals ärgern zu können. Die Perspektiven der Mainzer hingegen, sich als Fünftplatzierter für die Europa League zu qualifizieren, verbesserten sich erheblich. Ihr überzeugender 3:0-Sieg über Frankfurt, nebst Nürnbergs Niederlage in Dortmund summierten sich zu einem Vorsprung von fünf Punkten gegenüber dem Club.

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir noch einen Schritt zurück machen“, bekannte ein ernüchterter Michael Oenning, nachdem sein HSV bereits das fünfte Spiel in Serie ohne Sieg blieb (0:2 gegen Freiburg). Auch den Übungsleitern aus Bremen, Frankfurt und St. Pauli fiel es schwer, dem Spieltag Positives abzugewinnen. Werder verpasste es gegen den VfL Wolfsburg, sich vorzeitig ans sichere Ufer zu retten (0:1); Frankfurt wurde von Mainz vorgeführt (Christoph Daum: „In der ersten Halbzeit haben sie uns stellenweise an die Wand gespielt“) und die Kiez-Kicker mussten nach der 0:2-Niederlage in Kaiserslautern - die den Pfälzern quasi den Klassenerhalt sicherte - beginnen, die Koffer in Richtung 2. Liga zu packen. Zu Recht merkte Holger Stanislawski an, dass sein Team spielerisch nicht unterlegen war. „Aber wir schlafen bei zwei Situationen gnadenlos, eine Katastrophe. Und dann machen wir die Tore nicht“. Stuttgart machte die nötigen Tore beim Derby in Sinsheim (2:1 für den VfB) - und damit einen großen Schritt, die Klasse zu halten. Mönchengladbach reichte ein einziges Tor, sich sogar noch die theoretische Chance auf den direkten Klassenerhalt zu sichern. Als Vorletzter blieb die Lage indes kritisch. „Egal, gegen wen wir spielen, wir müssen Punkte machen, sonst sind wir tot“, verkürzte Lucien Favre in überspitzter Wortwahl die Anforderungen für die beiden letzten Spiele.

André Schulin



Das Beste in Kürze: Das Spiel ist aus.

— Werner Hansch zum Uefa-Cup-Spiel Bremen - Stavanger