Real Madrid ließ in seiner druckvollen Auftaktphase mehr als genug gute Chancen aus, seine Finalteilnahme auf einen guten Weg zu bringen. Der BVB fing sich, ließ dann aber seinerseits gute Möglichkeiten zu einer Vorentscheidung aus und musste nach dem 0:2-Rückstand noch bange Minuten überstehen.
Dass die „Schwarzgelben“ in den ersten 20 Minuten wie Wachs in Madrids Händen waren, trifft die Sache nicht ganz. Aber es war nicht weit davon entfernt. Der spanische Rekordmeister startete aus dem Stand mit Höchsttempo, was Dortmund offensichtlich zunächst überforderte. Weidenfellers starke Paraden gegen die frei vor ihm auftauchenden und aus kurzer Distanz abschließenden Di Maria (4.) und Ronaldo (13.) hielten den BVB unbeschadet. Zudem hatte man Glück, dass Ronaldo (8., drüber) und Özil (15., rechts vorbei) hervorragende Einschusschancen aus aussichtsreicher Position vergaben. Eine einzige gefährliche Aktion hielt Dortmund in dieser bedrohlichen Phase dagegen, als Lewandowski, der häufig mit unfairen Mitteln bearbeitet wurde, aus der Drehung genau auf Real-Keeper Lopez schoss (13.). Götzes verletzungsbedingtes Ausscheiden (14., Muskelfaserriss) schien die Situation obendrein zu verschärfen, doch Großkreutz benötigte keine Einspielzeit, brachte sich sofort effektiv ein. Der zweite Teil der ersten 45 Minuten verlief dann ohne spektakuläre Torraumszenen. Dortmund fing die Madrilenen nun zeitig ab, hatte jedoch auch keine eigenen Offensivvorstöße anzubieten. Das Tempo blieb hoch, die Härten häuften sich und Schiedsrichter Webb, der zunächst hatte vieles durchgehen lassen, verteilte dann doch noch vor dem Seitenwechsel einige Gelbe Karten, um die Gemüter abzukühlen.
Umgekehrte Vorzeichen: Die Anfangsphase des zweiten Durchgangs eröffnete den Borussen gute Tormöglichkeiten, alles klar zu machen, derweil Real anfällig wirkte. Bei der Doppelchance Lewandowskis (49./50., Querbalken) benötigten die Gastgeber ihrerseits Glück. Als Gündogan nach Reus´ Vorarbeit aus sechs Metern abschloss, konnte Lopez den Rückstand noch verhindern (62.). Kurz darauf ließ Lewandowski noch eine Kopfballchance ungenutzt (63.) - dann hatte Real die Dortmunder Druckphase überstanden. Das Geschehen verlagerte sich wieder in Richtung Dortmunder Gehäuse, Ronaldo (70.) und Kaka (72.) gaben nicht ungefährliche Torschüsse ab. Die knapper werdende Spielzeit begünstigte natürlich die „Schwarzgelben“, doch Real ließ nicht locker, auch wenn Dortmunds Defensive keine Blöße erkennen ließ. Kaka, der für Coentrao ins Spiel gekommen war, wirkte sich dann aber doch inspirierend aus. Sein Zuspiel fand Özil, der auf Benzema weitergab. Aus kurzer Distanz haute der Franzose die Kugel ins Netz (82.). Madrid bekam dank des Treffers die „zweite Luft“ und die Borussen taten sich schwer, dem wieder angezogenen Tempo zu folgen. Die Räume zu den Gegenspielern vergrößerten sich; Real kam wieder zu gefährlichen Torchancen. Als Lewandowski in der 87. Minute ausgewechselt wurde - Kehl kam für ihn - war nicht klar ersichtlich, ob Jose Mourinho, der den Polen am Spielfeldrand erwartete, den vierfachen BVB-Torschützen des Hinspiels abklatschen oder lediglich schneller vom Feld ziehen wollte. Auf jeden Fall schlug es eine Minute später erneut im Dortmunder Kasten ein: Weidenfeller hatte unmittelbar zuvor noch gegen Benzema pariert, doch bei Ramos´ Knaller war er chancenlos (88.). Das 2:0 machte die Angelegenheit nun hoch dramatisch, zumal noch eine fünfminütige Nachspielzeit anstand. Real blieb den dritten Treffer, der für die Spanier ausgereicht hätte, jedoch schuldig.
André Schulin
Ich hab früher schon viel mit dem Kopf gemacht.
— Sandro Wagner, DAZN, im Spiel Real Madrid - Manchester City (3:1 n. V.).