In einer intensiven, aber nur selten hochklassigen Begegnung schenkten sich die Favoriten der Gruppe B nichts und hielten die Partie bis in die Schlussminuten offen. England sackte den Gruppensieg ein, während die Schweden als nächster deutscher Gegner feststanden.
Bitter für England, dass Michael Owen (für ihn kam Crouch) bereits in der zweiten Minute ohne Einwirkung eines Gegners umknickte und verletzt ausschied. Kein Hindernis allerdings für Lampard, der eine Minute später den ersten und kurz darauf den zweiten Warnschuss abgab (3., vorbei; 6., Isaksson hält). Die ersten Akzente setzten nicht nur in diesen Szenen die vom Ausfall Owens scheinbar unbeeindruckten Engländer, die aggressiv in die Zweikämpfe gingen. Die Schweden hatten erst nach einer Viertelstunde eine akzeptable Offensivaktion, taten sich aber wesentlich schwerer als ihr Gegner. Auf technische Feinheiten verzichteten beide Teams. Kraftfußball war angesagt. Zwar kamen die Skandinavier nach und nach besser ins Spiel, doch die nächste Aktion markierte Joe Cole (21.), dessen 18-Meter-Schuss zentral übers Tor strich. Vier Minuten später wurde Rooney herrlich von Beckham angespielt, aber Lucic hielt rechtzeitig sein Bein in den Schussversuch. England wurde wieder zwingender, drängte das Drei-Kronen-Team zeitweise massiv in die eigene Hälfte, fand aber auch kaum Lücken. So versuchte es Joe Cole in der 34. Minute einmal mehr mit einem Distanzschuss aus über 30 Metern und traf überraschend per Außenrist in den rechten Giebel. Isaksson, der etwas zu weit vor dem Tor stand, flog vergeblich hinterher. Schweden spielte noch verkrampfter als zuvor, hatte im vorderen Mittelfeld einfach keinen Plan und durfte froh sein, dass Lampard nach 40 Minuten, ebenfalls aus der Distanz, den Kasten nur knapp verfehlte. Nach 16:5 Torschüssen für England im ersten Durchgang war die Führung zur Halbzeit für die Briten überaus verdient.
Zwar machte England nach dem Seitenwechsel die erste Musik, doch als Linderoth in der 51. Minute einen Eckball auf den vorderen Torraum platzierte, war Allbäck mit dem Kopf zur Stelle und wuchtete die Kugel unter den Querbalken. Ashley Cole auf der Torlinie konnte den 2.000 Treffer bei einer Fußballweltmeisterschaft nicht mehr verhindern. Vier Minuten später, nach einer Ecke von rechts, lenkte Robinson einen Larsson-Kopfball gegen die Unterkante der Torlatte. Das Spiel schien zu kippen. Englands Coach Eriksson reagierte und wechselte für den indisponierten Ferdinand den Routinier Campbell in der Innenverteidigung ein. Die Eckstöße der Schweden beschworen allerdings weiter Gefahr herauf: Mellberg traf die Querlatte (59.). Erst mit einem Crouch-Kopfball (66., knapp vorbei) meldete sich das inzwischen reichlich verunsicherte britische Team wieder zurück. Gerrard kam für den entkräfteten Rooney und musste umgehend auf der Torlinie retten (72.). Es wurde von beiden Seiten weiterhin die Entscheidung gesucht, um im Achtelfinale nicht auf Deutschland zu treffen. So von Crouch, dessen Kopfball indes eine Beute Isakssons wurde (78.). Die Vorentscheidung für den Gruppensieg fiel dann in der 85. Minute. Gerrard köpfte eine passgenaue Flanke von Joe Cole in halblinker Position in die Maschen und ließ die durchwachsene Leistung der Engländer im zweiten Durchgang im Jubel der eigenen Fans untergehen. Doch auch die Schweden durften noch einmal jubeln. Ein Edman-Einwurf taumelte durch den Strafraum, Larsson war noch mit der Sohle dran und die Kugel tropfte ins lange Eck (90.). England blieb somit weiterhin seit 38 Jahren ohne Sieg gegen die Skandinavier, hatte sich aber den ersten Platz in der Gruppe B gesichert und durfte sich auf den nächsten Gegner Ecuador im Achtelfinale vorbereiten. Da gleichzeitig Paraguay Trinidad und Tobago bezwang, stand fest, dass die Schweden auf die Deutschen treffen würden.
Ulrich Merk
Ihr seid nie zufrieden! Ihr würdet noch klagen, wenn ich Jesus Christus berufen würde!
— Carlos Dunga, Nationaltrainer von Brasilien, zu Journalisten.