Schweden hat nach der verpassten Qualifikation zur WM 2010 den Umbruch erfolgreich gemeistert und die richtige Mischung aus Alt und Jung sowie Abwehr und Angriff gefunden. Aber ausgerechnet vor der EM plagen sich die Nordeuropäer mit Personalsorgen im Sturm herum.
Das englische Fußballmagazin „FourFourTwo“ verglich die schwedische Nationalmannschaft mit der DFB-Elf. Die Parallelen liegen auf der Hand. Wie Deutschland bestritt auch Schweden 2009 eine gute U21-EM. Während die deutsche Auswahl Europameister wurde, scheiterten die Skandinavier erst im Halbfinale im Elfmeterschießen (!) an England. Wie in Deutschland befinden sich mittlerweile auch in Schweden etliche Spieler aus der damaligen Juniorenauswahl in der A-Nationalmannschaft.
Nach der verpassten Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2010 löste der eloquente Erik Hamren den mürrischen Lars Lagerbäck als Trainer ab. Ein Wechsel, wie von Rehhagel zu Guardiola. Die Spieler mögen anscheinend ihren neuen Übungsleiter. „Erik ist offen und redet viel. Lagerbäck war reservierter. Manche Leute sagen, er war langweilig“, meint Stürmer Johan Elmander (Galatasaray Istanbul). Hamren gelang es auch, den besten Fußballer des Landes, Zlatan Ibrahimovic (AC Mailand), zur Rückkehr in die Nationalmannschaft zu bewegen. Der Stürmer war nach der verpassten WM-Qualifikation aus dem Drei-Kronen-Team zurückgetreten, kehrte aber rechtzeitig zur Qualifikation für die Europameisterschaft 2012 zurück. Der neue Nationaltrainer hatte ihn mit der Kapitänsbinde und der Aussicht, nicht bei allen Testspielen dabei sein zu müssen, erfolgreich geködert. Ibrahimovic spaltet die Nation. Die einen meinen, dass das Spiel der schwedischen Nationalmannschaft mit dem Mailänder Angreifer steigt und fällt. Die anderen halten Statistiken vor, die besagen, dass die Schweden jedes Mal in einem EM-Qualifikationsspiel siegreich waren, wenn sie auf Ibrahimovic verzichten mussten. Immerhin lud der egozentrische Stürmer einmal seine Nationalmannschaftskollegen in sein Haus zum Wildschweinessen ein. Das Tier hatte er natürlich selbst erlegt.
Der neue Coach Hamren lässt das Team offensiver auftreten als sein Vorgänger Lagerbäck. Aber von seinem hehren Ziel, jedem Gegner den eigenen Stil aufzudrängen, nahm er nach der 1:4-Niederlage in der EM-Qualifikation in den Niederlanden Abstand. Mittlerweile haben die Nordeuropäer die richtige Balance zwischen einer taktisch disziplinierten Abwehr und einer angriffslustigen Offensive gefunden. Im Rückspiel gegen die Oranje-Auswahl lösten sie mit einem 3:2-Sieg als bester Zweitplatzierter der neun Qualifikationsgruppen das Ticket nach Polen und in die Ukraine.
Einst drückten Bundesliga-Legionäre wie Ronnie Hellström, Patrik Andersson oder Martin Dahlin der Blagult (die Blaugelben) ihren Stempel auf. Im diesjährigen EM-Kader befindet sich mit Markus Rosenberg, dessen Vertrag bei Werder Bremen allerdings nur noch bis zum Ende des Monats läuft, lediglich ein Spieler, der sein Geld in Deutschland verdient. Zudem wurde Verteidiger Martin Olsson (Blackburn Rovers), der Bald-Schwager des deutschen Basketball-Superstars Dirk Nowitzki, nominiert. Linksverteidiger Oscar Wendt (Borussia Mönchengladbach) und Stürmer Markus Berg (Hamburger SV) fielen dagegen nach einer schwachen Saison durchs Sieb. Dabei sind die Schweden auf den beiden Außenverteidigerpositionen schwach besetzt, im Sturm fällt Shootingstar John Guidetti (Feyenoord Rotterdam) aus und auch hinter dem Einsatz von Johan Elmander stehen nach einer Fußverletzung gleich mehrere Fragezeichen.
Das Drei-Kronen-Team hat den Vorteil, dass es bereits im ersten Vorrundenspiel auf den vermeintlich schwächsten Gruppengegner Ukraine trifft. Die Partie muss gewonnen werden, wenn der EM-Halbfinalist von 1992 im Konkurrenzkampf mit Frankreich und England gute Chancen haben will, die Vorrunde zu überstehen. Mehr als das Viertelfinale ist jedoch nicht realistisch.
Mögliche Aufstellung: Isaksson - Granqvist, Mellberg, J. Olsson, M. Olsson - Svensson, Kallström - Larsson, Ibrahimovic, Toivonen - Elmander (Rosenberg)
Senthuran Sivananda
Ich habe alles in meinem Leben mit dem Ball am Fuß gelernt.
— Ronaldinho, Fußball-Weltmeister mit Brasilien 2002.