Schweiz souveräner Gruppensieger

von Günther Jakobsen23:22 Uhr | 23.06.2006

Hannover hieß die Endstation für das Team aus Südkorea. Die Asiaten überzeugten kämpferisch vor allem in der zweiten Halbzeit und wurden gegen ein klug eingestelltes Schweizer Team schlecht belohnt.

Südkorea hatte keinen Guus Hiddink mehr am Spielfeldrand, aber mit Advocaat immer noch einen fähigen Landsmann. Italien, das im Test gegen die Schweiz nur unentschieden spielte, und Spanien, Angstgegner und Endstation für die Rot-Weißen 1994 konnten ein Lied davon singen, was passieren kann, wenn man die Asiaten unterschätzen würde. Ausgerechnet die Türkei konnte bei der letzten WM die Hiddink-Truppe stoppen. Diese Hürde hatten die Schweizer immerhin schon genommen. Einen Ausnahmekönner wie Chappuisat hatten die Eidgenossen nicht mehr. Aber mit Hakan Yakin brachte Kuhn einen höchst umstrittenen, aber nicht minder genialen Spielmacher in die Startelf. Mit Sicherheit einer der wenigen, vielleicht mit Ausnahme von Barnetta, die fähig waren den entscheidenden Pass zu spielen. Ein Zeichen, dass es um viel ging, wurden die vier bisher gewonnenen Punkte denn auch, ohne restlos zu überzeugen, errungen. Ein Unentschieden gegen Frankreich, einen Sieg gegen Togo, das hatten beide Teams geschafft. Der Schweiz reichte ein Remis für die Quali, aber man setzte alles daran, Spanien aus dem Weg zu gehen und natürlich auch noch ein paar Tage Bad Bertrich zu geniessen. Spycher erhielt vor Magnin den Vorzug. Der Respekt vor Lee war also groß, denn die Defensive der Kuhn-Truppe blieb bisher zwar ohne Gegentreffer, aber nicht ohne Fehler.
In der 3. Minute tauchte Lee erstmals vor Zuberbühler auf. Drei Minuten später tat es ihm Yakin nach. Barnetta schickte gleich darauf Frei. Die erste wirkliche Chance hatte Barnetta aber selbst, nach einem herrlichen Zuspiel von Cabanas. Eine schöne Kombination der beiden auffälligsten Spieler. Nach einer Viertelstunde versuchte sich Frei mit einem Heber. Die drei koreanischen Spitzen blieben harmlos, während die Schweiz ihren Raum zu nutzen wusste. Einen Yakin-Freistoss auf Senderos verwertete dieser in der 22. mit dem Kopf. Nach dem Tor mussten sich der Arsenal-Verteidiger und ein Koreaner wegen des Zusammenpralls nach dem Treffer pflegen lassen. Südkorea verschärfte in der Folge die Gangart. Trotzdem kam es noch zweimal zu gefährlichen Yakin-Freistößen. Die Asiaten hatten vor der Pause zusätzliches Pech, als Müller im Strafraum ein Ball ungeahndet an die Hand sprang. Die koreanische Schlussoffensive blieb aber ohne Wirkung.

Nach dem Wechsel übernahmen die Advocaat-Jungs das Spieldiktat. Senderos wurde in der ersten Druckphase wegen einer ausgekugelten Schulter durch seinen Arsenal-Kollegen Djourou ersetzt. Das jüngste WM-Team machte weiter mächtig Dampf. Aber auch Kuhns Defensive blieb diesmal sicher und ermöglichte eine Verlagerung auf Konterfußball. Frei traf in der 64. Holz. Sonst mussten die Schweizer den Ball mehrheitlich den Koreanern überlassen. Margairaz, der für den starken Yakin kam, passte in der 72. auf Frei, der wieder vergab. Ein langsam vorgetragener Konter nutzte Frei für das 2:0. Der Linienrichter hatte die Fahne oben, aber den entscheidenden Pass gab ein Koreaner, weshalb Schiri Elizondo gegen seinen Assistenten entschied. Kuhns Team konnte aber hinten dicht machen, einmal mit Hilfe der Querstange. Zuberbühler blieb somit der einzige Torhüter nach der Vorrunde mit reinem Kasten. Der Schweizer Sieg war insgesamt verdient. Auf jeden Fall zeigten die Eidgenossen die stärkste Leistung bisher und durften die Iberer, die man noch nie bezwingen konnte, den Franzosen überlassen.

Andreas Beck



Abgesehen von Lionel Messi, der herausragend ist und dem jeder diesen WM-Titel gegönnt hat, soll mir doch keiner sagen, dass die Argentinier besser sind als wir. Die haben aber mit einer unglaublichen Leidenschaft verteidigt.

— DFB-Sportdirektor Rudi Völler zieht seine eigene WM-Bilanz 2022. Deutschland war in Katar in der Vorrunde gescheitert.