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Schwyzer EURO-Splitter (Teil 2): Verwechslungspech

von Günther Jakobsen11:19 Uhr | 04.06.2008

Nun wird es also bald so weit sein. Die Euro kommt immer näher und am nächsten Samstag wird sie unweigerlich da sein. Dann werden alle Prognosen zur Makulatur werden, alle Tipps und Hoffnungen der Fans von der Wirklichkeit korrigiert, überholt oder gar gnadenlos in den Orkus gespült. Denn, wir wissen ja, die Wirklichkeit liegt auf dem Platz, nicht in den Planspielen.

Doch so einfach ist es nicht. Jedenfalls, was die Organisatoren der Euro hier in der Schweiz anbetrifft. Deren Wirklichkeit liegt nicht auf dem Platz, sondern eher in ihren Köpfen und in ihrer Phantasie. Kaum ein Tag vergeht, in dem nicht über mögliche Szenarien berichtet wird, die sich ereignen könnten und wie man sich dagegen gerüstet hat. Mag es noch hingehen, dass man einen verheerenden Hagelschlag in der Fanzone simuliert und dazu reihenweise simulierende Verletzte im Wankdorfstadion nebeneinander auf den Boden legt, damit sie von trainierenden Notfallteams versorgt werden können. Ja, wer weiss, vielleicht gibt es ja wirklich einen Hagelsturm... Hinlänglich bekannt sind auch die Sicherheitsszenarien mit Einsätzen von unbemannten Spionageflugzeugen oder dem Einsatz der Armee. Also kein Wort mehr darüber.

Nicht einfach so hingehen lassen wir aber ein anderes Szenario, das man sich ersonnen hat. Dieser Tage wurde nämlich darüber informiert, dass die sogenannten Personenlenker der SBB, d. h. der Schweizerischen Bundesbahn, ihre orangen Signalwesten gegen gelbe eintauschen müssen. Warum? Genau, damit man sie nicht mit holländischen Fans verwechselt! Das ist stark, denke ich mir, und frage mich: Was ist eigentlich das Problem? Will man damit den Holländern helfen, die sonst vielleicht einen ihrer Eigenen nach dem Weg fragen, der aber keine Ahnung hat, wo es hingeht? Oder will man damit den anderen, unbeteiligten Passanten helfen, denen man den Kontakt mit den des Weges gehenden holländischen Landsleuten ersparen will? Oder denkt man gar an die Personenlenker selbst, und daran, dass sie in eine orange Identitätskrise kommen könnten? Und ich frage mich: wie geht das weiter? Nun könnte man ja die, jetzt gelben, Personenlenker mit dem Briefträger verwechseln oder mit dem Bediener vom Euro Fastfood Prime Leading Supporting Sponsor Partner, der die Fans mit seinen Hamburgern beglückt. Und wie ist es, wenn die Holländer dann dort auftauchen? Aber nein, der ist ja schon gelb. Also Entwarnung.

So geht das hier zu in Zeiten vor der Euro. Kein Gedanke bleibt ungedacht. Keine Sorge, die nicht in ein Szenario mündet und zu der man nicht die passenden Gegenmaßnahmen entwickelt hat. Allein, sorgen kann man sich schon, wenn man sieht, wo das alles hingeht. Aber für diese Sorgen steht kein Szenario mit Handlungsplan bereit. Da muss ich wohl selber für mein Wohl sorgen. Es wird Zeit, dass es losgeht, und dass die Wirklichkeit endlich auf den Platz kommt. Und was die Personenlenker angeht. Wenn Holland spielt, bleiben wir einfach daheim. Da verwechseln wir auch niemanden.

Steffen Rottler



Mich kennt keiner wirklich. Selbst meine Frau fragt mich manchmal: Bist du wirklich so?

— Klaus Augenthaler