Bundesliga - News

Schwyzer EURO-Splitter (Teil 3): Bern im Glück – Die Oranjes kommen!

von Günther Jakobsen16:31 Uhr | 05.06.2008

Leuchtende Augen sah man bei den Verantwortlichen der Stadt Bern, als im Dezember 07 in Luzern das Los verkündete, dass die Holländer sämtliche Spiele im Wankdorf austragen würden. Noch strahlender waren die Augen der Campingplatzbetreiber in der Stadt Bern.

Campingplätze gibt es hier zwei, und beide liegen an der Aare. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass eine Flaschenpost direkt via Rhein nach Holland geschickt werden kann, sondern auch, dass Plätze viel einfacher erweitert werden können als Gästezimmer in Hotels. Ist der Platz in der Stadt belegt, weicht man aus aufs Land. Dieterswil heißt der Ort, in dem das große Fancamp für die Oranjes liegt. Es wirbt mit seiner zentralen Lage. Das gelbe Postauto steht für die Transfers der Oranjes nicht zur Verfügung, dafür wurde ein Shuttlebus organisiert. Braucht es auch, denn für Ortsunkundige ist der Seeländer Weiler kaum zu finden. Eine Übernachtung kostet 20 Euro. Der Preis rechtfertigt sich wohl mit der aufwändigen Infrastruktur, denn vorher gab es dort ausschließlich Kartoffeläcker. Einen Laden etwa gibt es dort weit und breit nicht. Braucht es auch nicht! Schließlich sind die Holländer bekannt dafür, dass sie vom Mineralwasser bis zu den Teigwaren alles mit ins Auto packen, wenn sie ausschwärmen.

Die Holländer sind unsere Lieblingsgäste. Meine erste persönliche Erfahrung mit Holländern war, dass ich als kleiner Bub auf einem Campingplatz im Wallis von einer holländischen Familie die Nationalhymne gelernt hatte. Nicht die holländische, sondern unsere! Weil die Ferien auf unseren Nationalfeiertag (1. August) fielen, hatte sich die Familie entsprechend vorbereitet. Bis dahin hatte ich noch nie bewusst etwas von einer Hymne gehört.
Die Holländer trinken zwar lieber eigenes Bier statt dänisches, was Konflikte mit den Sponsoring-Kontrolleuren ergeben könnte, ansonsten gelten sie aber als friedlich. Leider hat die drei Kilometer lange Fanmeile zwischen Altstadt und Wankdorfstadion einen gewichtigen Nachteil. Es gibt auf dieser Strecke kaum Ampeln, so dass die Fans ihrem Ampelritual nicht frönen können. Sie werden sich etwas anderes ausdenken müssen. Vielleicht etwas mit Rettungsringen. Solche hat es ja an der Aare, und sie sind orange. Oder rotweiß? Aber was, wenn diese fehlen? Dann braucht es noch mehr Volontäre, die ungeübte Holländer aus der Aare retten. Denn die Berner schwimmen in ihrem Fluss – auch im Juni! Und auf den Zeltplätzen wird die Biermarke wohl kaum kontrolliert. Und Volonteers findet man je weiter weg vom Stadion desto schwerer.

Bern ist bereit für unsere Freunde aus Holland. „Wir wollen Bern in eine orange Stadt verwandeln“ sagte Projektleiterin Karin Mössenlechner, als die holländische Botschaft der Stadt Bern im März über 11000 Zwiebeln von orangen Tulpen schenkte. Stadtpräsident Alexander Tschäppät freute sich, dass die holländischen Fans in Bern von einem oranje Tulpenmeer empfangen würden. Pech nur, dass die Blütezeit von Tulpen bis ca. Mitte Mai dauert. Mittlerweile zieren wieder - wenig gastfreundlich - rotweiße Geranien die Blumentöpfe der Stadtgärtnerei.

Immerhin steht zum Glück der altehrwürdige Holländerturm in der Public-Viewing-Zone mitten in der Altstadt. Klar, dass man nicht lange warten musste, bis jemand auf die Idee kam, diesen orange zu beleuchten. Wie sich das auf das Konsumverhalten der Gäste im italienischen Restaurant im Turm auswirken wird, wissen wir zwar noch nicht. Aber die Mobilnetzbetreiberfirma Orange, deren Geschäft unmittelbar daneben liegt, wird sich über dieses Gratissponsoring freuen.

Andreas Beck, Bern



Mein Name ist übrigens Osieck, nicht Ossick, aber... nur nebenbei.

— Holger Osieck, Trainer beim VfL Bochum, korrigiert den Pressesprecher von Eintracht Frankfurt.