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Schwyzer Euro-Splitter (Teil 4): Euro08 in Rot-Grün

von Günther Jakobsen22:17 Uhr | 06.06.2008

Die Euro08 ist fest in links-grüner Hand, wenigstens was die Schweiz betrifft. Die Stadtpräsidenten von Genf, Basel, Zürich und Bern, sowie auch der Euro08 Delegierte des Bundesrates sind alle diesem Lager zuzurechnen. Sie verantworten jeweils Budgets in zweistelliger Millionenhöhe und sind Feuer und Flamme für den Fußball. Passt das?

Patrice Mugny von der Grünen Partei regiert in Genf, Felix Eymann von der Demokratisch sozialen Partei in Basel. Zürichs Stadtoberhaupt ist Elmar Ledergerber von den Sozialdemokraten. Ledergerber machte sich stark für zwei Stadien in Zürich. Was in Mailand, Turin und Rom möglich ist, wäre für die Limmatstadt undenkbar: zwei Rivalen in einem Stadion. So hat der entthronte Meister FC Zürich bereits sein neues Leichtathletikstadion im Letzigrund, während Rekordmeister Grasshopper Club Zürich noch auf seinen Hardturm warten muss. Ledergerber hatte dort lange mit Widerstand gegen „seine“ Denkmäler zu kämpfen. Widerstand, der nicht zuletzt aus den eigenen Reihen kam.

Berns Stadtpräsident, oder Stapi, wie wir ihn nennen, heißt Alexander Tschäppät, der, wie in den sechziger Jahren sein Vater, das Amt für die Sozialdemokraten geholt hat. Schon seine alte Wahlkampfwebseite „waehlt-mich.ch“ zeugte von unverkrampftem Selbstbewusstsein. Wie Altkanzler Schröder, der am Gitter des Kanzleramtes rüttelte und gesagt haben soll „ich will da rein!“, hat sein politischer Bruder in Bern nie einen Hehl aus seinen Absichten gemacht. Aber es gibt noch weitere Gemeinsamkeiten. Während die ehemalige Kanzlergattin Doris Schröder Accessoires für Hunde entwarf, engagiert sich Christine Szakacs, Tschäppäts Lebenspartnerin, für Dogdance, einer Tanzmethode für Hunde. Tschäppät weiss, was er will. Aber seine Hunde tanzen wohl eher nach der Pfeife seiner Partnerin. Und nach welcher Pfeife tanzen die Verantwortlichen der Spielstätte Bern? Jedenfalls lächelt Tschäppät mit Frank van der Heijden auf der Euro-Webseite der Stadt Bern, weil diese gerade einen Sponsoring-Vertrag unterzeichnet haben. Nein, nicht mit Heineken, sondern mit Coca Cola! Berührungsängste mit Headlinern der Globalisierung hat unser Stapi nicht. Genau so wenig wie einstmals sein großer Bruder auf dem Kanzlerthron, der seine Gesinnung ohne weiteres mit der Geschäftsstrategie von Gazprom vereinbaren konnte.

Der letzte im Bunde ist der Sozialdemokrat und Euro08-Delegierte des Bundesrates Benedikt Weibel. Man sagt ihm nach, dass er vom Fußball soviel versteht, wie eine Kuh vom Klettern. Weibel verantwortet die 82 Mio. Franken Bundesgeld in der Euro08 und war früher Generaldirektor der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Sein Nachfolger bei den SBB musste sich gleich mit einem Streik der Belegschaft eines Betriebes in Bellinzona auseinandersetzen. Trotz fußballerischem Erfolg des Tessiner Städtchens ließen sich die Gewerkschafter nicht beschwichtigen. Sie waren sicher anderes gewohnt zur Zeit ihres alten Chefs, dessen Biographie den verheißungsvollen Titel „Der Rote Boss“ trägt. Weibel hat die Verantwortung für Bellinzona von sich gewiesen. Für das Bundesengagement an der Euro steht er aber gerade. Wir glauben ihm! Wer sollte denn auch streiken nach der Euro?

Die Verantwortlichen in der Schweizer Host Cities und der oberste Koordinator ziehen die Fäden beim drittgrößten Sport- und damit auch Konsum-Event der Welt. Sie verkünden ihre politische Botschaft nicht, oder jedenfalls nicht offen. Sie lächeln in die Kameras und präsentieren sich gerne im Umfeld der Fußballer. Sie legen sich ins Zeug für die Sache des Fußballs und engagieren sich für den Anlass wie Stoiber seinerzeit für die WM 2006. Ob wir einen Unterschied merken werden? Wohl kaum! Der Fußball vermag eben die Grenzen zu überwinden. Oder sollen wir besser sagen: zu verwischen?

Andreas Beck



Wir haben hier 70 Minuten Fußball gespielt, wenn Sie zugeguckt hätten, dann hätten sie's gesehen...

— Michael Zorc, BVB, nach einer Niederlage bei Werder Bremen.