Als schon niemand mehr daran glaubte, kam es im letzten Spiel des Achtelfinals doch noch zu einer Sensation: Wehen Wiesbaden eliminierte den KSC und zog als zweiter Unterligist nach Mainz 05 in die Runde der letzten Acht ein. Dort wartet die geballte Prominenz, die gleich im ersten Spiel des Jahres zu teils erstaunlichen Leistungen fähig war. Vor allem der FC Bayern.
Im letzten Spiel der Bundesliga-Hinrunde hatte Stuttgart dem Rekordmeister noch einen Punkt abgejagt und ihn phasenweise sogar richtig dominiert. Daran aber war diesmal nicht zu denken. Binnen zwei Minuten versetzten Schweinsteiger (14.) und Ribery (16.) den zaudernden Schwaben bereits zwei solch frühe Schläge, dass sie sich niemals wieder erholten. Der VfB sah nur noch zu, wie die Bayern den Rasen zur Manege machten und am Ende eines 5:1-Debakels noch nicht einmal die besten ihren etlichen Großchancen nutzten. Spannend wurde das Spiel nur noch für einen kurzen Moment, als nämlich Franck Ribery mit einem hochnäsigen Strafstoß an Jens Lehmann scheiterte und damit ein noch früheres 0:3 vergab (21.). Noch vor der Pause aber sprang Luca Toni dem Franzosen dann bei und löschte alle Zweifel am Weiterkommen aus (43.). Klare Favoritensiege gab es auch in den anderen Partien vom Dienstag. Vor bemerkenswerten knapp 50.000 Fans konnte sich der Hamburger SV dabei wieder einmal auf Ivica Olic verlassen, der ein überfordertes München 1860 schier im Alleingang mit 3:1 schlug (44./78./85.). Bierofkas Anschlusstor (87.) tat nichts mehr zur Sache. Schalke 04 unterdessen hatte auf dem Papier noch das leichteste Los, musste beim Drittligisten Jena aber durchaus hart schuften, um am Ende klarer als gefühlt mit 4:1 zu gewinnen. Nach einem Doppelpack Farfans (19./66.) kamen die Thüringer noch einmal heran (67.), erlagen mit Zehn gegen Zehn (Rot für Asamoah, 75. und Riemer, 81.) am Ende aber der Schalke Routine. In Freiburg schließlich stieg noch ein Duell zweier Zweitliga-Spitzenteams, das nach einer starken zweiten Halbzeit schließlich Tabellenführer Mainz für sich entschied. Neun Minuten vor Schluss nutzte Soto den entscheidenden Konter zum 3:1.
Auch in den Mittwochsspielen des Achtelfinals zeigten sich viele Teams in beachtlicher Frühform. So ließ Bayer Leverkusen, das erstmals nach Düsseldorf ausweichen musste, dem Finalisten von 1997 überhaupt keinen Stich. Helmes (12.), Kadlec (29.) und Renato mit einem Traumtor (43.) sorgten noch vor der Pause für klare Verhältnisse, ehe Skela für Cottbus noch zum Ehrentor traf (90.). Erstmals nach sechs Jahren schaffte es Bayer damit wieder ins Viertelfinale. Zweitligist Rostock verkaufte sich in Wolfsburg lange Zeit gar nicht so schlecht, brach nach einem 0:0 zur Pause aber gleich nach dem ersten Gegentor dann auseinander und verlor doch noch standesgemäß mit 1:5. Mann des Abends war der wiedergenesene Grafite, der drei Treffer selbst erzielte (58./86./90.) und zudem noch ein Eigentor provozierte (66.). Wie Wolfsburg, der HSV und die Bayern bleibt auch Werder Bremen unterdessen in allen drei Wettbewerben vertreten. Beim Auswärtsspiel in Dortmund, einer Neuauflage des Vorjahres, schien zunächst noch alles wie immer, als die Schaaf-Elf trotz klarer Überlegenheit Dortmund immer wieder zu Großchancen einlud und zur Pause weit höher als nur 0:1 hinten liegen konnte. Der frühe Treffer von Alex Frei (11.) reichte dem BVB jedoch nicht, da Werder sich so gut in den Griff bekam, dass Almeida (62.) und Pizarro (80.) die Begegnung noch verdientermaßen umbiegen und für die bis dahin vielleicht größte Überraschung sorgen konnten. Dann aber kam Wehen Wiesbaden und sorgte in der eigentlich unscheinbarsten Partie doch noch für eine echte Sensation. Bei einem beklemmend schwachen Karlsruher SC genügte dem Team von Wolfgang Frank – derzeit Tabellenvorletzter der Zweiten Liga – ein einziger Treffer zum verblüffenden Weiterkommen. Für den bislang größten Erfolg der noch jungen Vereinsgeschichte sorgte in der 73. Minute Ronny König.
Maik Großmann
Es wird niemand mehr Vizekusen sagen. Dieser Begriff ist mir auf den Keks gegangen.
— Rudi Völler, Ex-Sportdirektor und Profi von Bayer Leverkusen, nach der ersten Meisterschaft der Bayer-Elf, die bis dahin als ,,Vizekusen" tituliert wurde.