Smørrebrød, Roskilde, die kleine Meerjungfrau - diese Stichworte kulinarischer und kultureller Herkunft sind weit über Dänemarks Grenzen bekannt. Die als „Danish Dynamite“ gefeierte Fußball-Nationalelf sorgte auch auf sportlichem Terrain für positive Eindrücke der Skandinavier. Die von Morten Olsen trainierten Auswahlkicker haben allerdings Probleme, an die schwungvoll erreichten Erfolge früherer Jahre anzuknüpfen.
Unter Druck
In der WM-Qualifikation 2006 erlebte „Danish Dynamite“ einen Rohrkrepierer. Als Dritter der Europa-Gruppe 2 blieb Dänemark nur die Rolle des Zuschauers. Auch die aktuelle Situation in der Qualifikation zur EM 2008 ist brisant. Hinter Schweden und Nordirland belegen die Dänen Rang drei; lediglich einen Zähler vor Spanien. Diese vier Teams kämpfen vermutlich um die beiden zu vergebenden Endrundenplätze in der Gruppe F; Lettland, Island und Liechtenstein dürften außen vor bleiben. Die Bilanz von zwei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage hält Dänemark noch alle Chancen offen, gleichwohl die 0:0-Punkteteilung im Heimspiel gegen Nordirland angesichts der harten Konkurrenz als dürftig zu werten ist. In den Europameisterschafts-Annalen indes haben die Nordländer mit sieben Endrundenteilnahmen einen festen Platz. Seit 1984 sind sie regelmäßig dabei; mit dem Titelerfolg von 1992 (2:0-Endspielsieg gegen Deutschland) sowie zwei erreichten Halbfinals (1964, Platz vier/1984, Platz drei) können sie zudem respektable Ergebnisse vorweisen.
99 Dänen
Gegen Deutschland sieht die Länderspielbilanz der Dänen nicht so rosig aus. Von den 23 Vergleichen entschied man sieben für sich, 14 Partien gingen verloren, zwei Unentschieden runden das Gesamtbild ab. Die letzte Partie wurde zwar gewonnen, im November 2000 ein 2:1 in Kopenhagen, davor jedoch konnte Dänemark die DFB-Elf in 14 Spielen nicht bezwingen (12 Niederlagen). Allein die hohe Zahl an dänischen Bundesliga-Legionären belegt jedoch, dass Dänemark einen engen Draht zum südlichen Nachbarn hat: 99 Aktive standen seit der Bundesligagründung bei deutschen Klubs unter Vertrag; einige avancierten zu Schlüsselspielern. Wie beispielsweise John Danielsen (Werder Bremen) und Ole Björnmose (Werder und HSV), die Mitte der 60er-Jahre zu den dänischen BL-Pionieren zählten. Später halfen die Angreifer Ulrik Le Fevre und Allan Simonsen maßgeblich mit, Borussia Mönchengladbachs Fohlensturm zu Erfolgen zu führen. Libero Per Röntved war in den 70er-Jahren das Rückrat der Bremer Abwehr, Sören Lerby Mitte der 80er der Antrieb in Bayern Münchens Mittelfeld und Morten Olsen beim 1. FC Köln zunächst der ruhende Pol in der Abwehr (1986-1989) und später umsichtiger Chef auf der Trainerbank der Geißbockelf (1992-1995). Ein ehemaliger deutscher Bundesligaprofi kurbelte als Trainer den Aufstieg der dänischen Nationalmannschaft entscheidend an: Sepp Piontek, der ab 1979 elf Jahre lang die Skandinavier betreute.
Ärger vor dem Test
Für Verstimmung bei Olsen führte der Verzicht des Gegners auf einige stark beanspruchte Nationalspieler. „Ich habe es aus der Zeitung erfahren, und das macht man einfach nicht“, ärgerte sich der Coach über den DFB. Zum Testspiel gegen Deutschland hat Olsen mit Leon Andreasen (Mainz) und Daniel Jensen (Werder) zwei Aktive im Kader, die derzeit in der Bundesliga spielen. Jon Dahl Tomasson (FC Villarreal), Niclas Jensen, Jesper Grönkjaer (beide FC Kopenhagen) und Christian Poulsen (FC Sevilla) haben ebenfalls BL-Erfahrungen. Neben der Bundesliga ist die englische Premier League begehrtes Ziel für dänische Profis. Dennis Rommedahl (Charton Athletic), Daniel Agger (FC Liverpool) und Keeper Thomas Sörensen (Aston Villa) haben sich Stammplätze bei ihren britischen Klubs erkämpft und damit auch ihren Einsatz in der Nationalauswahl zementiert.
André Schulin
Es könnte mir einen Punkt besser gehen.
— Winfried Schäfer