Sich selbst untertroffen

von Günther Jakobsen08:59 Uhr | 07.11.2007

Für das Schlüsselspiel in Rom hatte Werder sich extra eine Serie angespart, doch mit einer desolaten Vorstellung brachten sich die Bremer selbst um einen möglichen Ertrag. Lazio zeigte allerhöchstens Mittelmaß, zog durch zwei Geschenke aber kurz nach der Pause davon und kam ohne großes Zutun so zum Sieg. Am Ende verlor Werder nicht nur sein Gesicht, sondern auch den wichtigsten Mann.

Nicht nur in der Königsklasse, auch in der Serie A hatte Lazio Rom längst nicht mehr den großen Namen von einst und war zuletzt in der Liga bis in die Abstiegszone durchgereicht worden. Neun Mal in Folge hatte Bremen demgegenüber gerade nicht verloren. Kaum war die Partie im Olympiastadion aber freigegeben, war jedes Selbstvertrauen verpufft. Die ersten 20 Minuten gehörten allein den Römern, was einerseits am entschlossenen Pressing lag, andererseits von zaudernden und behäbigen Gästen arg begünstigt wurde. Drei Mal bereits waren die Italiener in der Anfangsphase zu Chancen gekommen, weil Naldo, Pasanen oder Mertesacker nicht aufgepasst hatten, ehe Makinwa plötzlich Mertesacker davonlief und allein vor Tim Wiese nur dessen Brustkorb traf (22.). Erst allmählich bekamen die Hanseaten das Spiel danach beruhigt, verloren noch vor der Pause aber ihren Kapitän, der bei einem hohen Zuspiel im Abseits stand, von Ledesma aber trotzdem einen Fuß ins Gesicht bekam (32.). Ohne Frank Baumann und auch ohne jede Torchance quälten sich die Gäste irgendwie in die Pause, obwohl Lazio, dem Toptorjäger Pandev nicht einmal zur Verfügung stand, in keiner Weise hochwertig spielte. Die Heimelf profitierte ausschließlich von der fürchterlichen Bremer Verfassung.

Für einen kurzen Moment entstand Vertrauen in die grün-weiße Elf, weil sie giftig auf den Platz zurückkam und durch Diego sogar den ersten Torschuss abfeuerte (50.). Umso haarsträubender fiel dennoch Lazios Führung, die ihren Ursprung noch vor dem anderen Strafraum hatte. Nach einem guten Zuspiel lief Markus Rosenberg aufs Tor zu und wurde an der Strafraumgrenze von de Silvestri gelegt. Der insgesamt schwache Unparteiische entschied sich in dieser kniffligen Szene gegen einen Roten Karton, worüber Bremen sich derart empörte, dass Lazio im Gegenangriff einen Strafstoß bekam: Ungebremst trieben die Gastgeber das Leder über das ganze Feld und gelangten mühelos in den Sechzehner, wo Naldo den Römer Maghni ohne Verstand von den Beinen holte. Tatsächlich konnte Wiese den strammen Schuss sogar parieren, im Nachschuss aber rutschte Rocchi samt Spielgerät doch ins Tor (57.). Kurz rappelte sich Werder wieder auf, prüfte ein erstes Mal überhaupt den Torwart-Senior Bellotta mit einer Freistoßbombe (65.). Fast im Gegenzug ließ derselbe Naldo sich aber wieder düpieren, schätzte einen Querpass von Meghni völlig verkehrt ein, wodurch Rocchi plötzlich durch war und traf – ohne eigenes Zutun führte Lazio sogar 2:0 (67.). Nun war Werder wirklich erledigt, schoss aus Verzweiflung einige Male in die Luft, doch waren selbst schwache Römer klug genug, den Vorsprung zu verwalten. Den womöglich noch wichtigen Anschluss erzielte Diego fast aus Versehen, weil Mertesacker ohne Not im Strafraum zu Boden gerissen wurde (88.). Trotz seines Elfmetertores war der Brasilianer aber völlig zermürbt. Als Werder in der fünften Minute der Nachspielzeit einen Einwurf nicht bekam, trat Diego vor Wut in die Bande und flog, da seit kurzem verwarnt, mit Gelb-Rot vom Platz. Die schmalen Aussichten für die Restpartien sanken damit noch zusätzlich.

Maik Großmann



Da muss man aufpassen! Weil ich bin einer, der lässt sich das nicht gefallen, Freunde der Sonne!

— Stefan Effenberg in seiner legendären Pressekonferenz in München.