DFB-Team

Sieg ohne Ansage

von Günther Jakobsen08:20 Uhr | 13.09.2007

Gegen bestbesetzte Rumänen sah Deutschlands Reserveauswahl eine Halbzeit lang alt aus, machte haarsträubende Fehler und wurde von den listigen Einzelkönnern teilweise vorgeführt. Der plötzliche Ausgleich aber warf die Gäste schon um. Mit besserer Ordnung kam die DFB-Elf zurück und machte aus einem drohenden Debakel noch einen scheinbar sicheren Sieg.

Bester Laune und frenetisch gefeiert lief die deutsche Mannschaft ins Stadion ein und musste gleich feststellen, dass die Rumänen das Spiel etwas ernster nahmen als sie selbst. Einen Vorstoß über Mutu auf links konnte Hilbert nur mit einem Foul unterbinden; aus dem Halbfeld flankte der Stratege vom AC Florenz nach innen, wo diverse Kollegen allein gelassen waren und Goian aus drei Metern nur noch den Fuß hinhalten musste (3.). Nicht nur der Rückstand verdarb den Gastgebern den Spielfluss. Auch zeigte die gleich fünffach veränderte Mannschaft einige Schwierigkeiten sich zu finden, besonders in der Abwehr. Distanzversuche von Hitzlsperger (7.) und Jansen (20.) durchbrachen nur die Lethargie. Wenn es gefährlich wurde, dann immer vor dem Tor Timo Hildebrands, der sich nach einer Viertelstunde mächtig lang machen musste, um einen plötzlichen Drehschuss Maricas zu erwischen. Als gerade Helmes einen halbgefährlichen Schuss abgefeuert hatte, brach im Gegenzug Marica schon wieder durch und konnte nur mit großem Glück von Hildebrand und Friedrich am Torerfolg gehindert werden (23.). Kurz darauf verschätzten sich die Gäste, stürmten bei einem Freistoß in sicherer Abseitsahnung raus und hätten Podolski fast den Ausgleich geschenkt. Tempogeladen und mitreißend war die Partie bis hierhin durchaus, so klar bestimmt allerdings von den Rumänen, dass die unsichere DFB-Elf noch vor dem Seitenwechsel gar erste Pfiffe kassierte. Marica (28.), Mutu (34.) und Dica (36.) sorgten aus der Distanz gar noch für weitere Schreckmomente. Und so mussten sich die Gäste fast verhöhnt vorkommen, als kurz vor Halbzeitende wie aus dem Nichts noch das 1:1 fiel, indem ausgerechnet Bernd Schneider eine Schweinsteiger-Flanke in die Tormitte köpfte (41.) – verdient war der Ausgleich vorne und hinten nicht.

Joachim Löw hatte die Warnung verstanden und tauschte gleich auf drei Positionen aus. Das dem Publikum zuliebe aufgebotene Sturmdoppel Podolski und Helmes blieb überraschend unangetastet, bedankte sich allerdings auch umgehend mit einer Doppelchance: Auf Schneiders Zuspiel zog erst Helmes knapp links am Tor vorbei (48.), dann vergab Podolski eine richtig große Möglichkeit, als er alleinstehend am Strafraumeck an Coman scheiterte; erneut Schneider hatte den Münchener fabelhaft in Szene gesetzt (49.). Deutschland hatte das Spiel derweil besser im Griff, profitierte aber auch vom durch den späten Ausgleich noch spürbar verschreckten Gegner. Von den brandgefährlichen Chivu, Marica und vor allem Mutu war plötzlich überhaupt nichts mehr zu sehen. Um die Stimmung dennoch etwas aufzubessern, zog Rumäniens Trainer dann Dorinel Munteanu aus dem Hut, der im biblischen Alter von 39 Jahren noch einmal in seiner alten Heimat vorstellig werden durfte. Kaum war der Fußballgreis aber auf dem Platz, ließ er sich vom ebenfalls eingewechselten Odonkor düpieren. Nahe der Mittellinie erspitzelte sich der Ex-Dortmunder den Ball, sprintete auf der Stelle los und musste eigentlich auf links zu Podolski passen. Eigensinnig versuchte Odonkor es aber selbst und hatte das große Glück, dass Coman sich das Leder selbst in die Maschen legte – trotz der schlimmen ersten Halbzeit lag die deutsche Mannschaft nun sogar vorn (65.). Wie selbstverständlich war das Löw-Team in der Lage, die seltsame Führung auch zu verwalten, den immer müderen Rumänen vielleicht gar noch Schlimmeres anzutun. Acht Minuten vor dem Ende gelang dies tatsächlich. Hilbert narrte in seiner besten Aktion des Abends drei Gegenspieler und legte quer auf Podolski, der aus 18 Metern sofort abzog und die Kugel mit aller Macht unter die Latte donnerte. Dass gerade er den Kölnern ein Tor schenkte, machte aus dem Abend doch wieder ein kleines Fußballfest. Eigentlich war es das aber nie gewesen.

Maik Großmann



Ich spiele weiterhin mit Risiko. Schließlich profitieren alle davon: Wir, das Publikum und auch der Gegner.

— Aad de Mos als Trainer von Werder Bremen