Slomkaisierung, die: Nicht zu verwechseln mit der Besetzung von Nachrichtensprecherposten durch weibliches Personal. Eher das Feuern von eingesessenen, renomierten, teilweise aber auch lästig gewordenen Fußballlehrern im bezahlten, deutschen Fußball mit anschließendem Ersetzen durch ungleich weniger bekanntere Übungsleiter.
Das Trainerkarussell in Deutschland war bisher so abwechslungsreich wie Kantinenfraß. Da wurde es mal Zeit, dass irgendwer dem rostigen Fahrgeschäft den Stecker zieht und sich etwas Neues einfallen lässt. Schalkes Teammanager Andreas Müller hatte vom Vorstand Hausaufgaben über die Winterferien bekommen, er solle doch bitte einen neuen Trainer finden. Und entweder ist Müller ein Streber und hat im Winter fleißig über seinen Büchern gesessen oder ihm ist das Anliegen einen Tag vor Trainingsbeginn erst wieder eingefallen. Wie auch immer. Er präsentierte Assistenztrainer Mirko Slomka als die beste Lösung für Königsblau. Der blasse Mirko wurde also gegen Professor Ralf Rangnick eingetauscht, was durchaus Sinn macht. Denn der Teammanager ist ja selbst so etwas wie der Slomka von Assauer.
Müller hat mit seiner Bummelei in der Winterpause ungewollt eine harte Welle in Gang gesetzt. Verdiente Vereine wollten die Aktion übertrumpfen und holten sich österreichische Übungsleiter. Österreich und guter Fußball verhält sich ähnlich wie Mozartkugeln und Diät, die Verpflichtung von Hanspeter Latour (1. FC Köln) und das Engagement von Walter Schachner bei 1860 München bedeutet also schon eine Slomkaisierung zweiten Grades.
Irgendwer will es aber immer besser wissen, in diesem Fall der VfB Stuttgart. Schwaben-Präsident Erwin Staudt setzte den italienischen Trainergott Giovanni Trapattoni an die Luft und holte dafür das Landei Armin Veh, ehemals Trainer beim FC Augsburg, Greuther Fürth und Hansa Rostock. Das war konsequent.
Neun Mannschaften des Oberhauses haben ihre sportlichen Leiter in dieser Spielzeit schon gewechselt, bleibt also noch Platz für neun Posten, um den Trend fortzusetzen. Also: Bremen feuert nach den nächsten vier Niederlagen in Serie Allofs und Schaaf und verpflichtet für beide Posten Willy Lemke. Falko Götz verliert seinen Job an „Icke“ Häßler, Manolo trainiert vom Pflegeheim aus seine Borussia und der Rekordmeister aus München setzt wie immer noch einen drauf. Nachdem die Meisterschaft mit nur sechs Punkten Vorsprung und die Champions League erst im Elfmeterschießen gewonnen werden konnte, kündigt Uli Hoeneß den Rentenvertrag von Felix Magath. Ab nächster Saison auf dem Trainersessel: Birgit Prinz.
Björn von der Wellen
Der liebe Gott in seinem Zorn / schickt Bielefeld statt Paderborn.
— Günter Klein (Münchner Merkur) nachdem Bielefeld mit einem 4:0-Sieg über Dynamo Dresden den Aufstieg nahezu perfekt machen konnte, während Paderborn in der 1. Liga abgeschlagen auf Rang 18 rangierte.