Die Slowaken kommen bei ihrer ersten WM-Teilnahme kaum für vordere Platzierungen in Frage. Ein Überstehen der Gruppenphase ist jedoch nicht auszuschließen. Fünf slowakische Auswahlspieler, mit guten Einsatzchancen für das Turnier, verdienen ihr täglich Brot in der Bundesliga.
Passend dazu, die erste WM-Teilnahme als eigenständiger Staat feiern zu können, wartet die Slowakei mit dem jüngsten Coach des Turniers auf: Vladimir Weiss (Jahrgang 1964). Der in Bratislava gebürtige Übungsleiter brachte es während seiner Spielerkarriere (Mittelfeld und Abwehr) auf 41 Nationalmannschaftseinsätze, darunter die ersten 19 für die damals noch existente Tschechoslowakei. Bei der WM 1990, als die CSSR bis ins Viertelfinale vordrang, kam er zu drei Kurzeinsätzen. Weiss weiß also aus eigener Erfahrung, was in Spielerköpfen bei einem solchen Turnier vorgeht. Speziell in dem seines Sohnes (Mittelfeldspieler bei Manchester City), der ebenfalls auf den Namen Vladimir Weiss hört und dem 23er-Kader angehört. Auch der Vater des jetzigen Coaches heißt Vladimir Weiss und war Nationalspieler (3 Einsätze) - eine sehr spezielle Familientradition also.
Den Slowenen unterlag man in der WM-Quali (Gruppe 3) in beiden Partien, dennoch schnitt die Slowakei zwei Zähler besser ab und sicherte sich halbwegs überraschend den Gruppensieg. Bevorzugt spielt man offensiv und konnte sich in der Qualifikation besonders auf die Treffsicherheit des Bochumers Stanislav Sestak verlassen, der sechs Treffer markierte. Auch Mannschaftskapitän Marek Hamsik ist zu beachten, der als Mittelfeldspieler des SSC Neapel eine hervorragende Saison spielte (12 Tore). Der Einsatz von Abwehrchef Martin Skrtel (FC Liverpool) zum Turnierstart scheint trotz einer Knöchelverletzung gesichert. Die anderen Verteidiger werden höchstwahrscheinlich komplett aus der Bundesliga kommen: Peter Pekarik (Wolfsburg), Radoslav Zabavnik (Mainz) und Jan Durica (Hannover). Chancen, zumindest eingewechselt zu werden, hat auch der Lauterer Stürmer Erik Jendrisek. In Hinterhand hält die Slowakei noch Routinier Robert Vittek (Ankaragucu), noch bestens aus seiner Bundesligazeit bekannt.
Nur Neuseeland steht außen vor, alle drei anderen Teams der Gruppe F dürfen sich Chancen auf das Achtelfinale ausrechnen. Das WM-Auftaktspiel der Slowaken gegen die „All Whites“ zu gewinnen ist deshalb Pflicht für die Elf von Vladimir Weiss, was der Trainer auch ganz deutlich ansprach („Wir müssen dieses Spiel unter allen Umständen gewinnen“). Die darauf folgende Partie gegen Paraguay sollte dann ein Schlüsselspiel sein: Geht aus diesem Vergleich ein Sieger hervor, hat dieser beste Aussichten, die K.o.-Phase des Turniers zu erreichen. Weltmeister Italien ist derzeit nicht in die Kategorie der Top-Titelkandidaten einzureihen, stellt aber immer noch ein Kaliber dar, dem schwer beizukommen ist. Vladimir Weiss wird deshalb darauf setzen, mit Siegen in den beiden ersten Spielen die nächste Runde klarzumachen.
Mögliche Aufstellung: Mucha - Skrtel, Pekarik, Zabavnik, Durica - Weiss, Hamsik, Strba, Stoch - Sestak, Jendrisek
André Schulin
Der vergewaltigt den Ball!
— Frankfurt-Idol Jürgen ,,Grabi" Grabowski über ,,Schädel-Harry" Karger.