Sofort auf Betriebstemperatur

von Günther Jakobsen16:47 Uhr | 24.08.2007

Schalkes geglückter Saisonstart beruhigt all jene, die nach Stuttgarts und Werders Pleiten einen Alleingang der vermeintlich übermächtigen Bayern befürchten. Nach zwei Spieltagen jedoch bereits eine Hochrechnung auf die komplette Saison loszulassen, ist - selbst angesichts der starken Münchener Vorstellungen - verwegen. Auch Schalke muss den Nachweis, konstant oben mitzuspielen, noch erbringen. In Wolfsburg gab es für die Knappen bislang wenig zu holen.

Kompakte Mitte
Ein gelungener Bundesligastart beim VfB (2:2), die 4:1-Demontage des Erzrivalen BVB, der locker heraus gespielte Einstieg in den DFB-Pokalwettbewerb (9:0 bei Eintracht Trier) und in der Nationalelf die beiden Torschützen beim 2:1-Sieg in Wembley gestellt - königsblau erstrahlt zum Saisonstart in hellem Licht. Die Sorge, dass mit dem Weggang von Lincoln und Hamit Altintop ein veritables Kreativ-Loch im Mittelfeld entstehen könnte, scheint unbegründet. Die von Mirko Slomka aufgebotene Formation mit den Routiniers Bajramovic, Ernst und Kobiashvili funktionierte trefflich, und Neuverpflichtung Ivan Rakitic konnte die ihm nachgesagten Offensiv-Qualitäten belegen. Dass eine gut besetzte Bank vonnöten ist, zeigt sich schon am dritten Spieltag: Eine Verletzung Kobiashvilis zwingt Slomka dazu, gegen Wolfsburg wieder eine Umstellung vorzunehmen. Mit Özil, Jones, Azaouagh und dem Uruguayer Carlos Grossmüller scharren mehrere Alternativen mit den Hufen. Noch deutet nichts darauf hin, dass der fehlgeschlagene Versuch, den Ghanaer Stephen Appiah als zentrale Figur zu verpflichten, negative Folgen zeitigt.

Neu durchgestartet
Dass Christian Pander über eine mächtige linke Klebe verfügt, ist längst kein Geheimnis mehr. Unglücklicherweise unterbrach eine komplizierte Knieverletzung den Karrierelauf des Linksverteidigers für fast 19 Monate, was den heute 23-Jährigen hart an den Rand der Resignation brachte. Diese dunklen Zeiten sind vorbei. Zu Beginn der laufenden Saison stellte Pander eindrucksvoll unter Beweis, wie wertvoll er für die Knappen ist; nicht nur wegen seiner Torgefährlichkeit, die speziell bei Freistößen aufblitzt - aber nicht nur da, was mittlerweile auch in England bekannt ist. Auch sein Bekenntnis zu S04 („Ich habe hier auf Schalke alles, was ich brauche“), das er unlängst mit der Vertragsverlängerung bis 2011 bestätigte, tut gut in Zeiten, in denen der Begriff „Vereinstreue“ keinen Pfifferling mehr Wert scheint. Einen unangenehmen Nebeneffekt hat Panders Aufschwung jedoch: Teamkollege Sebastian Boenisch, U-21-Auswahlspieler und auf die Außenpositionen der Viererabwehrkette spezialisiert, sieht kurzfristig wenig Chancen für sich, ins Team zu rücken und formulierte deshalb - sehr zum Unwillen der Schalker Führungsetage (Müller: „Wir planen fest mit ihm“) - öffentlich Abwanderungsgedanken.

Geringe Ausbeute
Der dritte Spieltag führt die Knappen nach Wolfsburg. „Schalke ist der Favorit und wird die Partie bestimmen“, erweist VfL-Coach Felix Magath den Königsblauen Respekt, sieht seine Mannschaft nach dem Auswärtssieg beim MSV aber mental gefestigt. Statistisch betrachtet hat sich der Ausflug der Knappen zu den Wölfen nur selten gelohnt: Ein einziger Auswärtssieg (Jan. 2:1, 2003) ziert die Bilanz der zehn Bundesliga-Gastspiele bei den Niedersachsen. Viereinhalb Jahre später steht kein einziger Knappe mehr im Aufgebot der damals erfolgreichen Elf. Lediglich Gustavo Varela, der seinerzeit Schalkes zweiten Treffer markierte, trägt heute noch das königsblaue Trikot. Er wird jedoch wegen Trainingsrückstandes vermutlich keine Chance erhalten, den Wölfen erneut weh zu tun. Drei Niederlagen und sechs Remis vervollständigen die Aufzählung der Gastauftritte in Wolfsburg.

André Schulin



Ein Tor mehr zu erzielen, als man selbst bekommt, ist immer noch besser als ein 1:0.

— Gottfried Weise, Eurosport-Reporterlegende.