Kein anderer Bundesligaklub hat eine bessere Bilanz gegen Rekordmeister FC Bayern, als Werder Bremen. Von den mittlerweile 75 gespielten Partien gewann Bremen 22, 20 Begegnungen endeten unentschieden, 33 Mal siegten die Bayern. Mehrmals stritten die Nord-Süd-Rivalen um die Bundesligakrone, mit wechselhaftem Ausgang. Und wiederholt trafen die Kontrahenten, wie auch aktuell, in der Saisonendphase aufeinander.
0:6? - Kann passieren
Vier Spieltage vor Saisonende besserte der SV Werder sein Torkonto mit dem 6:0-Sieg gegen den HSV kräftig auf. „Skandal“ ertönte es da aus München, wo sich die Bayern in der Endphase des Titelkampfes von der angeblich unprofessionellen Einstellung der Hamburger benachteiligt sahen. Der letzte Spieltag der Saison 1985/86, die vom Titel-Zweikampf des SV Werder gegen den FC Bayern geprägt war, mag da ihrem Gedächtnis entfallen sein. Eine Woche nach dem 0:0-Spiel in Bremen (mit Kutzops legendärem Pfosten-Elfer) sicherten sich die Bayern dank der besseren Tordifferenz den Titel. In der abschließenden Partie gelang ihnen ein 6:0-Heimsieg (!) gegen Borussia Mönchengladbach - seinerzeit als Tabellenvierter nicht gerade als Gurkentruppe zu bezeichnen. Und die Gladbacher sahen sich anschließend genötigt, entschuldigende Worte Richtung Bremen zu senden. Klar unterlegen? - Ja. Aber ohne Gegenwehr abgeschenkt zu haben, wollten sich die Fohlen nicht unterstellen lassen - wie heuer die Hamburger.
Spannung bis zum Schluss
In der Spielzeit 1992/93 stellte das Gipfeltreffen am 28. Spieltag im Weserstadion die Weichen auf ein enges Kopf-an-Kopf-Finish, da Werders 4:1-Erfolg den punktemäßigen Gleichstand brachte. Am vorletzten Spieltag überrannten die Bremer zuhause den HSV mit 5:0 und übernahmen damit, durch die bessere Tordifferenz, erstmals die Tabellenführung, die sie mit dem 3:0-Auswärtserfolg beim VfB Stuttgart eine Woche später verteidigten und Meister wurden. Spannend verlief der Zweikampf in der Saison 1984/85, obwohl den Münchnern ein Start-Ziel-Sieg zum Titel gelang. Vom ersten bis zum letzten Spieltag führten sie die Tabelle an, doch erst der Sieg am Schlusstag über Braunschweig sicherte die Meisterschaft vor dem SVW endgültig. Im direkten Vergleich gelang beiden jeweils ein 4:2-Heimerfolg.
Kein lachender Dritter
Am letzten Spieltag 1994/95 verdarben die Bayern, in der Meisterschaft bereits deutlich abgeschlagen, den Bremern den Titelerfolg durch einen 3:1-Sieg gegen Werder im Olympiastadion. Nutznießer war der BVB, dessen zeitgleicher 2:0-Heimerfolg über den HSV die Bremer von der Spitze stürzte und Dortmund die Schale sicherte. Schon in der darauf folgenden Saison revanchierte sich Werder. Diesmal selber ohne Titelambitionen, bezwangen sie am 31. Spieltag die Bayern mit 3:2. Wieder profitierte Dortmund von diesem Resultat, hielt in dieser Spätphase der Meisterschaft seinen Drei-Punkte-Vorsprung vor den Bayern und verteidigte letztendlich den Titel. Die Gefahr, dass aktuell ein lachender Dritter die sich streitenden Nord-Süd-Rivalen abgrätscht, ist seit dem vorigen Spieltag nicht mehr gegeben. Der Meisterschafts-Showdown läuft nur noch zwischen Bayern und Werder, und er könnte schnell beendet sein. Denn Bayerns Heimvorteil bietet keine Siegesgarantie, da Bremen von den letzten drei Gastspielen im Olympiastadion zwei gewann und einmal remis spielte.
André Schulin
Wir steigen jetzt in den Bus ein und heulen im Kollektiv. Dann fallen wir uns in die Arme. Dann ist es vergessen.
— Dietmar Demuth nach einer 0:4-Niederlage des FC St. Pauli bei Energie Cottbus