Lange Zeit führten die Japaner durch eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters, ehe die Eingewechselten Tim Cahill und John Aloisi das Spiel für die leidenschaftlichen Socceroos in den letzten Minuten drehten.
In einer temporeichen ersten Halbzeit auf dem Betzenberg waren die Australier über weite Strecken klar überlegen. Nur zu Beginn hatten die Aussies ihre Mühe mit den schnellen Japanern, für die Nakamura einen Freistoß von der Strafraumkante lediglich in die Mauer beförderte (2.). Doch schon bald übernahmen die Socceroos das Kommando auf dem Rasen. Meist suchten sie mit hohen Bällen ihren Kapitän und Mittelstürmer Viduka in vorderster Front, der mit seiner bulligen Art gleich mehrere Abwehrspieler beschäftigte. Die beste Möglichkeit bot sich dem Mann vom FC Middlesbrough, als er aus spitzem Winkel an Torhüter Kawaguchi scheiterte (6.). Das kampfbetonte Spiel offenbarte schon früh spielerische Defizite auf beiden Seiten. Die körperliche Überlegenheit der Hiddink-Elf versuchten die Ostasiaten mit Schnelligkeit auszugleichen. Den wenigen Konteransätzen der Zico-Schützlinge fehlte jedoch der zwingende letzte Pass in die Spitze. Auf der anderen Seite war das stereotype Anrennen der Ozeanier häufig leicht zu durchschauen. Ernsthafte Torchancen kamen dadurch kaum zustande. Ausnahme war ein Flachschuss von Takahara aus 18 Metern zentraler Position, der das Gehäuse von Schwarzer um einen knappen Meter verfehlte (21.). Australien antwortete mit einer dicken Gelegenheit für Bresciano, der sich nach einem Doppelpass mit Viduka zum Abschluss mit der Innenseite entschied. So kam Torhüter Kawaguchi im letzten Moment mit der Hand an den Ball, ehe das Leder aus der Gefahrenzone geschlagen wurde (24.). Doch nur 120 Sekunden später lag die Kugel völlig überraschend auf der anderen Seite im Netz. Nakamura hatte aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum geflankt, wo Yanagisawa und Takahara Keeper Schwarzer beim Herauslaufen klar behinderten. Von Freund und Feind unberührt kullerte der Ball in die lange Ecke (28.). Der fällige Freistoßpfiff des ägyptischen Schiedsrichters blieb allerdings aus, was Spieler und Verantwortliche der Australier in höchstem Maß erzürnte. Bresciano hatte vor der Pause noch den Ausgleich auf dem Fuß, traf aber bei seinem Freistoß aus halbrechter Position nur das Außennetz (42.). Trotz einer klaren Überlegenheit der Ozeanier blieb es zur Pause bei der schmeichelhaften Führung für die Blue Samurai.
Den zahlreichen Aufregern zum Ende der ersten Hälfte folgte nach dem Wechsel ein durchwachsener Start. Die Japaner gestalteten die Partie etwas ausgeglichener, da die Australier zunächst nicht an das hohe Tempo des ersten Durchgangs anknüpften. Wie über weite Strecken der ersten Halbzeit fehlten die prickelnden Szenen in beiden Strafräumen. Zumal sich die Japaner in der Abwehr deutlich besser auf Viduka eingestellt hatten. Die einzige Gelegenheit der Asiaten vertändelte Takahara leichtfertig, nachdem Schwarzer einen weiten Ball mit dem Kopf nur unzureichend klärte (58.). Das glücklichen Händchen eines großartigen Trainers bewies Hiddink mit den Einwechslungen von Cahill (52.) und Aloisi (75.). Der nachhaltige Erfolg dieser Maßnahmen stellte sich allerdings erst in den Schlussminuten ein. Bis zu diesem Zeitpunkt verteidigte Torhüter Kawaguchi mit zwei Glanzparaden gegen die Freistöße von Viduka (68.) und Aloisi (84.) den knappen Vorsprung seiner Mannschaft, die ihre wenigen Konterchancen leichtfertig versiebten. Die bittere Strafe folgte durch einen Doppelpack von Cahill, der aus dem Gewühl heraus das Remis besorgte (84.) und mit einem Traumtor aus 17 Metern die Australier über den Umweg des Innenpfostens auf die Siegerstraße brachte (89.). Den erschrockenen Japanern blieb in der Zwischenzeit ein Elfmeter versagt (Foul an Komano, 86.). Das Ende einer turbulenten Schlussphase markierte Aloisi mit dem 3:1 für die Australier (93.), die am Ende erfolgreich für ihr Glück kämpften. Die Blue Samurai benötigen nun gegen Kroatien und Brasilien schon ein kleines Wunder, um das Achtelfinale noch zu erreichen.
Kai Endres
Ich denke nicht, dass ich noch mal Kontakt zu meinem Vater haben werde.
— Bayern Münchens Weltmeister Lucas Hernández in BILD am SONNTAG auf die Frage, ob er seinen Vater, der die Familie verließ, als Hernández zehn Jahre alt war, noch einmal treffen wolle.