Der 1921 gegründete japanische Fußballverband (JFA) trat bereits 1929 der FIFA bei. So richtig wahrgenommen wurden die kickenden Söhne Nippons in der internationalen Fußballszene aber erst im letzten Jahrzehnt, als 1992 die Asienmeisterschaft erstmals an Japan ging.
Big in Asien
Mit zwei weiteren kontinentalen Titelerfolgen, in den Jahren 2000 und 2004, bestätigte Japan seine gewachsene Bedeutung in der asiatischen Fußballszene. Die jüngere Erfolgsbilanz liegt wesentlich in der Installation der J-League begründet, mit der 1993 erstmals professionelle Strukturen internationalen Zuschnitts Einzug hielten. Schnell wuchs die erste Profiliga von anfänglich zehn Teilnehmern auf mittlerweile 18 Klubs (seit 1998) an. Nach der WM 2002 im eigenen Land steigerte sich auch wieder das zwischenzeitlich abgesackte Zuschauerinteresse in Japan. Rekordmeister nach den bislang zwölf ausgespielten Meisterschaften sind die viermaligen Titelträger Kashima Antlers. Aufgrund der WM in Deutschland pausiert die J-League derzeit. Nach der ersten Saisonhälfte belegen die Kashima Antlers nur den vierten Rang (22 Punkte), hinter dem amtierenden Meister Gamba Osaka (25 Pt., noch ein Nachholspiel offen), den Urawa Red Diamonds (26 Pt.) und Kawasaki Frontale (27 Pt.).
Erster Legionär in der Bundesliga
Der Trainer der zweitplatzierten Urawa Red Diamonds ist in Deutschland bestens bekannt: Guido Buchwald, Weltmeister mit dem DFB-Team von 1990, ist seit Januar 2004 Übungsleiter bei dem Klub, für den er zwischen 1994 und 1997 selber noch die Stiefel schnürte. Wie eine ganze Reihe europäischer und südamerikanischer Fußballer zog es Buchwald zum Ende seiner Aktivenlaufbahn in die neu gegründete japanische Profiliga. Der umgekehrte Weg, der Sprung japanischer Kicker in westliche Topklubs, ist nach wie vor eher die Ausnahme. Der erste japanische Fußball-Legionär war Jasuhiko Okudera, der 1977 beim 1. FC Köln unterschrieb und am Saisonende das Double mit den Rheinländern feiern konnte. Außer seinem Engagement bei den Geißböcken spielte der Mittelfeldakteur noch bei Hertha BSC (2. Liga) und Werder Bremen, ehe er 1986 nach Japan zurückkehrte.
J-League-Akteure in der Mehrheit
Mit dem Brasilianer Zico - früher als Spieler und Trainer der Kashima Antlers tätig - weist Japan bei seiner dritten WM-Teilnahme in Folge den dritten Chef auf der Trainerbank aus. 1998, als man nicht über die Gruppenphase hinauskam, schwang der Japaner Takeshi Okada das Zepter; 2002 bei dem Turnier im eigenen Land war der Franzose Philippe Troussier verantwortlich. Das Erreichen des Achtelfinales entsprach den Erwartungen, in Deutschland soll Ähnliches erreicht werden. Drei Spieler standen in allen drei WM-Kadern Japans: Torwart Yoshikatsu Kawaguchi (Jubilo Iwata), der 1998 Stammkeeper war, 2002 jedoch nur die Ersatzbank drückte und auch aktuell nur eine Reservistenrolle bekleidet, sowie die Mittelfeldakteure Hidetoshi Nakata (Bolton Wanderers) und Shinji Ono (Urawa). Das Mittelfeld gilt als stärkster Mannschaftsteil der Asiaten, wo mit Inamoto (West Bromwich Albion), Alex (Urawa) und Nakamura (Celtic Glasgow) weitere Leistungsträger zur Verfügung stehen. Sorgen bereitet am ehesten der Angriff. Auf seine ersten WM-Einsätze hofft der vom Hamburger SV zu Eintracht Frankfurt gewechselte Naohiro Takahara, der verletzungsbedingt bei den Confederations-Cup-Spielen 2005 fehlte. 16 Spieler des 23er Kaders stehen bei J-League-Klubs unter Vertrag.
Nicht chancenlos
Bei der WM trifft Japan in Gruppe F auf Australien, Brasilien und Kroatien. In der nahezu ausgeglichenen Bilanz gegen Australien, dem vermeintlich leichtesten Gegner, kann Japan auf drei Siege in den letzten Vergleichen zurückblicken. Die beiden einzigen Partien gegen Kroatien geben einen 4:3-Sieg (Kirin Cup 1997) und eine 0:1-Niederlage (WM-Gruppenspiel 1998) wieder. In den sieben Spielen gegen Rekordweltmeister Brasilien gibt immerhin der Trend Anlass zu Optimismus: Nach fünf Niederlagen erreichte Japan zuletzt zwei Remis, jeweils bei Confed-Cup-Spielen (2001 in Japan ein 0:0, 2005 in Deutschland ein 2:2). Gegen Deutschland, den Gegner im vorletzten Testspiel, trat Japan erst einmal zu einem Länderspielvergleich an. Im Dezember 2004 setzte es in Yokohama eine 0:3-Niederlage gegen die DFB-Auswahl.
André Schulin
Meine Frau hat mich nicht mehr in den Garten gelassen, weil ich die Rosen nicht vom Blumenkohl unterscheiden konnte.
— Trainerlegende Hans Meyer über seine Zeit ohne Bundesliga-Fußball...