Über eine Stunde lag ein Wolfsburger Tor in der Luft, da die Gäste auch ersatzgeschwächt den mutlosen Neuling klar dominierten. Als zumindest ein 0:0 dann Rostock doch zu bleiben schien, bekam es aber doch noch die Quittung für seine lausige Vorstellung und verlor das Spiel ganz in Stile eines Absteigers: in allerletzter Minute.
Der VfL musste ein ganzes Bündel an Stammspielern ersetzen und spielte daher nicht wie selbstverständlich sofort auf Sieg. Von Hansa aber kam überhaupt nichts, und so nahmen die Niedersachsen früher als gedacht das Heft selbst in die Hand. Dzeko und Santana brachten den Ball zu Hasebe, der für den gesperrten Costa in der Anfangself stand und aus 17 Metern den ersten Schuss abfeuerte (15.). Rostocks Antwort, wenn es sie überhaupt gab, war ein Distanzversuch Tobias Rathgebs, in dem aber ebenso wenig Feuer steckte wie im gesamten FC Hansa der ersten Halbzeit. Die Wölfe dagegen blieben vergleichsweise aktiv. Nach einer halben Stunde war das 0:1 schon so gut wie gefallen, als Gentner nur ein paar Meter vor dem Tor eine Flanke vom Disco-König Marcelinho erhielt und den Ball auch erwischte, Stefan Wächter aber irgendwie noch die Hand davor bekam. Auch Santanas Kopfball (33.) pflückte der Schlussmann gekonnt aus der Luft. Statt zur Pause zu führen erlebten die Gäste dann sogar noch einen Rückschlag, denn nach einem Foul von Stein, der eigentlich Gelb-Rot dafür hätte sehen müssen, konnte Hasebe nicht mehr weiterspielen und wurde noch in der 45. Minute durch Alexander Laas ersetzt.
Wenig überraschend tauschte auch Frank Pagelsdorf mit Wiederbeginn aus und versuchte es mit dem Kongolesen Menga, der Diego Benaglio prompt mit einem Heber auch fast überlistete (47.). Trotzdem blieb es trostlos, was der Neuling versuchte, seine mutlosen Angriffe völlig berechenbar und allein abhängig von Zufälligkeiten. Dass Wolfsburg nicht viel mehr aus seinen Möglichkeiten machte, erstaunte; wieder scheiterte Genter nach 53 Minuten an Stefan Wächter. Nach einer guten Stunde dann hatte Rostock es geschafft und den technisch so überlegenen Gegner allmählich auf Augenhöhe heruntergekämpft. Für einen kurzen Zeitraum schien sogar ein 1:0 nicht mehr ausgeschlossen. Menga nach einem Fehler von Gentner (66.) und Enrico Kern, dessen Kopfball Benaglios schwerste Prüfung des Abends wurde (79.), kamen plötzlich zum Abschluss. Damit aber schloss sich die Tür bereits wieder. Rostock hatte mehr nicht zu bieten und wusste sich mit dem 0:0 noch immer gut bedient. Da auch von den Wölfen nichts mehr kam, wartete eigentlich alles nur noch auf den Schlusspfiff. Doch dann geschah es: Mit dem letzten Angriff des Spiels und Wolfsburgs gefährlichster Aktion des ganzen zweiten Durchgangs tankte sich Laas noch einmal auf der linken Seite durch und legte klug ab auf den ebenfalls eingewechselten Krzynowek. Noch immer hochverdient fand dessen harter Linksschuss schließlich den Weg ins Netz und verhinderte doch noch, dass der VfL zwei billige Punkte liegen ließ (90.). Umso vernichtender allerdings das Urteil, das gerade der Zeitpunkt des Treffers über die Bundesligatauglichkeit des FC Hansa sprach.
Maik Großmann
Tor ist, wenn der Schiedsrichter pfeift!
— Manfred ,,Manni" Burgsmüller (1949 - 2019) zu FCK-Torhüter Gerry Ehrmann, dem er den Ball aus der Hand gerempelt hatte.