Noch bis zum Seitenwechsel schien Hertha BSC vom Erreichen der Zwischenrunde nicht einmal weit entfernt. Am Ende aber klang der Wunsch gar vermessen: Piräus drehte auf und fuhr wie ein Wirbelsturm über die Favre-Elf hinweg, die sich schließlich mit einem deftigen 0:4 aus dem Europapokal zurückzog.
Dass die Gäste am Ende so gewaltig auf die Nuss bekommen würden, hätte nach einer halben Stunde noch niemand gedacht. Keine zwei Minuten waren vorbei, als Dardai bereits frei vor Nikopolidis stand und kläglich vorbeischoss. Nicht viel später kam Nicu aus der Distanz zu einem Schuss (8.), ehe Cicero sogar die vielleicht beste Chance des Abends vergab und einen Abpraller aus kurzer Distanz in die Wolken drosch (10.). Piräus schien ein wenig verdutzt, hatte offenkundig von einer anderen Hertha berichtet bekommen. Je länger das Spiel dann dauerte desto besser kamen die Griechen mit den offensiven Gästen aber zurecht und vergaben ebenfalls eine sehr gute Möglichkeit (31.), nachdem bereits Stein in der Anfangsphase einen Ball von der Linie gekratzt hatte (5.). Nach diesen Duftmarken ließen sich die Mannschaften vorerst in Ruhe, wobei auch jetzt bereits durchstach, dass die Hertha sich spielerisch nicht lange würde wehren können. Die letzte Chance des Durchgangs vergaben trotzdem die Berliner, als Raffael den 37-jährigen Nikopolidis nach einem feinen Trick in die Waagerechte zwang (40.).
Zumindest einen Treffer, wie sich dann zeigte, hätte die Hertha besser wohl vorgelegt, denn als statt dessen Olympiakos dann in Front ging, war das Spiel so gut wie gelaufen. Im Zuge einer herkömmlichen Standardsituation köpfte Dudu zunächst das 1:0 (54.), das schon wieder Dardai zehn Minuten später sogar noch hätte ausgleichen können; wieder aber behielt der Ungar im Abschluss nicht die Nerven. Danach dann ging es ganz schnell. Van Bergen machte deutlich, wie schmerzlich der Hertha Josip Simunic fehlte und verschaffte Dudu mit einem Foul einen Elfmeter. Galetti trat an und verwandelte sicher zum 2:1, worauf die Gäste nun auch komplett aus dem Leim fielen und sich den aufgedrehten Griechen völlig hilflos ergaben. Torosidis mit einem Rechtsschuss (86.) und drei Minuten später auch noch Diogo machten aus dem lange so engen Spiel noch eine glasklare Angelegenheit. Trotz des Debakels schaffte Lucien Favre aber das Kunststück, Herthas beachtliches Spieljahr zu einem versöhnlichen Ende zu bringen und brachte kurz vor dem Ende noch ewig verletzten Lucio ins Spiel, der damit Herthas letzten drei Minuten im Europapokal noch beiwohnen durfte.
Maik Großmann
Ein Mann wie Steffi Graf!
— Jörg Dahlmann zum Abschied von Lothar Matthäus