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Spanien benötigte Portugals Fehlschüsse

von Günther Jakobsen23:47 Uhr | 27.06.2012

Erst im Elfmeterschießen brachte eine intensive Halbfinalpartie die Entscheidung für den Favoriten Spanien. Portugal hatte allerdings nahezu die gesamte Spielzeit auf Augenhöhe agiert, taktisch großartig eingestellt die Passmaschinerie ins Stocken gebracht und in der regulären Spielzeit auch die besseren Torchancen. Spanien dominierte erst in der Verlängerung, fand aber auch keine Lücke. Erst der Fehlschuss von Bruno Alves im Elfmeterschießen machte den Weg des Favoriten ins Finale für den letzten erfolgreichen Elferschützen Fabregas frei.

Mit zwei Eckbällen für Portugal in den ersten zwei Minuten begann das vermeintlich defensivere Team recht forsch, das durch frühes Pressing auch zu mehr Ballbesitz gelangte. Die erste Schussmöglichkeit aber ergab sich für Arbeloa, der aus 18 Metern über den Kasten zielte (9.) und Iniesta machte es ihm wenig später nach (10.). Längst hatte auch der Favorit in sein Spiel gefunden, attackierte früh und entwickelte sein zirkulierendes Passspiel in bewährter Art. Ronaldo brach erstmals nach 13 Minuten über den linken Flügel zur Grundlinie vor, doch Tormann Casillas fing die Flanke sicher ab. Seinen ersten Freistoß, an ihm selbst verschuldet, jagte Ronaldo zudem vom linken 16er-Rand nur in die Zwei-Mann-Mauer (17.). Portugal störte Spanien im Mittelfeld recht geschickt und beschäftigte Xavi & Co. bemerkenswert. Auch der erste Schussversuch Ronaldos aus 23 Metern ging hoch auf die Tribüne (24.), doch die Portugiesen initiierten danach Angriff um Angriff. Somit konterte Spanien und Iniesta verfehlte von halblinks nur knapp den rechten Torgiebel (29.). Noch enger wurde es zwei Minuten später, denn Ronaldo schoss gegenüber aus halbrechter Position am 16er nur Zentimeter am rechten Pfosten vorbei. Das bekannte Betriebssystem Spaniens hing mächtig, entstand einmal eine kleine Lücke, fehlte es am genauen letzten Pass (39., Silva). Zudem bewegten sich die Portugiesen auf ebenfalls technisch brillantem Niveau, sahen auch in den Zweikämpfen oft besser aus, und griffen die Spanier durchgehend früh und robust an. Damit war die bewährte Passmaschine des Weltmeisters (nur 56% Ballbesitz) gegen einen aufwendig störenden Gegner bis zur Pause arg ins Stocken geraten.

Wenig Raumgewinn für den letzten Europameister auch zu Beginn der zweiten Halbzeit, oft wurden es gar Rückwärtszirkulationen - und die erste spanische Ecke wurde erst nach 51 Minuten (natürlich: kurz) gespielt. Drei Minuten später wurde auch del Bosques Negredo-Experiment beendet, Fabregas kam für ihn. Die nächsten Aktionen lieferte Almeida, pfefferte die Kugel aber zweimal am Gehäuse vorbei (58., 59.). In Tornähe kam Spanien erst wieder nach 65 Minuten, Xavi schoss einen Freistoß von links, doch auch der nachfolgende Eckball verpuffte. Auch sein Distanzschuss landete zwei Minuten später genau in den Armen von Patricio. Ein kleines spanisches Zwischenhoch – mehr nicht. Dafür schoss Ronaldo per Freistoß aus 25 Metern nur knapp drüber (72.). Portugal hatte die Mini-Schwächephase danach überwunden, war wieder mehr als nur auf Augenhöhe dabei, setzte sich wieder öfter in der gegnerischen Hälfte fest. Aber das Spiel war nun etwas zerfahren, viele Zweikämpfe, Freistöße mit Gelben Karten, wenig Besuche in den Strafräumen. Und Ronaldo setzte einmal mehr einen Freistoß über die Latte (85.). Überraschender Wechsel zudem: für den wirkungslosen Xavi kam Pedro (87.). Kurz vor der Nachspielzeit konterte Portugal über „CR7“ Ronaldo nochmals brandgefährlich, doch der visierte einmal mehr nur die Tribünen an. Spanien holte noch eine Ecke raus, dann ging’s in die Zweimal-15-Minuten-Extrazeit.
Spanien hatte zu Beginn der Verlängerung etwas mehr vom Spiel, ohne allerdings Druck zu erzeugen, denn Portugal verteidigte weiterhin diszipliniert. Entlastung gelang CR7 & Co. indes auch seltener. Dann kam Minute 104, in der Patricio glänzend gegen Iniesta aus kurzer Distanz parierte. Die beste Chance der Spanier bis dahin. Ramos schoss zudem noch einen Freistoß knapp drüber (105.).
Portugals Spiel hatte mächtig Kraft gekostet, gut erkennbar in der Verlängerung, doch Spanien nutzte auch die nächste Großchance durch Navas nicht, Patricio war rettend am Boden (112.). Auch Pedro brach durch, wurde aber auf Kosten eines Eckballs gestoppt, der nichts einbrachte. Zweifelsohne hatten die Spanier zuletzt mehr Kraft, doch es lief nicht rund gegen das portugiesische Abwehrbollwerk, das sich vielfach mit Befreiungsschlägen aushalf und mit großem Kampf ins Elfmeterschießen rettete.

Es begann vom Punkt mit zwei Fehlschüssen von Xabi Alonso und Moutinho, zweimal waren die Torhüter Sieger. Hintereinander verwandelten danach allerdings Iniesta, Pepe, Pique, Nani und Ramos, ehe Bruno Alves die Kugel an die Unterkante der Latte knallte. Fabregas konnte den spanischen Erfolg vollenden und traf über den linken Innenpfosten ins Netz. Spanien hatte das Finale nach einem ganz engen Match erreicht.

Ulrich Merk



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