Nervöser als erwartet trat Titelverteidiger Spanien gegen Kroatien an. Gegen einen kampfstarken Gegner dauerte es bis zur 88. Minute, ehe der erlösende Siegtreffer zum Gruppensieg fiel, zuvor war der Favorit mit zu wenig Zug zum Tor aufgetreten. So hatte auch Kroatien lange Zeit noch die Möglichkeit, bei einem Sieg die nächste Runde zu erreichen.
Auch in Gruppe C entschied sich erst am letzten Spieltag, wer ins Viertelfinale einziehen würde. Spanien ging als Gruppenerster in die Partie gegen Verfolger Kroatien, das vor der Partie ebenfalls vier Punkte aufweisen konnte. Beide Mannschaften lagen somit nur zwei Punkte vor Italien und brauchten einen Sieg, um sicher die nächste Runde zu erreichen. Der Titelverteidiger begann die Partie mit der erwarteten Dominanz und Ballsicherheit, Kroatien hielt mit frühem Pressing dagegen. Dadurch in ihrem Kurzpassspiel bedrängt, kam die in hellblau gekleidete Elf von Trainer del Bosque in der ersten Viertelstunde nicht entscheidend vor das gegnerische Tor. Kroatien schien vorerst darauf bedacht, kein frühes Gegentor zu kassieren, eigene Angriffsbemühungen waren selten, die Defensive stand jedoch sicher. Die beste Chance hatte nach 22 Minuten Torres, der aus zu spitzem Winkel abzog, es war jedoch auch kein Mitspieler mitgelaufen. Dann wurde es den spanischen Innenverteidigern zu bunt; kurz hintereinander zogen Ramos und Pique aus der Distanz ab (23.), erfolgreich waren sie dabei aber nicht. Einen Nebeneffekt hatten die Versuche dennoch. Auf einmal wagte sich auch die kroatische Elf nach vorne, Modric und Mandzukic hatten erste Möglichkeiten (26.). Nur eine Minute später hätte es durchaus einen Strafstoß für Kroatien geben können, als Ramos Mandzukic kräftig in die Parade fuhr, doch das deutsche Schiedsrichtergespann um Wolfgang Stark sah keinen regelwidrigen Einsatz des Spaniers. Auf der anderen Seite spielte sich erneut der amtierende Weltmeister vor das Tor, doch Silvas Abschlüsse nach einer gespielten halben Stunde stellten Keeper Pletikosa vor keine Probleme. Richtig gute Torchancen hatten bis zum Ende der ersten Halbzeit weder Kroatien noch Spanien. So bestand die Begegnung vor allem aus spanischen Ballstafetten im Mittelfeld, die zu keinem Raumgewinn führten, denn Kroatien störte weiter früh. Spannend war die Partie höchstens dadurch, dass Italien im Parallelspiel mittlerweile in Führung lag und die Kroaten nun gewinnen mussten, um sich den Verbleib im Turnier zu sichern.
In der zweiten Halbzeit fielen zunächst die kroatischen Fans negativ auf, weil sie zum wiederholten Male bengalische Feuer abbrannten. Auf dem Platz fehlte es auch nach dem Seitenwechsel weiter an Initialzündungen, denn gegen die Innenverteidiger Corluka und vor allem Bundesliga-Legionär Schildenfeld (Eintracht Frankfurt) fanden die Spanier kein Durchkommen. Für den ersten Aufreger der zweiten Hälfte sorgte Kroatien in der 58. Minute. Nach einem Ballgewinn am eigenen Strafraum schlug Modric mit dem Außenrist eine Flanke auf Rakitic, der am langen Pfosten frei zum Kopfball kam, doch er scheiterte mit seinem schwachen Versuch an Torhüter Casillas. 25 Minuten vor Schluss läutete Bilic mit einem Doppelwechsel die Offensive ein – für den Rechtsverteidiger Vida und den defensiv stärkeren Pranjic kamen mit Perisic und Jelavic zwei Offensivkräfte. Kurz zuvor hätte auch Spanien Elfmeter fordern können, als Pique im Strafraum einen Schlag ins Gesicht bekam. Kroatien spielte weiter mit dem Rücken zur Wand, ließ sich aber unter den Augen des deutschen Trainerteams auch zehn Minuten vor Schluss noch nicht zur gänzlichen Offensive hinreißen. Spanien versuchte nach vorne hin immer noch zu wenig und so stand es weiter 0:0, was auch für den Titelverteidiger gefährlich war, würden sie doch bei einer Niederlage und dem gleichzeitigen Sieg Italiens aus dem Turnier fliegen. Die „furia roja“ starb auch kurz vor Ende weiter in Schönheit, nicht einmal eine Fünf-gegen-zwei-Situation knapp zehn Minuten vor Abpfiff brachte einen gefährlichen Abschluss. In der 88. Minute war es dann aber doch soweit. Aus der Zentrale lupfte Xavi den Ball auf Iniesta und während die kroatische Abwehr noch eine Abseitsstellung monierte, legte der Mann mit der Nummer sechs auf den eingewechselten Navas quer. Dieser musste nur noch ins leere Tor einschieben, es stand 1:0 für den Weltmeister und Kroatien brauchte nun zwei Tore, um noch das Viertelfinale zu erreichen. Das schaffte die Bilic-Elf nicht mehr und es blieb am Ende beim knappen spanischen Sieg.
Lisa Ramdor
Wir sind doch schon wieder abgestiegen worden.
— Lorenz-Günther Köstner