DFB-Team

Spiel zum Vergessen

von Günther Jakobsen09:33 Uhr | 12.02.2009

Für seinen Start ins Länderspieljahr hatte der DFB sich keinen dankbaren Gegner ausgesucht. Norwegen tat kaum etwas anderes, als stur zu verteidigen und strahlte trotzdem noch um Längen mehr Torgefahr aus als das lustlose Löw-Team. Unter ungeduldigen Pfiffen suchte Deutschland schließlich so lange vergeblich nach einem Rezept, bis statt dessen Norwegens Notelf ins Tor traf und damit den ersten Sieg über Deutschland seit 1936 errang.

Auf Überraschungen in der Startelf verzichtete Joachim Löw und bot statt dessen genau jene Mannschaft auf, die man hatte erwarten dürfen – inklusive der gezähmten Querulanten Ballack und Frings. Der Gegner hingegen ging personell auf dem Zahnfleisch und machte in den ersten Minuten auch den Eindruck, als wolle er den Schaukampf nur einigermaßen schmerzfrei überstehen. Das aber täuschte. Einzig die ersten Minuten gestaltete Deutschland noch schwungvoll und vergab in dieser Phase auch eine ordentliche Torchance, als Kloses Sturmpartner Gomez in glückloser EM-Manier danebenschoss. Ohne erkennbaren Grund riss dem Löw-Team danach dann der Faden, was nicht nur einen verkümmernden Spielfluss bedeutete, sondern auch teilweise bedenkliche Fehler in der Verteidigung. Helstad, Norwegens einziger Stürmer, stand gleich zweimal plötzlich frei vor dem Tor (14./16.) und konnte nur mit Mühen bzw. einer Abseitsentscheidung vom 0:1 abgehalten werden. Wenig später verschuldete Westermann mit einem naiven Zweikampf noch einen nicht geahndeten Strafstoß, ehe erneut Helstad per Kopf zu einem gefährlichen Abschluss kam. Inzwischen war augenscheinlich, dass die Löw-Elf nicht bei sich war. Ein guter Spielzeug über Trochowski und Lahm hätte das Urteil fast noch gemildert. Da der Münchener mit seinem Schlenzer aber keinen Erfolg hatte, bekam Deutschland seinen 0:0-Pausenstand, der zumal noch eher schmeichelte, mit einem gellenden Pfeifkonzert um die Ohren.

Der zweite Abschnitt war wie ein Abziehbild des ersten. Mit gleich drei neuen Kräften, nämlich Helmes, Tasci und Debütant Andreas Beck, gelang erneut ein recht flotter Beginn. Nachdem Jarstein aber die einzige herausspringende Torchance vereitelt hatte (57.), kehrte die alte Lethargie ins Spiel zurück. Schon sechs Minuten später erreichte die deutsche Elf dann ihren Tiefpunkt, als sie mit kollektiver Schlafmützigkeit den Gegner zum Tor des Abends einlud. Ein simpler Einwurf leitete den Treffer ein; plötzlich stand Pedersen unbedrängt an der Grundlinie und passte scharf und präzise in die Mitte. Die komplette deutsche Abwehr sah nun zu, wie Grindhelm am langen Pfosten sein Bein in die Vorlage steckte und Norwegen völlig verdient zum 1:0 schoss (63.). Eine deutsche Antwort sollte es nicht geben. Weder Ballack noch Trochowski oder auch Schweinsteiger gaben dem Spiel zu irgendeiner Zeit eine Note, ebenso wie alle vier eingesetzten Stürmer völlig hilflos in der Luft hingen. Als wie ohnehin angedacht Mesut Özil noch ins Spiel kam, trat sein bedeutendes Debüt bereits völlig in den Hintergrund, denn statt zumindest dem Ausgleich jemals nahe zu kommen, musste die Heimelf sich für den Rest des Spiels konzentrieren, nicht noch weitere Treffer zu fangen (71./75.). Ohne Alibi und auch ohne rechten Grund handelte sich Deutschland damit eine peinliche 0:1-Pleite ein und verlor saisonübergreifend schon sein zweites Testheimspiel in Folge. Für Norwegen war es nicht nur ein unverhoffter Coup, sondern auch der erste Sieg über ein DFB-Team seit beinahe 73 Jahren.

Maik Großmann



Wir müssen zusehen, dass wir uns bis Weihnachten Punkt für Punkt nach oben hangeln. Damit die Gegner sich bei der Weihnachtsgans zumindest überlegen müssen, dass jedes Gramm, das sie zu viel essen, in der Rückrunde problematisch werden könnte.

— Karl-Heinz Rummenigge