Spitzenreiter zu Gast beim Schlusslicht

von Günther Jakobsen17:16 Uhr | 02.10.2009

Themen des 8. Spieltags: Hannover will dahin, wo Freiburg jetzt ist; in Berlin bemüht man das Prinzip Hoffnung, wenn der Spitzenreiter gastiert; München hofft darauf, auch ohne "Robbery" erfolgreich zu sein und Mainz will gegen Hoffenheim seine Heimbilanz erhalten.

Eines haben die Kontrahenten des Freitagsspiels gemeinsam: Beide holten auswärts mehr Punkte als vor eigenem Publikum. In Gelsenkirchen wird dieser für Frankfurt vermeintliche Pluspunkt auf anderer statistischer Ebene jedoch wieder aufgehoben: Für die Hessen reichte es gegen die Knappen in den letzten acht Bundesligavergleichen nie zu einem Sieg (6 Niederlagen, 2 Remis). „Tiefer stehen und geradliniger nach vorne spielen …“, als im letzten Spiel, der ersten Saisonniederlage (0:3 gegen Stuttgart), gab Eintracht-Coach Michael Skibbe als grundsätzliche Vorgabe für das Gastspiel auf Schalke an.
Der FC Bayern München beklagt nach den Ausfällen von Robben und Ribery eine offensichtliche Schwächung seiner Offensivkraft, was auch gegen die an vorletzter Stelle platzierten Kölner nicht zwingend als Bagatelle anzusehen ist: Gegen den FC konnte man daheim zuletzt dreimal nicht gewinnen.
Leverkusen hat gegenüber Nürnberg keine Negativerlebnisse jüngeren Datums zu beachten. Wohl aber fiel Trainer Jupp Heynckes auf, dass es zuletzt in der Offensive hakte: „Wir müssen wieder forscher nach vorne spielen und mehr Torchancen erzwingen.“ Renato Augusto wird daran wohl nicht mitwirken können (Wadenprellung).
Erst vier Mal kreuzten Hannover und Freiburg in der Bundesliga die Klingen; mit ausgeglichener Bilanz. „Platz 8 bis 12 bleibt unser Ziel“, erklärte der mit den Niedersachsen aktuell auf Rang 14 platzierte 96-Manager und frühere Freiburg-Profi (1993-97) Jörg Schmadtke als Saisonvorgabe. Also ungefähr der Bereich, den die Gäste derzeit halten (Platz 10).
Mit einer vergleichbaren Zielsetzung könnten sicher auch die Gladbacher gut leben, die nach gutem Start zuletzt drei punktlose Spiele absolvierten. Das Borussen-Duell mit den noch ein wenig tiefer rangierenden Schwarz-Gelben aus Dortmund ist für die beiden Traditionsklubs in dieser Lage wichtig. Gladbach-Coach Michael Frontzeck zog seine Schützlinge zu einem kurzen Trainingslager in den Niederlanden zusammen: „Wir wollen dem Spiel allerdings keinen Endspielcharakter, den es ja auch nicht hat, verpassen.“
Aufgrund des Auswärtssieges in Nürnberg ist auch beim VfL Bochum kein Endspielcharakter zu vermuten, wenn es zu Hause gegen den VfL Wolfsburg geht. Der mit zehn Punkten versorgte FSV Mainz steht ebenfalls - aus tabellarischer Sichtweise - vor der Begegnung mit 1899 Hoffenheim keineswegs mit dem Rücken zur Wand. In Bremen schwächelten die 05er zuletzt (0:3), doch im Stadion am Bruchweg überzeugte der Aufsteiger bislang.

Die beiden Sonntagsspiele präsentieren ausschließlich Mannschaften, die unter der Woche im Europapokal tätig waren. Die beiden dabei siegreichen Nordklubs Hamburger SV (4:2 gegen Hapoel Tel Aviv) und Werder Bremen (3:1 gegen Athletic Bilbao) müssen zu den weniger erfolgreichen Teams aus Stuttgart (1:1 bei Unirea Urziceni) und Berlin (0:1 bei Sporting Lissabon) reisen. Ein Erfolgsgefälle drastischer Art steht vor dem Spiel in Berlin an, wenn Schlusslicht Hertha auf den noch ungeschlagenen Spitzenreiter HSV trifft. „Mut macht mir, dass die Abwehr wieder an Stabilität gewonnen und nur wenige Chancen gegen Sporting Lissabon zugelassen hat“, betreibt Berlins Interimscoach Karsten Heine Aufbauarbeit angesichts des in dieser Form doch verblüffenden Absturzes der Herthaner. Das Gefälle zwischen Stuttgart und Bremen ist in der Liga weniger ausgeprägt, auch wenn die Werderaner den Anschluss an die obere Region herstellten (Platz 5), derweil die Schwaben noch einen zweistelligen Rang einnehmen (11.). Die letzten drei Gastspiele der Grün-Weißen endeten in für sie deutlichen Niederlagen.

André Schulin



Ein schlechter Trainer ist man in diesem Geschäft offenbar schon, wenn man kein guter Schauspieler ist. Aber ich habe doch keinen Vertrag beim Stadttheater...

— Christoph Daum