St. Pauli bleibt Pokal

Der Regionalligist FC St. Pauli nutzte die widrigen Verhältnisse am Hamburger Millerntor, um die nicht rutschfesten Bremer mit solider Fußballarbeit zu eliminieren. Offenbach und Mainz schrammten knapp an einer Sensation. Die 60er blieben auch gegen Frankfurt ihrem Heimfluch treu.
Auf sicherlich diskussionswürdigem Geläuf schaffte der FC St. Pauli mit einem verdienten 3:1 gegen Werder Bremen erstmals den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals. Die Mannen von der Weser nahmen die schwierigen Bedingungen über weite Strecken nicht an. Der Favorit fing sich nach dem frühen Rückstand durch Mazingu-Dinzey (10.) erst mit dem Ausgleich von Micoud (27.). Doch die wenigen guten Ansätze wurden nicht konsequent genutzt. Ausdruck einer optischen Überlegenheit war lediglich ein Lattenschuss von Borowski (42.). Nach dem Wechsel blieben die Grün-Weißen am Drücker, ohne jedoch vor dem Tor wirklich zwingend zu werden. Die Kiez-Kicker zeigten sich im Verwerten ihrer Möglichkeiten deutlich konsequenter und entschieden die Partie mit einem Doppelschlag von Boll (59.) und Schultz (65.). In der Schlussphase ließ die Schaaf-Truppe das nötige Engagement für eine Wende vermissen. Spätestens mit dem verschossenen Strafstoß von Borowski (78.) schwand die Hoffnung auf das Erreichen der Vorschlussrunde spürbar. Die Entschuldigung war nach dem Abpfiff mit den schlechten Platzverhältnissen schnell gefunden. Trotz der tragischen Verletzung von Klose, der seinem Team wohl mehrere Wochen fehlen dürfte, wird diese Alibi-Argumentation bei den Offiziellen des DFB mit Sicherheit kein Gehör finden.
Im Duell zwischen Arminia Bielefeld und Kickers Offenbach schrammten die Hessen nur denkbar knapp an einer weiteren Sensation vorbei. Dabei wurde ausgerechnet OFC-Kicker Stefan Sieger zum großen Verlierer. Der Feldspieler hatte im Achtelfinale noch als Ersatzkeeper im Elfmeterschießen geglänzt. Diesmal verschoss er nach 120 überschaubaren Minuten in der Schüco-Arena den entscheidenden Strafstoß. Dabei hatte der OFC nach einer knappen halben Stunde alle Trümpfe in der Hand. Nach einer Notbremse von Borges gegen Dorn musste der Armine vom Platz. Den fälligen Strafstoß verwandelte Judt mühelos (27.). Doch schon im direkten Gegenzug gelang Boakye der postwendende Ausgleich (28.). Im weiteren Verlauf nutzten die Gäste ihre numerische Überlegenheit nicht konsequent. Die beste Möglichkeit zur Entscheidung in der regulären Spielzeit vergab Schumann, dessen Kopfball nach einer knappen Stunde nur am Pfosten landete (58.). Bei eisigen Temperaturen fröstelten die Zuschauer in der Schlussphase dem Ende entgegen. In der folgenden Verlängerung hatte Boakye das vorzeitige Weiterkommen für die Ost-Westfalen auf dem Fuß, scheiterte jedoch vom Punkt am glänzend reagierenden Ramovic (105.). Damit kam es zum unvermeidlichen Elfmeterschießen, bei dem sich die von Heesen-Elf als nervenstärker erwies.
Bayern München konnte sich im Duell gegen den FSV Mainz 05 auf seinen Pizza-Dienst verlassen, der beim 3:2-Erfolg des Rekordpokalsiegers zweifach pünktlich lieferte. Die Rheinhessen überzeugten nach dem 0:1 von Zidan (21., Foulelfmeter) mit großer Leidenschaft. Die Bayern passten ihren Spielstil erst im zweiten Durchgang den äußeren Bedingungen (minus 12 Grad) an und erhöhten mit den Einwechslungen von Schweinsteiger (61.) und Guerrero (73.) auch spürbar den Druck. Pizarro rettete die Münchner schließlich zehn Minuten vor dem Ende in die Verlängerung. Dort sorgte sein Landsmann Guerrero nach herrlicher Vorarbeit von Schweinsteiger für die vermeintliche Vorentscheidung (94.). Doch eine spektakuläre Volleyabnahme von Ruman bedeutete in der 106. Minute den schon nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich. Als sich danach beide Seiten schon auf den finalen Showdown einstellten, schlug Pizarro ein weiteres Mal zu. Aus 25 Metern zog der Peruaner die Kugel scharf und platziert auf den Kasten. Vom Innenpfosten fand das Runde den Weg über die Linie (115.). So blieb den Mainzern am Ende eines echten Pokal-Krimis nur die Rolle des sympathischen Verlierers.
Während die Bayern in der Allianz-Arena kaum zu bezwingen sind, sucht Lokalrivale TSV 1860 München weiter nach dem Erfolgsgeheimnis im neuen Stadion. Auch ein Gastgeschenk von Eintracht Frankfurt half den Löwen letztlich nicht weiter. Immerhin beendete Reisinger nach einem kapitalen Aussetzer von Preuß seine Torflaute (11.). Doch der Eintracht-Unglücksrabe machte mit der Vorarbeit zum Ausgleich von Copado (21.) seinen Fehler wieder gut. In einem abwechslungsreichen Spiel hatten beide Teams in der Folgezeit ihre Möglichkeiten. Doch erst das glückliche Händchen von SGE-Coach Funkel ließ das Pendel in Richtung der Adlerträger ausschlagen. Denn nur 60 Sekunden nach seiner Einwechslung sorgte Amanatidis per Kopf für die Vorentscheidung (77.). Die 60er bewiesen danach große Moral und setzten mit Krontiris, Agostino und Cerny alles auf eine Karte. Die Eintracht zog sich clever in die eigene Hälfte zurück und vollstreckte in der Nachspielzeit einen der wenigen Konter durch Meier. Damit erreichten die Frankfurter erstmals seit 13 Jahren wieder das Halbfinale im DFB-Pokal.
Kai Endres