Der Auftakt ihres eigenen Turniers endete für die Schweiz in einem Desaster. Unerschrocken und forsch spielten die Eidgenossen auf Sieg und lieferten einen berauschenden Kampf. Nicht nur ging das Schlüsselspiel aber mit 0:1 verloren, auch verletzte sich Topstürmer Frei derart schwer, dass er für den Rest des Turniers aus der Mannschaft brach. An Tschechien gefiel allein seine Reife.
Kaum war der Glitter der kurzen Eröffnungsshow verflogen, da ging schon der erste Aufschrei durch die Arena: Alexander Frei, Sturm- und Mannschaftsführer der Schweizer, bekam aus dem Mittelfeld das Leder übergeben und drosch es nicht allzu weit links neben das Tor (3.). Die Heimelf ertüchtigte sich weiter, musste von Anfang an allerdings auf der Hut sein, sich den Tschechen nicht zu weit zu öffnen. Vor allem über rechts rückten diese immer wieder gefährlich vor, zögerten nicht lange mit dem Abschluss und suchten wie erwartet mit hohen Bällen ihre Angriffswaffe Jan Koller; Rosicky-Ersatz David Jarolim prüfte Benaglio zudem aus der Distanz (14.). Nach einer halben Stunde schwankte das Kräfteverhältnis noch immer. Tschechien wirkte reifer und schlauer organisiert, wogegen die Eidgenossen etwas mehr riskierten und mit dem Rückenwind von den Rängen zu durchaus stattlichen Torchancen kamen: Behrami (16.), Inler (20.) und immer wieder der fleißige Frei, dessen Knaller aus dem Hinterhalt Cech große Probleme machte (28.), stellten eine Schweizer Führung in Aussicht. Dann aber, buchstäblich mit einem Schlag, riss die fabelhafte Stimmung jäh ab, als Grygera und Frei scheinbar harmlos aneinanderrasselten und der Kopf der Schweizer Mannschaft, zugleich Hoffnungsträger für das ganze Turnier, schwer verwundet liegen blieb (43.). Bitterlich weinend humpelte der Stürmer vom Feld und hinterließ zur Pause ein Publikum im Schockzustand.
Mit Wiederbeginn ergaben sich zwei Überraschungen. Erstens legte die Kuhn-Truppe los wie die Feuerwehr und versuchte den Gegner aus dem Stand für den Ausfall ihres besten Mannes zu strafen; Magnin (50.) und der eingewechselte Yakin (52.) scheiterten nur knapp. Zweitens reagierte Karol Brückner mit einem ungewöhnlichen Tausch und holte den sichtlich empörten Jan Koller vom Feld. Die Wirkung dieser Maßnahme war zunächst keine gute, denn Tschechien wackelte weiter und war drauf und dran, das erste Turniergegentor zu kassieren. Yakin köpfte eine Flanke von Lichtsteiner aus kurzer Distanz rechts vorbei (66.). Plötzlicher als zu diesem Zeitpunkt konnte das 0:1 so kaum fallen, doch geschah es dann tatsächlich, weil die Abseitsfalle der Schweizer Abwehr nicht schnappte und Galaseks weicher Kopfball genau in den Lauf von Sverkos fiel. Völlig frei vor dem Tor behielt der Neue die Nerven und verlieh seiner Einwechslung mit einem Mal einen ungeahnten Sinn (70.). Die Schweiz war jetzt nur noch zu bedauern. Hektisch und verzweifelt rannten die Eidgenossen an und erdrückten sich sogar noch eine Doppelgroßchance, als zunächst Barnetta von der Strafraumkante zum Schuss kam und dann Vonlanthen, soeben erst eingewechselt, den Nachschuss an die Latte knallte (80.). Auch Derdiyok (89.) kam per Kopf noch einmal zum Abschluss, ehe dann in der vierten Minute der Nachspielzeit gar Ujfalusi noch ein angebliches Handspiel beging. Die Proteste aber halfen nichts. Tschechien verteidigte den Vorsprung über die Zeit und konnte sein Glück kaum begreifen, wogegen das Gastgeberland gleich einen Doppelschock bewältigen musste: die Pleite im vermeintlichen Schlüsselspiel und obendrein den Verlust seines Toptorjägers.
Maik Großmann
Die Hitze kann für die deutschen Spieler sogar ein Vorteil sein. An einem Urlaubsort sieht man in der Mittagshitze auch immer nur Deutsche draußen, also kommen wir mit der Temperatur sogar besser zurecht.
— Erich Ribbeck