Stürmer von der Leine

von Günther Jakobsen01:32 Uhr | 08.08.2003

In der vergangenen Saison kehrte Hannover 96 nach 13-jähriger Bundesligaabstinenz wieder in die Erstklassigkeit zurück. Natürlich wurden die „Roten“ zunächst als potentieller Abstiegskandidat gehandelt, was sie jedoch eindrucksvoll widerlegten. Bemerkenswert: Die Niedersachsen holten die nötigen Punkte nicht mit ängstlicher Mauertaktik, sondern mit sehenswertem Offensivfußball. Der Auftakt in die neue Saison verspricht eine Fortsetzung dieses Fußballvergnügens.

Immer das gegnerische Tor im Auge
Einst referierte 96-Coach Ralf Rangnick (seinerzeit Trainer des VfB Stuttgart) via TV über moderne Fußballkunst. Der „Fußball-Professor“ wolle den Fußball neu erfinden hieß es vielfach, nicht ohne Häme. Das tat Rangnick sicherlich nicht, auch nicht in Hannover. Aber er führte den Traditionsklub wieder zurück in die Eliteliga und formte ein Team mit eindeutig offensivlastiger Ausrichtung: Am Saisonende 2002/03 lag 96 als Tabellenelfter mit 47 Treffern gut im Soll, die 57 kassierten Tore überstiegen jedoch sogar die Quote von Absteiger Bielefeld. Mit der Verpflichtung von Thomas Christiansen und Jan Simak blieb die Betonung auf der Offensive weiterhin erhalten.

Torschützenkönig als zentraler Ballermann
Fredi Bobic, der Meister der Direktabnahme, war mit seinen 14 Treffern Topgoalgetter der Niedersachsen in der Saison 2002/03. Nach seinem Wechsel zur Hertha verpflichteten die finanziell limitierten 96er den nicht eben billigen Ex-Bochumer Thomas Christiansen (geschätztes Jahresgehalt: 2,5 Mio. Euro), der mit 21 Torerfolgen noch treffsicherer als Bobic war und sich die Torjägerkrone aufsetzte (gemeinsam mit Elber). Die Torgefährlichkeit im Sturmzentrum scheint somit gewährleistet.

Viele Torchancen
Mit neun Treffern und vier Assists bewies der Kameruner Mohammadou Idrissou im ersten Jahr bei den „Roten“ seine Stürmerqualitäten. Bei besserer Chancenverwertung könnte der 24-Jährige diese Bilanz in der aktuellen Saison locker steigern. Gerade das Herausspielen von Tormöglichkeiten gehört zu den Stärken der Niedersachsen und hier taten sich Jiri Stajner (sieben Torvorlagen) und Nebosja Krupnikovic (acht) hervor. Ein weiterer Topscorer, zumindest im 96er-Trikot, ist das tschechische Mittelfeldmysterium Jan Simak.

Vom Helden zum Pflegefall - und zurück?
Unstrittig hatte Jan Simak wesentlichen Anteil am Bundesligaaufstieg Hannovers im Jahre 2002. Mit der gleichen Verbindlichkeit muss dem Mittelfeldstar aber auch das Scheitern in Leverkusen attestiert werden. Nun also die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Fazit: Simak wirbelte beim Auftaktspiel als wäre er nie weg gewesen. Mit einem 3:0-Erfolg stahl Hannover dem HSV auf eigenem Platz die Butter vom Brot und die fest eingeplanten Punkte vom Konto. Auch vom nächsten Bundesligagegner, den „Roten“ aus München, dem FC Bayern, wollen sich die „Roten“ aus Hannover nicht an die Leine legen lassen. In der letzten Saison trennte man sich zweimal schiedlich, friedlich, torreich: 3:3 in München und 2:2 in Hannover.

André Schulin



Als ich von Frankfurt nach Berlin gewechselt bin, habe ich Sergej Kirjakow kennengelernt. Das war ein Erlebnis. Sergej Kirjakow hat dem Zeugwart mal vor einem Spiel 250.000 Mark in die Hand gedrückt und gesagt: Pass mal kurz drauf auf.

— Ansgar Brinkmann über seinen Ex-Mitspieler Sergej Kirjakow.