Südkorea: Für eine Überraschung gut

von Günther Jakobsen11:51 Uhr | 31.05.2010

Technisch sauberer Fußball mit hohem Tempo und ausgeprägter Laufbereitschaft - das sind die Attribute, mit denen die Kicker der Republik Südkorea zu den führenden Fußballnationen Asiens avancierten. Im Vergleich mit den europäischen und südamerikanischen Topteams hapert es oft an Durchschlagskraft.

Südkoreas Auswahl setzte sich in der Qualifikationsmühle des asiatischen Verbandes (AFC) relativ souverän durch und qualifizierte sich in der entscheidenden vierten Runde ungeschlagen vor den ebenfalls bei der WM antretenden Nordkoreanern zum siebten Mal für eine Weltmeisterschaftsendrunde. Nicht nur aufgrund ihrer häufigen WM-Präsenz hinterließen die Südkoreaner (offiziell: Republik Südkorea) einen bleibenden Eindruck. Beim im Sommer 2002 ausgetragenen Turnier, als man gemeinsam mit Japan als Gastgeber fungierte, drangen die Kicker von der Koreanischen Halbinsel bis ins Semifinale vor. Die DFB-Elf stoppte schließlich Südkoreas Siegeslauf, vorher waren jedoch Spanien und Italien an der seinerzeit von Guus Hiddink betreuten Mannschaft gescheitert. In den Gruppenspielen hatte Südkorea zudem Polen und Portugal geschlagen.

Das von Trainer Jung Moo Huh gecoachte Team hat einen offensiven Charakter und erzielte in den beiden Phasen während der Qualifikation jeweils die meisten Treffer in seinen Gruppen. Diese offensive Grundausrichtung birgt bekanntermaßen auch Gefahren. In der WM-Gruppe B wartet mit Griechenland beispielsweise ein Gegner, der gerne aus der Tiefe kommt. Nigeria, in früheren Vergleichen etwa auf Augenhöhe mit Südkorea, ist bestückt mit sehr erfahrenen Spielern aus Europas stärksten Ligen und sollte das afrikanische Heimspiel zu einem Höhenflug nutzen. Argentinien, das Top gesetzte Team der Gruppe B, ist schlichtweg besser besetzt.

Ein weiteres Manko: Nur ein geringer Teil der südkoreanischen Elf hat Erfahrung im europäischen Vereinsfußball aufzuweisen, der nicht zuletzt aufgrund seiner Finanzkraft als Nabel der Fußballwelt anzusehen ist. Südkoreas in Europa höchstdotierter Akteur ist der bei Manchester United unter Vertrag stehende, offensive Mittelfeldspieler Park Ji Sung, der sich in der vergangenen Saison allerdings keinen Stammplatz sichern konnte. Den größten Erfahrungsschatz dürfte indes Routinier Ahn Jung-Whan (Jahrgang 1976) weitergeben können. Die Karriere des Stürmers enthält drei, wenn auch wenig erfolgreiche europäische Stationen (Italien: FC Perugia, Frankreich: FC Metz, Deutschland: MSV Duisburg). Über ausführlichere Bundesliga-Kenntnisse verfügt der Freiburger Cha Du-Ri, der während seiner Karriere die Entwicklung vom Stürmer zum Abwehrspieler durchlief.

Südkoreas Chancen auf das Achtelfinale müssen nicht abgeschrieben werden. Mit ihrer oft erwiesenen großen Moral können die Asiaten auch deutlich höher eingeschätzte Kontrahenten beeindrucken und überraschen. Sollte der ausgeprägte Einsatzwille noch durch Torerfolge belohnt werden, kann Jung Moo Huhs Auswahl über sich hinauswachsen. Viel dürfte vom Start abhängen. Der Ausgang des ersten Spiels, gegen Griechenland, ist ein wesentliches Element für den weiteren Turnierverlauf.

Mögliche Aufstellung: Lee Won-Jae - Cha Du-Ri, Cho Yong-Hyung, Lee Jung-Soo, Kim Dong-Jin - Kim Jung-Woo, Kim Nam Il, Lee Chung-Yong, Park Ji Sung - Ahn Jung-Hwan, Lee Dong-Gook

André Schulin



Ich habe nur abgewunken. Wenn ich das nicht mehr machen darf, dann weiß ich es nicht!

— Düsseldorf-Trainer Friedhelm Funkel nach einer gelben Karte für sich selbst.