Im Duell der Insulaner erzwang England gegen Trinidad und Tobago einen schmeichelhaften Erfolg. Die Kicker aus der Karibik hatten sich ein Remis lange Zeit redlich verdient, ehe Crouch und Gerrard in der Schlussphase doch noch trafen.
Die Erwartungshaltung vor dem Spiel war eindeutig. Nahezu jeder rechnete mit einem Sturmlauf der Engländer gegen den Außenseiter aus der Karibik. Doch die Realität der ersten Halbzeit sprach eine deutlich andere Sprache. England enttäuschte auf ganzer Linie und musste am Ende froh sein, nicht mit einem Rückstand in die Katakomben zu gehen. Das wenig kreative Vorgehen der hoch gelobten Mittelfeldformation um Lampard, Beckham & Co. strahlte keinerlei Gefährlichkeit aus. Die Trinis schauten sich das Geschehen aus einer stabilen Abwehr fast schon genüsslich an. Halbchancen für Owen (5.) und Crouch (16.) waren die magere Ausbeute der Three Lions in der Anfangsphase. Während die Briten im weiteren Verlauf vergeblich nach ihrem Rhythmus suchten, wuchs das Selbstbewusstsein der Soca Warriors, die zunehmend Oberwasser bekamen. Exemplarisch für die Verzweiflung der Eriksson-Elf war ein Distanzschuss von Lampard, der aus knapp 30 Metern das Gehäuse deutlich verfehlte (33.). Zwei Fehler des englischen Schlussmanns Robinson brachten den krassen Außenseiter der Führung anschließend sehr nahe. Bei der ersten Szene segelte eine Ecke von Yorke unberührt durch den Fünfer, doch Stern setzte die Kugel am langen Pfosten knapp daneben (36.). Kurz vor der Pause war es erneut Stern, der den Ball in Richtung Tor nickte, den Terry in höchster Not für seinen auf Ausflugstour befindlichen Keeper von der Linie kratzte (45.). Dazwischen vergaben Lampard (40.) und Crouch (43.) in aussichtsreicher Position kläglich.
Eine Bündelung der Kräfte beim haushohen Favoriten fand auch im zweiten Abschnitt nicht statt. Weiterhin wurde der Ball zu pomadig und fehlerhaft in die gegnerische Hälfte getragen. Immer häufiger fing Trinidad und Tobago die Angriffe bereits weit vor dem eigenen Strafraum ab. Da aber die Konteransätze des Underdogs ebenfalls im Ansatz verpufften, verflachte die Partie. Einziger Höhepunkt blieb zunächst eine weite Freistoßflanke von Beckham, die Owen freistehend aus fünf Metern per Flugkopfball nicht im Zielgebiet unterbrachte (56.). Die folgende Einwechslung von Jungstar Wayne Rooney sorgte zumindest auf den Rängen kurzfristig für Belebung. Bei den wenigen Fans der Trinis war die Stimmung ohnehin schon auf dem Siedepunkt. Rooney war jedoch die lange Pause nach seinem Mittelfußbruch deutlich anzumerken. Auch er gab dem Spiel der Briten nicht die nötigen Impulse. Einzig Lampard wehrte sich mit Leidenschaft gegen das drohende Remis. Den Gelegenheiten des heimlichen Kapitäns stand allerdings das fehlende Glück oder Torhüter Hislop im Weg. Als die tapferen Beenhakker-Schützlinge ihre zweite Punkteteilung schon sicher glaubten, schlugen die Engländer überraschend zu. Nach einer Flanke von Beckham setzte sich der lange Crouch im Luftkampf durch und beförderte das Spielgerät aus vier Metern zum glücklichen 1:0 in die Maschen (83.). Zu allem Überfluss für die Mannen aus der Karibik gelang Gerrard mit einem sehenswerten Distanzschuss in der Nachspielzeit der zweite Treffer (91.). Den Trinis war danach lediglich ein Abseitstor von Glenn vergönnt. Das letztlich klare Ergebnis spiegelte den wahren Spielverlauf nur unzureichend wieder, obwohl die Engländer nie den Glauben an einen Sieg verloren.
Kai Endres
Sie sind die zweitbeste Mannschaft der Welt, und es gibt kein größeres Lob als das.
— Kevin Keegan