Ein starker Auftritt in der zweiten Hälfte der Begegnung gegen den Gruppenrivalen Kamerun sollte dem DFB-Team aufgezeigt haben, dass mit Irland auch ohne Roy Keane eine kompakte Mannschaft auf die Deutschen im zweiten Gruppenspiel wartet. Sollten die Iren ohne ihren suspentierten Kapitän vielleicht sogar stärker sein?
Der Torwart
Mit Shay Given, dem 26-jährigen Torhüter von Newcastle United haben die Iren einen sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten, der in 40 Länderspielen als Nachfolger der irischen Torwartlegende Pat Bonner gilt und in der Nationalmannschaft auch von diesem trainiert wird. Reaktionsschnell auf der Linie, kaum Unsicherheiten in der Strafraumbeherrschung und die großartigen Leistungen in den Qualifikationsspielen gegen den Iran machten den Keeper zur unumstrittenen Nummer Eins im Tor der Iren.
Die Abwehr
Im Abwehrzentrum stehen mit dem neuen Captain Steve Staunton (Aston Villa) und Gary Breen (Coventry City) zwei erfahrene Innenverteidiger im Defensivzentrum der Iren. Kopfball- und zweikampfstark, aber auch – wie der „Kicker“ feststellte - "langsam" (Staunton) und "hüftsteif" (Breen) sind die beiden Recken - also nicht unüberwindbar. Auf den Außenverteidigerposten der Viererkette assistieren mit Gary Kelly ein schneller, ausdauernder Mann auf der rechten Seite und dem schussstarken Ian Harte zwei ebenfalls erprobte Profis aus der Premier League (beide Leeds United). Auf Harte muss besonders bei dessen Offensivausflügen geachtet werden, wobei er mit seiner „Linken Klebe“ teils spektakuläre Tore erzielte.
Das Mittelfeld
Für den in die Heimat geschickten Roy Keane stand Matt Holland von Ipswich Town im zentralen Mittelfeld, schoss ein blitzsauberes Tor aus der zweiten Reihe und ergänzte sich nach dem Seitenwechsel gegen Kamerun mit dem etwas defensiver agierenden Mark Kinsella ideal. Auf den Außenposten werden mit den gegen die Afrikaner eingewechselten Steve Finnan (rechts) und Kevin Kilbane (links) zwei kampf- und defensivstarke Arbeiter auf den Flügeln erwartet, die im Wechsel mit ihren Abwehraußen Kelly und Harte bei deren Vorstöße die Defensive verstärken. Herausheben kann man aus der Mittelfeldformation keinen. Die Stärke besteht in der Geschlossenheit dieses laufstarken Blocks, der auch technisch ansprechend agiert.
Der Angriff
Als Namensvetter von Roy ist Robbie Keane seit Jahren im irischen Angriff gesetzt. Der Sturmtank von Leeds United kann auf eine durchwachsene Premier-League-Saison zurückblicken und rochiert gern über beide Flügel, stielt sich immer wieder den gegnerischen Abwehrspielern davon und schießt beidfüssig aus allen Lagen. Neben ihm stürmt der gegen Kamerun besonders auffällig dribbelnde Damien Duff (Blackburn Rovers), der sich gern etwas zurückfallen lässt und aus der Tiefe kommend in die Spitze stößt. Ständige Posititionswechsel machen die beiden Angreifer zu einem permanenten Unruheherd für jede Abwehrformation.
Fazit
Irlands Team spielt längst nicht mehr das ausgediente Kick & Rush-„System“, weil die technischen Fähigkeiten der Elf von Coach Mick McCarthy mehr als nur das schnörkellose Kampfspiel zulassen. Konditionell sind die Iren sowieso kaum zu toppen. Deutschland hat am Mittwoch eine wahrlich harte Nuss zu knacken – also kein Vergleich zum „Gegner“ Saudi-Arabien.
An die Wende habe ich nicht geglaubt und den Vierten Offiziellen bereits nach 25 Minuten gefragt, ob wir heute nur 70 Minuten spielen dürfen.
— Schalke-Trainer Domenico Tedesco nach einem 4:4 in Dortmund, bei dem sein Team bereits nach 25 Minuten mit 0:4 hinten lag.