Thomas Hörster: Von der A-Jugend zum A-Team

von Günther Jakobsen13:56 Uhr | 07.03.2003

Von Manager Calmund als „Ekelpaket“ tituliert, übernahm Thomas Hörster die Trainernachfolge des gescheiterten Klaus Toppmöller. Die drastische Wortwahl des XXL-Managers geriet zum Hinweis an die Mannschaft, dass die Zeit der Streicheleinheiten endgültig beendet sei. So ekelig kam der seit 25 Jahren in Leverkusen tätige Hörster in den ersten Wochen seiner Chefcoach-Rolle indes nicht daher - zum Gegenentwurf seines Vorgängers taugt er trotzdem.

Als neuer Besen gut gekehrt
Die Eloquenz eines Klaus Toppmöller geht Thomas Hörster ab und seine Forderungen an die Mannschaft lauten Aggressivität, Leidenschaft und Disziplin. Vielleicht hat es tatsächlich einer personellen Änderung bedurft, um den mit der Person Toppmöller verbundenen, in Krisenzeiten nicht angebrachten Leverkusener Zauberfußball durch den Gedanken des „Fußball arbeiten“ zu ersetzen. In den beiden ersten Ligaspielen unter Hörsters Regie holte Bayer jedenfalls sechs Punkte - und nichts ist in Leverkusen derzeit wichtiger, als mit Erfolgen in der Bundesliga die Abstiegsgefahr so schnell wie möglich zu bannen. Das Aus in Champions-League und DFB-Pokal ermöglicht, so bitter die Niederlagen auch gewesen sein mögen, die Konzentration auf den Klassenerhalt.

Karriere als Spieler
332 Bundesligaspiele, mit 16 Torerfolgen, bestritt Thomas Hörster - allesamt für Bayer Leverkusen. Der im November 1956 geborene Essener, vor seinem Bayer-Engagement bei Schwarz-Weiß Essen unter Vertrag, kam 1977 zu Bayer und spielte dort zunächst im Mittelfeld. Ab 1985 rückte er in die Abwehr und entwickelte sich zum umsichtigen, technisch beschlagenen Libero der Werkself. 1986 wurde er von Teamchef Franz Beckenbauer in die Nationalmannschaft berufen, wo er zu vier Einsätzen kam.

Sportliche Erfolge
In der Olympiaauswahl spielte Hörster zwölf Mal und feierte 1988 in Seoul den einzigen Medaillenerfolg eines DFB-Herrenteams in der olympischen Geschichte: Nach dem 3:0 über Italien im Spiel um Platz drei wurden Hörster, Klinsmann, Mill und Co. mit Bronze dekoriert. Größter Erfolg mit Leverkusen war, ebenfalls 1988, der Titelerfolg im UEFA-Cup, wo sich Bayer in den Endspielen gegen Espanol Barcelona durchsetzte.

Mit Jugendförderung im Trend
Nach seiner Aktiven-Laufbahn blieb Thomas Hörster dem Fußball und Leverkusen als Jugend-Trainer erhalten. Ab 2001 betreute er dann Bayers U-21-Team (Regionalliga Nord). „Ich möchte Talente an die Profi-Mannschaft heranbringen und ihnen eine gute Ausbildung mit auf den Weg geben“, erklärte er damals. Mit Thomas Kleine und Markus Daun (an Werder Bremen ausgeliehen) bewährten sich schon zwei Hörster-Schützlinge in der Bundesliga. Zwei weiteren jungen Spielern, die er in Amateurmannschaften aufbaute, verhalf Hörster jüngst zu Auftritten in Leverkusens Profiteam: dem 23-jährigen Sebastian Schoof, der bei seinen ersten drei Bundesliga-Einsätzen gleich zwei Tore erzielte und Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der als 18-Jähriger gegen Newcastle United bereits Champions-League-Luft schnuppern durfte. „Jan ist einfach unser größtes Nachwuchstalent. Warum sollte ich ihn da nicht bringen?“, meinte Hörster und unterstrich, dass er strikt „nach Leistung“ aufzustellen gedenkt - und, derzeit in der Liga en vogue - auf die Jugend setzt.

André Schulin

Die Daten von Thomas Hörster



Gute Spiele verliert man, weniger gute gewinnt man.

— Willi Entenmann