Titelaspiranten und Abstiegskandidaten unter sich

von dpa11.03.2005 | 16:09 Uhr

Der 25. Spieltag bietet brisante Spiele am oberen und unteren Ende der Tabelle. Natürlich steht das Duell der punktgleich führenden Münchner Bayern und Schalker im Mittelpunkt des Interesses, doch ist die Saison noch lang genug, um eine Vorentscheidung der Meisterfrage nicht vom Ergebnis dieses Spiels abhängig zu machen. Ganz anders steht es um die beiden Paarungen, die die vier Letzten der Liga zusammenführen.

Zweier-Fluchten
Mit Schalke und dem FC Bayern haben sich zwei Teams vor dem letzten Saisondrittel deutlich vom Feld distanziert. Eine vergleichbare Situation gab es zuletzt in der Saison 1999/2000, als der FC Bayern und Bayer Leverkusen gemeinsam mit acht Punkten Abstand (25. Spieltag) vor dem Dritten die Tabelle anführten. Da war der direkte Vergleich allerdings schon gelaufen (19. Spieltag, 4:1 für Bayern). Die Bayern kamen damals punktgleich mit Leverkusen über die Ziellinie; das Torverhältnis war letztendlich zugunsten des FCB entscheidend. 1995/96 hatten sich der BVB und Bayern München klar abgesetzt und trafen am 25. Spieltag aufeinander. Bayern gewann diesen vermeintlichen Showdown 1:0 und schloss bis auf einen Zähler zu Dortmund auf; den Titel aber holten sich trotz dieser Niederlage die Schwarz-Gelben - mit fünf Punkten Vorsprung. Einen größeren Zeitsprung zurück - in die Saison 1971/72, als noch die Zwei-Punkte-Regelung galt - lag eine Konstellation vor, in der, wie derzeit, Schalke (40:10) und Bayern (39:11) dem Feld enteilt waren. Das Duell setzte sich bis zum letzten Spieltag fort, als die Knappen, mittlerweile mit einem Punkt im Rückstand, in München anzutreten hatten. Diese Partie war ein echter Showdown. Ein Sieg - und die Meisterschale wäre in den Pott gegangen. Doch die Bayern ließen sich den Heimvorteil nicht nehmen und gewannen souverän mit 5:1.

Hansa als sein eigenes Vorbild
Aufgrund der in der Spielzeit 1995/96 eingeführten Drei-Punkte-Wertung für einen Sieg erscheint das Aufholen von sechs (Bochum), acht (Rostock) oder auch neun (Freiburg) Punkten Rückstand bei noch zehn ausstehenden Spieltagen nicht unmöglich. Tatsächlich aber ist es aber seit Einführung der Regel keinem Klub, der nach 24 Spielen mehr als fünf Punkte hinter einem Nichtabstiegsrang lag, gelungen, den Klassenerhalt noch zu schaffen. Das hoffnungsvollste Beispiel für einen erfolgreichen Endspurt unter diesen Vorzeichen liefert ein aktuell in den Abstiegskampf involvierter Verein: Hansa Rostock. Der in der Saison 1996/97 von Frank Pagelsdorf trainierte Ostseeklub lag fünf Punkte hinter dem rettenden Ufer, als in den letzten zehn Partien 19 Punkte (sechs Siege, ein Remis) gesammelt und die Saison noch mit sieben Punkten Abstand (!) zu den Abstiegsrängen beendet wurde. Im Spiel gegen den VfL Bochum, dem das Wasser gleichermaßen bis zum Hals steht, sollte den Hanseaten aber schon der erste Heimsieg der Saison gelingen - ansonsten dürfte an eine Wiederholung des einstigen "Wunders" kaum noch zu glauben sein. Im zweiten Kellerkrimi, zwischen dem SC Freiburg und dem 1. FC Nürnberg, ist die Sachlage anders. Gewinnt der Club, hätte man an der Noris zumindest ein beruhigendes Sechs-Punkte-Polster gewahrt. Gewinnt Freiburg, könnte man an der Dreisam noch träumen - nicht von einem Wunder, sondern von einer Sensation, denn nichts anderes wäre der Klassenerhalt.

André Schulin