Vier Runden vor dem Endspiel nahm der amtierende Pokalsieger bereits seinen Hut, schied ausgerechnet in Jena im Elfmeterschießen aus. Wirklich leicht tat sich unter den Erstligisten nur Rostock, während Bielefeld und Stuttgart beinahe, Bochum und die Hertha tatsächlich aufs Kreuz gelegt wurden. Bremen dagegen schrieb gleich mehrfach Geschichte.
Zwei Abende in Folge wurden im Weserstadion Achtelfinaltickets vergeben, wobei weit mehr Aufsehen Werders Amateure erregten. Nicht nur als aktuell letzter Starter, sondern auch als letzter Bundesliga-Unterbau überhaupt blieb Bremens U23 der Runde erhalten, da im Zuge der Regionalliga-Reform in Zukunft keine Reserven mehr antreten dürfen. Nach dem 1.FC Köln schaltete Werder II nun auch St. Pauli aus (4:2 im Elfmeterschießen) und assistierte nebenbei noch bei einer Wiedergeburt: Als weltweit erster Profifußballer feierte Ivan Klasnic nach einer Nierentransplantation sein Comeback. Weniger aufregend verlief das Spiel der Werder-Profis gegen den MSV Duisburg. Auch ohne den Ex-Bremer Ailton hielt sich Meiderich eine Stunde lang schadlos, ehe die Gastgeber im Handumdrehen noch mit 4:0 gewannen.
Hälfte der Liga schon aussortiert
Unter den übrigen Bundesligisten, die ins Achtelfinale einzogen, gab sich einzig Hansa Rostock überhaupt keine Blöße. Die Wucht des 6:0 über Kickers Offenbach war so verheerend, dass der Trainer des Zweitligisten, Wolfgang Frank, nach dem Spiel seinen Hut nahm. Blamagen vermeiden konnten im letzten Moment Arminia Bielefeld, das sich in Koblenz zu einem 2:1 nach Verlängerung quälte, sowie der Deutsche Meister. Das immer noch sieglose Zweitligaschlusslicht Paderborn hatte der VfB Stuttgart eigentlich schon sicher im Griff, verschenkte binnen vier Minuten aber eine 2:0-Führung und musste sich die Blöße einer Verlängerung geben, ehe Gomez in der 118. Minute das 3:2 erzielen konnte. Auch Schalke 04 musste einen Umweg in Kauf nehmen, bezwang in 120 Minuten aber auch ein abwehrstarkes Hannover 96 (2:0), das ebenso wie Frankfurt in Dortmund (1:2) in erster Linie am Lospech scheiterte. Der HSV (3:1 gegen den SC Freiburg), Wolfsburg (1:0 in Karlsruhe) und nicht zuletzt Bayern München, dem Zweitliga-Spitzenreiter Gladbach erst nach dem Seitenwechsel mit 1:3 unterlag, komplettieren das Feld der Erstligisten, die nach zwei gespielten Runden noch genau mit halber Kraft vertreten sind.
Herthas Fluch hält an
Unterschiedlich dicke Überraschungen gab es ebenfalls, denn neben St. Pauli wurde gleich vier Mal der Goliath vom David besiegt. Nicht allzu peinlich war Bochums Scheitern in Aachen (2:3), zumal der Zweitligist nicht zuletzt dank eines frühen Feldverweises gegen Bochums Dabrowski (30.) die Überhand gewann. Kaiserslautern zudem hatte seinen guten Namen ohnehin bereits verspielt, als es an die ehrwürdige Hafenstraße fuhr und dem Regionallisten Rot-Weiss Essen mit 1:2 unterlag. Umso überraschender indes der Auftritt des 1.FC Nürnberg, den Trainer Hans Meyer an seine uralte Wirkungsstätte nach Jena führte – mit Carl Zeiss hatte Meyer einst drei Mal den DDR-Pokal gewonnen. Die Franken versagten gleich mehrfach, ließen sich erst eine Führung (13.) wieder egalisieren (56.) und brachten es danach nicht fertig, in mehr als 20-minütiger Überzahl (Gelb-Rot gegen Torghelle/68.) eine Verlängerung zu vermeiden. Dort ging der amtierende Cupsieger sogar noch einmal in Front (95.), doch brachte Müller (114.) den Zweitligisten noch ins Elfmeterroulette, wo Carl Zeiss sein Glück schließlich perfekt machen konnte (5:4). Den Vogel abzuschießen erlaubte sich allerdings wieder die Hertha. Noch nie hatten es die Berliner ins eigene Endspiel geschafft und scheiterten auch diesmal wie nicht selten an einem Regionalligisten. Für Wuppertal kam der 2:0-Erfolg (81./86.) fast schon einem Arbeitssieg gleich, nachdem Simunic sich und seine Mannschaft mit einer Tätlichkeit (75.) disqualifizierte.
Maik Großmann
Heute bin ich der Chef. Heute wird guter Wein getrunken, Zigarre geraucht. Die Mannschaft darf auch mehr machen als sonst.
— Hertha-Coach Pal Dardai mit Zigarre in einer Schalte mit dem ZDF-Sportstudio