Tore vom Spielmacher

von Günther Jakobsen15:23 Uhr | 19.11.2004

Wohin der Weg des Clubs in dieser Saison führt, zeichnet sich noch nicht ab. Festzuhalten ist jedoch, dass die Franken spielerisch mehr zu bieten haben, als allgemein erwartet wurde. Vor allem in der Offensive, angetrieben vom torgefährlichen Mittelfeldregisseur Marek Mintál, wusste das Ensemble von Coach Wolfgang Wolf meist zu überzeugen.

Tore vom Spielmacher
In der slowakischen Nationalelf überlässt Marek Mintál seinem Nürnberger Teamkollegen Robert Vittek das Toreschießen. Fünf Treffer steuerte Vittek bislang in der WM-Qualifikation bei; was wesentlich zum zweiten Platz der Slowaken, hinter Portugal, in Gruppe 3 beitrug. In der Bundesliga sieht die Bilanz anders aus. Da führt Mittelfeldspieler Mintál, gemeinsam mit Bielefelds Stürmer Delron Buckley, mit seinen zehn Saisontreffern die Torjägerliste an, während Club-Stürmer Vittek das Leder nur drei Mal über die Linie brachte.

Ein Hammer-Transfer
Dass der im September 1977 geborene Mintál einen ausgeprägten Torriecher hat, war allerdings schon vorher klar. In seiner ersten Saison bei den Franken (2003/04) wurde er zum besten Goalgetter der zweiten Liga. Nur Unterhachings Stürmer Francisco Copado konnte mit der 18-Tore-Quote des Nürnberger Spielmachers mithalten. Bereits bei seinem Stammklub, dem slowakischen Erstligisten MSK Zilina, hatte er sich zweimal die Torjägerkrone gesichert. Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf hatte Mintál vor der Saison zehn Treffer in der Bundesliga zugetraut. Dass diese allerdings schon nach 13 Spielen auf dem Konto des Slowaken stehen, dürfte auch er kaum erwartet haben. Günstig für den Club, dass er bereits im Mai 2004 auf die Durchsetzungsfähigkeit Mintáls in der höchsten Spielklasse vertraute und dessen Vertrag bis 2008 verlängerte. Für Schmunzeln sorgt die Anekdote, dass ein Autohändler und FCN-Anhänger namens Peter Hammer den Starfußballer zu den Nürnbergern gelotst haben soll - dem Mann könnte man ja unbesehen jeden Gebrauchtwagen abkaufen. Immerhin bestätigte Wolf, Hammer - der seinerzeit in der Slowakei weilte - gebeten zu haben, Mintál bei einem Spiel zu beobachten und seine Eindrücke wiederzugeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte Wolf den Spielmacher aus Zilina allerdings bereits im Visier.

Er läuft und läuft…
Etwaigen Avancen anderer Vereine vorab begegnend, etikettierte der 1. FCN seinen Spielmacher als ‚unverkäuflich’. "Wir geben keinen der Jungs ab. Wir investieren hier in die Zukunft. Und da spielen Mintál und sein kongenialer Landsmann Robert Vittek eine tragende Rolle", sagt Clubpräsident Roth. "Marek Mintál ist für uns derzeit nicht zu ersetzen. Er ist überall und nirgends. Ich kenne kaum einen Spieler, der so viel läuft und dann doch immer an dem Platz ist, an dem man ihn braucht", lobt Wolfgang Wolf seinen Spielmacher und beschreibt damit gleichzeitig das Besondere an Mintáls Spielweise. Tatsächlich meint man oft, Mintál gerade noch als Passgeber gesehen zu haben, da taucht der Slowake bereits im Strafraum auf und drischt das Leder in die Maschen. Mittlerweile hat die Konkurrenz jedoch die Omnipräsenz des Club-Regisseurs erkannt, was Mintál beim Spiel in Mönchengladbach den ständigen Begleitservice von Landsmann Igor Demo einbrachte. "Marek muss sich bewusst sein, dass das jetzt öfter vorkommt", warnt Wolf. Gut, dass Mintál die erhoffte Torquote schon erfüllt hat. Künftig dürfte es für ihn schwerer werden.

André Schulin



Ich habe den Ball erst gesehen, als er im Aus war. Andy Köpke hat mich geflachst, es sei doch schwerer, den Ball am Tor vorbei als rein zu bringen.

— Thomas Helmer, FC Bayern, über sein legendäres ,,Phantom-Tor" gegen den 1. FC Nürnberg und Andreas Köpke.