Wie immer bei einem Fußballspiel sah das Publikum zwei unterschiedliche Halbzeiten - bei Bayerns CL-Auftakt gegen Spartak Moskau fielen diese Unterschiede allerdings recht drastisch aus. Der deutliche Erfolg sollte jedoch nicht den Blick dafür versperren, dass es ohne einen starken Keeper weit weniger glorreich hätte ausgehen können.
Das Sturmduo Pizarro/Podolski war von Felix Magath aufgeboten worden, den Kasten von Spartak-Keeper Kowalewski ins Visier zu nehmen. Mit Unterstützung der offensiven Mittelfeldakteure Santa Cruz, Schweinsteiger und van Bommel sollten die Gäste schon frühzeitig unter Druck gesetzt werden. Der Plan schlug fehl, zunächst. Die Gäste setzten ganz massiv auf ein vielbeiniges Abwehrgeflecht, in dem sich die Bayernspieler immer wieder verfingen. Es dauerte bis zur 15. Minute, ehe Pizarro eine halbwegs gute Schusschance herausarbeitete, deren Abschluss Kowalewski jedoch vor keine großen Probleme stellte. Da vorne nichts gerissen wurde, schalteten sich sporadisch Bayerns Abwehrkanten Lucio und van Buyten mit ein, doch auch ihnen gelangen keine entscheidenden Durchbrüche. So kam es wie so oft, wenn eine Mannschaft das Spiel bestimmt, die zwingenden Torchancen jedoch ausbleiben - der konternde Gegner hat die besseren Möglichkeiten. Dass diese nicht zu einem Rückstand führten, hatten die Bayern Oliver Kahn zu verdanken, der einen gefährlichen Schuss Pavlyuchenkos entschärfte (35.). Sechs Minuten vor der Pause ließ Rodriguez noch eine Chance aus, als er nach gutem Mozart-Zuspiel das Leder neben den Bayern-Kasten setzte.
Die ersten 45 Minuten waren absolut unbefriedigend für die Gastgeber, die zweiten boten ein ganz anderes Bild. Es waren gerade drei Minuten gespielt, da nahm Pizarro auf rechts einen Pass Sagnols auf, ließ Stranzl aussteigen, steuerte auf die Mitte zu und überwand Kowalewski mit einem platzierten Flachschuss. Der Riegel war geknackt, jetzt kamen die Bayern ins Rollen. Nur vier Minuten später zappelte der Ball erneut im Netz der Russen: Van Bommel hatte Santa Cruz in den Lauf gespielt und der aus zwölf Metern getroffen (52.). Die Stimmung im Stadion war schlagartig gestiegen, denn nun bekam das Publikum etwas geboten. Dazu zählten auch mehrere starke Paraden von Kahn, denn wasserdicht war Bayerns Abwehr nicht. Angesichts des schwungvollen Angriffspiels der Gastgeber waren diese Unzulänglichkeiten aber zu verkraften, zumal das Resultat noch ausgebaut wurde. Ein prachtvoller Volleytreffer Schweinsteigers, nach Vorlage des eingewechselten Salihamidzic, stellte das 3:0 dar (71.). Der Bosnier trug sich wenig später noch in die Torschützenliste ein, als er einen verunglückten Torschuss Podolskis abfing und zum 4:0-Endstand über die Linie brachte. Ein wenig zu hoch, aber klar verdient beendete der FC Bayern seinen CL-Einstand dieser Saison.
André Schulin
Wir machen ein Tischtennis-Turnier, und der Beste spielt.
— Marco Bode über den Konkurrenzkampf in der deutschen Nationalmannschaft während der WM 2002