Bis zum sechsten Spieltag steuerte Energie Cottbus geradewegs auf die Zweite Liga zu. Dann entließen die Verantwortlichen Trainer Petrik Sander und übergaben das Zepter an Bojan Prasnikar. Die bis dahin sieglosen Brandenburger wurden zu-nehmend stabiler, fuhren bis zur Winterpause noch 13 Punkte ein und übergaben die Rote Laterne in letzter Sekunde an Duisburg.
In Anbetracht dessen hätte die erste Halbserie für Energie zu keinem schlechteren Zeitpunkt enden können. Ganz ungelegen kam die Pause aber dann doch nicht, denn der Verein nutzte die Zeit, um die neu geweckten Hoffnungen mit einem ausgiebigen Gang auf den Transfermarkt zu untermauern. Mit Branko Jelic (Xiamen Lanshi), Christian Müller (Hertha BSC Berlin), Michal Papadopulos (Bayer Leverku-sen), Ivan Radeljic (Slaven Belupo) und Dusan Vasiljevic (Rakoczi FC Kaposvar) holten Manager Steffen Heidrich und Co. gleich fünf Spieler in die Lausitz, um in allen Mannschaftsteilen die Qualität zu erhöhen und Druck auf die etablierten Akteure auszuüben. Dass die Auffrischung des Kaders zwingend erforderlich war, wird schon bei einem Blick auf das Torverhältnis deutlich: Mit 17 erzielten Treffern stellt Cottbus den drittschwächsten Angriff und musste satte 27 Gegentore einstecken. Noch erschreckender war allerdings, dass man vier der ersten sechs Begegnungen – ge-nauso wie die erste Runde im DFB-Pokal gegen den Regionalligisten Rot-Weiss Essen – als Verlierer beendete; wenigstens zu Punkteteilungen reichte es gegen Leverkusen (0:0 am 1. Spieltag) und Nürnberg (1:1 am 4. Spieltag). Dass vergangene Erfolge im Fußball nichts wert sind, musste daraufhin Coach Petrik Sander erfahren, der den FCE unter anderem in der letzten Saison auf einen respektablen 13. Rang geführt hatte und nun seinen Spint für Interimstrainer Heiko Weber räumen musste. Der kassierte bei seinem Debüt in der siebten Runde gleich eine derbe 0:5-Schlappe gegen Bayern München und sah damit seine minimale Chance auf eine längerfristige Beschäftigung schwinden.
Es kam der Slowene Bojan Prasnikar, der mit Unentschieden gegen Frankfurt (2:2) und in Berlin (0:0) einen zufriedenstellenden Einstand feierte. Nachdem das nächste Spiel gegen Duisburg mit 1:2 verloren gegangen war, setzte der 54-Jährige ein Zeichen und verbannte Energie-Ikone Tomislav Piplica, dessen Leistungen stets zwischen Genie und Wahnsinn gependelt hatten, auf die Reservebank. In den abschlie-ßenden sieben Partien stand somit Gerhard Tremmel zwischen den Pfosten. Der ehemalige Herthaner trug dazu bei, dass die Brandenburger, die bis dahin lediglich vier Zähler geholt hatten, am zwölften Spieltag den ersten Saisonsieg (1:0 gegen Schalke) bejubeln durften und insgesamt noch elf Punkte an Land zogen. Beeindru-ckend war dabei vor allem der Schlussspurt, der einen Dreier gegen das Überra-schungsteam aus Karlsruhe (2:0), ein torloses Remis gegen den starken Hamburger SV sowie ein 5:1 über die ebenfalls schwer zu schlagenden Hannoveraner hervor-brachte. Durch den abschließenden Kantersieg hievte sich Cottbus soeben noch auf Platz 17 und erwartet nun guten Mutes die Rückserie, an deren Ende der zweite Klassenerhalt in Folge stehen soll.
Christian Brackhagen
Glauben Sie, ich hätte jemals einen Spieler eingesetzt, der mit einer Wampe ankommt und das dann auch noch mit Merchandising-Produkten feiert?
— 1860-Trainerlegende Werner Lorant über Sascha Mölders, der von den ,,Löwen" zu Sonnenhof Großaspach in die Regionalliga Südwest wechselte.