Trainerwechsel und ihre Auswirkungen

von dpa06.05.2005 | 14:23 Uhr

Fünf Klubs tauschten während der laufenden Saison ihre Übungsleiter aus. In zwei Fällen ging es anschließend steil bergauf, nach den anderen Wechseln änderte sich zumindest tabellarisch nicht viel.

Steil nach oben
Für den FC Schalke 04 und den Hamburger SV brachte der jeweilig früh in der Saison vollzogene Trainerwechsel einen enormen Leistungsschub ihrer Teams. Die Knappen rangierten nach dem sechsten Spieltag auf Rang 15, und Trainer Jupp Heynckes begründete die schwachen Vorstellungen der personell hochgerüsteten Truppe (neu: Ailton, Krstajic, Lincoln, Bordon) damit, dass ein Spitzenteam Zeit zur Entwicklung brauche. Das Gegenteil - zumindest auf nationaler Ebene - trat nach der Inthronisierung Ralf Rangnicks ein: Neun Siege aus den nächsten zehn Spielen hatten Schalke kurzfristig zu Tabellenführer FC Bayern aufschließen lassen, und die Gelsenkirchener entpuppten sich über lange Zeit als härtester Konkurrent des späteren Meisters. Die zweite Trainerentlassung der Saison traf HSV-Coach Klaus Toppmöller, der seinem Nachfolger Thomas Doll nach dem achten Spieltag die Bürde des Tabellenletzten hinterließ. Auch die Hamburger hatten sich nominell verstärkt, mit Mpenza, Lauth, van Buyten und Boulahrouz. Ganz offensichtlich war die Verbindung HSV/Toppmöller jedoch keine glückliche. Anders als die Zusammenarbeit mit Thomas Doll, der - trotz geringer Erfahrung im Trainergeschäft - als Hoffnungsträger mit offenen Armen empfangen wurde. Unter dem ehemaligen HSV-Akteur reizten die Hanseaten ihr Potenzial besser aus und reihten sich in den Kreis der UEFA-Cup-Anwärter ein. Sowohl Rangnick wie auch Doll gewannen sofort das Vertrauen der Spieler, was, abgesehen vom fachlichen Können eines Übungsleiters, vieles erleichtert.

Reicht`s noch?
Auch Rostock profitierte vom Trainerwechsel - allerdings ohne dass die verbesserte Mannschaftsleistung entsprechende Resultate zeitigte. Am 14. Spieltag übernahm der personifizierte Bundesliga-Feuerwehrmann Jörg Berger die zuvor in heimischen Gewässern leck geschlagene Hansa-Kogge; als Tabellenschlusslicht mit sechs Punkten Rückstand zum rettenden Ufer. Derzeit ist Hansa Vorletzter, mit immer noch fünf Zählern Rückstand. Die Lecks sind repariert, das Rostocker Flaggschiff hat Fahrt aufgenommen. Aber der Rückstand auf die Konkurrenz ist sehr groß. Nur ein äußerst starker Rückenwind könnte die renovierte Kogge noch rechtzeitig über die Ziellinie bringen. Dann wäre Berger außer dem Feuerwehrmann auch noch der Zimmermann der Liga.

Den Joker gezogen
Als die Mönchengladbacher Borussia am zehnten Spieltag auf einen Abstiegsrang zurückfiel, war die Uhr für Trainer Holger Fach abgelaufen: Lediglich zwei Siege, und davon nur einer im nagelneuen Stadion. Eine schwache Punktausbeute, die den gezeigten Leistungen nicht ganz gerecht wurde. Interimscoach Horst Köppel sorgte mit dem 2:0-Sieg gegen die Bayern für einen Stimmungsumschwung, musste aber wieder in den Amateurbereich abtauchen, da die Vereinsführung mit Dick Advocaat den vermeintlichen Heilsbringer auf den Trainerstuhl hievte. Eine Fehleinschätzung. Die Verunsicherung der Elf wuchs und als man am 29. Spieltag mit dem Rücken zur Wand, sprich: nur einen Zähler vor den Abstiegsrängen, rangierte, wurde die Notbremse gezogen und Köppel aus dem Amateur-Exil geholt. Der Joker bewährte sich erneut, denn Gladbachs Auftritte in Nürnberg und gegen Stuttgart zeigten ansprechenden Fußball und brachten vor allem wichtige Punkte.

Ein untypischer Wechsel
Ein, zumindest aus sportlichen Gründen, fragwürdiger Trainerwechsel ging in Kaiserslautern über die Bühne. Nach einer schwierigen Situation zu Saisonbeginn waren die Pfälzer ins gesicherte Mittelfeld vorgestoßen und Kurt Jara liebäugelte mit einer Vertragsverlängerung. Atmosphärische Störungen mit dem Umfeld führten dann zu einer unerwarteten Aufhebung des Kontraktes. Auswirkungen auf die Mannschaft? Als Jara ging waren die Lauterer auf Rang 11, da sind sie auch jetzt noch. Nachfolger Hans-Werner Moser konnte bislang nicht andeuten, dass unter seiner Regie ein Aufschwung mit Kaiserslautern möglich ist. Aber dieser untypische Trainerabgang war ohnehin nicht darauf angelegt, die Mannschaft zu motivieren. Und die sieht das vermutlich ebenso.

André Schulin