Trapattonis Geist noch nicht verscheucht

von Günther Jakobsen11:06 Uhr | 17.02.2006

Als die Stuttgarter Fans endlich einmal wieder von den Sitzen gerissen wurden, hatte die Mannschaft nichts dazu beigetragen. Wegen eines Feueralarms musste das Stadion 45 Minuten vor Anpfiff geräumt werden; die Meldung entpuppte sich aber schnell als falsch, so dass planmäßig gespielt werden konnte. Armin Veh probierte sich weiter an der Viererkette, in der er diesmal Stranzl und Gerber anstelle von Beck und Magnin postierte. Hitzelsperger und Ljuboja rückten außerdem für Tiffert und Gomez ins Team und sollten den zahnlosen Tiger namens Sturm beleben. Zunächst schienen die Maßnahmen zu fruchten, denn der VfB spielte aus einer deutlich stabileren Abwehr heraus mutig nach vorn und kam durch Ljuboja (2.) und Tomasson (16.) zu frühen Chancen. Middlesbrough, das immerhin mit der Empfehlung eines 3:0-Sieges über Chelsea angereist war, zeigte sich bis dato zwar spielerisch ebenbürtig, war aber nicht die Bohne torgefährlich. Als Fernando Meira sich ein hübsches Geschenk ausdachte, sagten die Gäste allerdings nicht nein. Völlig ohne Not schoss der Portugiese den Ball an den Rücken eines Gegenspielers, von wo er zum frei stehenden Hasselbaink sprang. Der Niederländer zog aus 16 Metern ab und traf zum 0:1 (20.). Stuttgart war nun völlig gelähmt und brauchte lange, um den alten Faden wieder aufzunehmen. Soldo versuchte sich noch an einem Volleyschuss (36.), aber Mark Schwarzer im Tor der Briten musste bis zum Pausenpfiff nicht mehr eingreifen.

Kaum rollte der Ball wieder, setzte es den nächsten Tiefschlag für den VfB. Über den rechten Flügel hechtete Boateng auf Hildebrand zu, legte auf den ungedeckten Parnaby, und der Verteidiger hatte wenig Mühe, zu vollenden (46.). Middlesbrough hatte das richtige Mittel gewählt, um Stuttgart den letzten Funken Selbstvertrauen zu nehmen. Einfachste Dinge klappten nun nicht mehr und das ohnehin nicht verwöhnte Publikum reagierte mit Pfiffen. Abermals fehlte den Schwaben ein Lenker im Mittelfeld, aber auch das Engagement der ersten Viertelstunde war wie weggeblasen. Nahezu unverdient erzielte Ljubola per Freistoß das Anschlusstor (85.), mehr war aus der halbherzigen Schlussoffensive aber nicht herauszuholen. Trotz schwungvollen Beginns verlor der VfB Stuttgart gegen einen cleveren Gegner aus der Premier League mit 1:2. Auch weil dieser das erste Gegentor im laufenden Wettbewerb hinnehmen musste, tendieren die Chancen der Schwaben fürs Rückspiel gen Null.

Maik Großmann



Ich habe traurig.

— Plakat eines jugendlichen Bayern-Fans beim Abschied von Giovanni Trapattoni.