Treffen der Ungeschlagenen

von dpa16.10.2009 | 14:29 Uhr

Dem absoluten Spitzenspiel (HSV-Bayer) steht der Kellergipfel (Club-Hertha) gegenüber - gegensätzlicheres, nach der Papierform, kann ein Spieltag kaum bieten. Außerdem wird ermittelt, wer den größeren Spaß beim dritten Bundesligatreffen der Karnevalistenhochburgen Köln und Mainz hat.

Die beiden Spiele aus dem oberen Tableau der Tabelle verheißen eine besondere Brisanz. Zuvorderst natürlich der Vergleich der noch ungeschlagenen und punktgleichen Teams aus Hamburg und Leverkusen, die sich nicht zuletzt durch den größten Torhunger auszeichneten. Die Gastgeber mussten in ihrer Sturmabteilung allerdings verletzungsbedingt Rückschläge einstecken. HSV-Coach Bruno Labbadia hofft, den Ausfall seiner Knipser Guerrero und Petric durch „Noch ein Stück mehr zusammenrücken …“ kompensieren zu können. Im Aufeinandertreffen des Vierten und Fünften der Tabelle zwischen Bremen und Hoffenheim stehen die Zeichen vermutlich ebenfalls auf Attacke - für ausgeprägte Defensivstrategien sind beide nicht bekannt. Gleichwohl weist man bei Werder mit Genugtuung darauf hin, die letzten vier Punktspiele zu Null absolviert zu haben.

Eine derartige Stabilität kann der VfB Stuttgart wahrlich nicht aufweisen. Um den Schalter in der Liga umzulegen, wird nach der letzten Pleite (0:2 gegen Bremen) ein Heimsieg angepeilt. Gegen Felix Magaths auswärts sehr erfolgreiche Schalker (3 Siege, 1 Remis) gewiss eine sehr schwere Aufgabe. Den Blick auf die Statistik sollten sich Freiburgs Kicker vor dem Spiel gegen den FC Bayern verkneifen: In den letzten 14 Bundesligapartien hagelte es Pleiten en masse gegen die Münchener (11 Niederlagen, 3 Remis). „Die Rollenverteilung ist klar. Favorit sind wir in dieser Begegnung nicht“, stellte Robin Dutt unmissverständlich klar. „Die Qualitäten, die der Gegner bei den Einzelspielern hat, müssen wir über das Team ausgleichen“, dozierte der SC-Trainer.

Hannovers Team erfreute sich zuletzt eines torreichen Erfolges (5:2 gegen Freiburg) und rückte bis auf einen Zähler an die Frankfurter Eintracht heran, die das ungewöhnliche Dilemma trägt, zum Spiel gegen die 96er auf drei Spieler wegen Sperren (Schwegler, Teber, Russ) verzichten zu müssen. Eine ungewöhnliche Randnotiz auch beim Kellerduell zwischen Nürnberg und der Hertha: Bereits zum dritten Mal in dieser Saison empfängt der Club einen Gegner, der gerade seinen Trainer wechselte. Vor den Berlinern waren dies Hannover und Bochum.

Das karnevalistische Treiben in Köln und Mainz hat eine lange Tradition - ganz im Gegensatz zu den gemeinsamen Pflichtspielterminen der rheinischen Frohnaturen. In der Bundesliga wurde dieses Duell lediglich zweimal ausgetragen, in der Saison 2005/06, als jeweils Heimsiege zustande kamen. Dass diese zarte Gesetzmäßigkeit fortbesteht, dürfte verstärkt im Interesse der Kölner liegen, die auf eigenem Rasen noch sieglos sind. Der letzte Vergleich im RheinEnergieStadion, in der Saison 2007/08, war von besonderer Bedeutung: Beide konnten den Bundesligaaufstieg perfekt machen - Köln schaffte es mit einem 2:0-Erfolg.

Zum Ausklang des neunten Spieltages steht das Westderby zwischen Dortmund und Bochum auf dem Programm. Beim favorisierten BVB muss Trainer Jürgen Klopp auf kurzfristig erfolgte Ausfälle im Mittelfeld (Hajnal, Tinga) reagieren, die auch Fragen nach dem zu spielenden System aufwerfen. Die Antwort auf Bochums Torhüter-Problematik heißt, wie in den beiden Partien zuvor, Andreas Luthe, der beim VfL ursprünglich als Keeper Nr. 4 in die Saison gegangen war. Vor dem Westderby streiten sich am Sonntag noch zwei Mannschaften um die Punkte, deren aktuelle Tendenz recht unterschiedlich ausfällt: Meister VfL Wolfsburg kann nach sieben Punkten aus den drei letzten Begegnungen den Blick wieder nach vorn richten, derweil Mönchengladbach nach vier Niederlagen gefährlich abrutschte (Platz 15). Die Gäste sind klarer Außenseiter, aber einen positiven Aspekt konnte Michael Frontzeck doch vermelden: Das Comeback von Filip Daems. „Es ist für Filip nach fünf Monaten das erste Bundesligaspiel und ich erwarte keine Wunderdinge von ihm. Aber es ist gut, den Kapitän wieder an Bord zu haben.“

André Schulin